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Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Mythor wollte den Schrat schützen, doch er sah verblüfft, wie der Stock in seiner Hand zu etwas Lebendigem wurde, das sich wand wie eine Schlange. Die beiden Frauen starrten darauf und entspannten sich merklich. Sie ließen ihre Hämmer sinken. Dann wandte sich eine um und ging zum Feuer zurück. Die andere verschwand im Nebel.
    Fryll pfiff leise durch die Zähne. »Toller Zauber«, stellte er befriedigt fest. »Ich hab’ ihn noch nie versucht.« Und zu Mythor sagte er: »Du hättest doch soviel Schönheit nicht getötet, nicht wahr?«
    »Sie hatten weniger Skrupel«, erwiderte Mythor. »Aber der Zauber ist gut. Sah einfach aus…«
    »Er ist nicht leicht.«
    »Kannst du ihn wiederholen?«
    »Einmal vielleicht. Hier ist keine Kraft, die mir hilft. Mit Raegeseder wäre ich mächtiger. Der Nebel beginnt zu steigen. Wenn sie uns erwischen, werden sie uns braten.«
    »Sind sie Kannibalen?«
    Fryll antwortete nicht. Mythor sah, daß der Schrat auf eine Kruukfrau starrte, die vor einer Hütte stand und seinen Blick erwiderte.
    »Raegeseder«, sagte Fryll triumphierend.
    Die Frau kam auf ihn zu.
    Mythor wollte sich ihr mit der Klinge in den Weg stellen, da er den Schrat in der Gegenwart dieser in der Tat üppigen Frauen nicht mehr für zurechnungsfähig hielt. Doch Fryll hielt ihn zurück.
    »Das ist Raegeseder«, erklärte er. »Der Freund, den ich suche. Ich wußte, daß er mich finden würde…«
    »Du hast mir nicht gesagt, daß du eine Kruukfreundin hast«, sagte Mythor verblüfft.
    Seine Verblüffung wuchs allerdings noch, als er sah, wie die Frau sich veränderte, während sie ging. Sie wurde durchscheinend. Die üppigen Kruukformen lösten sich auf, als wären sie nicht wirklich gewesen. Die Gestalt schrumpfte bis zur Größe Frylls und festigte sich wieder. Dies alles geschah in der Bewegung des Gehens.
    »Raegeseder«, wiederholte Fryll freudig und schloß die Gestalt in die Arme. Sie glichen sich nun wie ein Schrat dem anderen, mehr noch, Raegeseder war ein Abbild Frylls.
    »Seine Magie«, sagte Fryll glücklich, als er Mythors Verwirrung gewahr wurde.
    Auch andere hatten die Verwandlung beobachtet. Ein Dutzend Kruukgestalten standen um sie herum. Die Mehrzahl waren Frauen, aber auch einige Krieger waren dabei.
    Der Nebel hatte sich merklich gelichtet. Immer mehr Kruuks kamen herbei. Viele trugen die gefürchteten Hämmer. Ihre Verwirrung begann sich zu legen. Mythor sah, daß nicht mehr viel Zeit blieb. Durch das Tor in den Palisaden, das der aufsteigende Nebel enthüllte, strömten immer mehr Krieger zurück ins Dorf.
    »Ilfa!« brüllte Mythor mit aller Kraft. »Ilfa!«
    Einen Augenblick war Totenstille im Dorf.
    Dann kam aus einer der Hütten Antwort.
    »Mythor! Ich bin hier! Im Haus des Häuptlings! Myth…!«
    Ihre Rufe brachen abrupt ab.
    Da erholten sich auch die Umstehenden von ihrer Überraschung. Sie hoben drohend ihre Hämmer und ihre Fäuste und schoben sich näher. Die Verwandlung der Kruukfrau zum Schrat hatte ihnen zwar genug Respekt eingeflößt, daß sie sich nicht sofort auf sie stürzten, aber in ihren einfachen Schädeln hielt die Angst vor der Zauberei nicht lange genug an. Nichts würde sie aufhalten, außer dem Tod.
    Mythor gab den Plan auf, zu den Hütten zu springen, wo er Ilfas Stimme vernommen hatte, und das Mädchen mit Gewalt herauszuholen. Es war bereits zu spät für alles außer der Flucht. Und selbst für diese standen die Chancen nicht mehr gut.
    »Zur Mauer zurück!« zischte Mythor.
    Er sprang so plötzlich los, daß die Kruuks hastig zurückwichen. Er schlug mit der Klinge um sich, das verschaffte ihm genügend Bewegungsfreiheit für einen Zickzacklauf zur Mauer. Aus den Augenwinkeln sah er, daß die beiden Frylls ihm folgten, und daß der eine wild mit dem Stock fuchtelte. Irgendein Zauber mußte dabei im Gang sein, denn die Kruuks wichen vor ihm zurück, manche stürzten sogar zu Boden.
    Als die drei die Mauer erreichten, ging ein Aufheulen durch das Dorf – wütend und triumphierend. Wütend, daß sie sich so lange an der Nase herumführen hatten lassen; triumphierend, weil die Fliehenden keine Aufstiegsmöglichkeit an der glatten Mauer fanden.
    Fryll war so erschöpft, daß er kaum noch seinen Stock halten konnte. Den Dolch hatte er längst weggeworfen. Mythor versuchte ihn hochzustemmen, doch der Schrat war zu kurz.
    Resignierend wandte er sich den Kruuks zu. »Wenigstens haben wir den Rücken frei.«
    Er riß den Bogen von der Schulter und sandte zwei der

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