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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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nutzloser Taugenichts.
    Den nächsten Kranken plagte ein schlimmes Fieber. Er wälzte sich im Delirium hin und her; ein Novize saß bei ihm und wischte ihm mit einem nassen Schwamm vorsichtig den Schweiß von der Stirn.
    »Kommt er durch?«, fragte sie leise und dachte an ihren Vater. Sie hatten sie bis zuletzt von ihm ferngehalten …
    »Es liegt in Gottes Hand, aber es besteht Hoffnung.«
    »Und die beste Behandlung ist, ihn so zu waschen?«
    »Ja. Wir verwenden Kräuter, um seine Körpersäfte im Gleichgewicht zu halten und Teufel zu verscheuchen.«
    »Eisenkraut und Betonie?«
    Der Mann betrachtete sie mit neu gewonnenem Respekt. »Ja, Mylady. Und Pimpernell.«
    Sie gingen weiter, vorbei an einigen anderen Männern, deren Genesung gute Fortschritte machte; einer von ihnen hatte allerdings sein rechtes Auge eingebüßt.
    »Ich hatte gehofft, einen Mann namens Bert hier zu finden.« War er an der Stichwunde gestorben – der Wunde, die ihm nur zugefügt worden war, weil sie so darauf beharrt hatte, dass sie in den Kampf um Carrisford eingreifen sollten?
    Sie drehte sich zu Bruder Miles um.
    »Ah, der liegt separat in einem kleinen Zimmer, Lady. Wollt Ihr ihn sehen? Ich fürchte, er bietet keinen schönen Anblick.«
    Armer Bert. »Ja«, sagte Imogen, »ich möchte ihn sehen.«
    Es war eine schmale, kühle Zelle mit weißen Wänden und einem Kruzifix über dem Bett. Ein alter Mönch hielt Wache, in stilles Gebet vertieft. Der einst kräftige Bert war abgemagert, seine Haut hatte die Farbe von altem Elfenbein. Bei jedem anstrengenden Atemzug gab er ein seltsames, gurgelndes Geräusch von sich.
    »Eine Wunde in der Brust«, erklärte Bruder Miles mit leiser Stimme. »Eine tiefe Dolchwunde, schwer vereitert. Es besteht kaum Hoffnung auf Genesung, aber es zieht sich hin. Manchmal denke ich, es wäre besser … Aber dann erholt sich einer doch wieder, wenn auch selten. Oder es geschieht ein Wunder. Und nicht zuletzt verkürzt diese Leidenszeit seine Zeit im Fegefeuer. Es liegt eben in Gottes Hand.«
    Ein widerwärtiger Geruch lag in der Luft, der Imogen an das Sterbezimmer ihres Vaters erinnerte. Der Geruch von Eiter und verwesendem Fleisch. »Er sieht aus, als wäre er bewusstlos.«
    »Die meiste Zeit ist er das auch, und wenn er zu sich kommt, weiß er, glaube ich, nicht, wo er ist. Wenn ein Mensch so etwas übersteht, kann er sich danach nur selten an etwas davon erinnern, und das lässt mich hoffen, dass Bert nicht wirklich leidet.«
    Just in diesem Moment warf sich Bert auf seinem Lager umher und stöhnte etwas Unverständliches. Der alte Mönch betete lauter, als wollte er die Äußerungen des Patienten übertönen.
    Imogen beugte sich unwillkürlich nach vorn und legte dem Verwundeten eine Hand auf die Schulter. Sein Körper war heiß vom Fieber.
    »Bleib still liegen, Bert«, sagte sie tröstend. »Das viele Herumwälzen schadet dir nur. Möchtest du etwas trinken?«
    Er sagte nichts, aber er sah sie an, und Delirium oder nicht – sie wusste, dass er sie erkannte und dass er litt. Ihretwegen.
    Hätte sie nicht darauf bestanden, nach Carrisford hineinzureiten, während die Kämpfe noch andauerten, dann säße Bert jetzt wohl mit den anderen und ein paar Huren oben in der Burg und würde es sich gut gehen lassen.
    Er hatte ihre Frage nicht beantwortet, doch Imogen schenkte etwas Wasser in einen Becher und flößte es ihm vorsichtig ein. Ein großer Teil rann zwar über sein Kinn auf die Brust, doch ein wenig schluckte er.
    Sie blickte zu Bruder Miles auf. »Ich möchte ein bisschen hierbleiben.« Sie meinte, bis er gestorben war.
    »Es könnte gut und gern bis in die Nacht hinein dauern, Lady«, erwiderte der Mönch zweifelnd.
    »Das macht mir nichts aus. Schickt einen Mann meiner Eskorte mit einer Nachricht zur Burg zurück.«
    Die Mönche berieten sich, und dann schlurfte der ältere fort und überließ Imogen seinen Hocker. Bruder Miles zog sie für einen Augenblick aus dem Zimmer. »Man kann nicht viel mehr tun, als ihm ab und zu mit dem Aufguss die Stirn abzuwaschen. Um die Zeit des Tagesschlussgebets werde ich einen lindernden Arzneitrank bringen.« Er musterte sie noch immer etwas skeptisch.
    »Ich habe wenig Erfahrung mit Wunden, Bruder, aber ich habe schon öfter Krankenwache gehalten.«
    »Ja, Lady, aber wie ich sagte, es könnte sich hinziehen. Und manchmal werden solche Patienten gewalttätig, wenn es mit ihnen zu Ende geht.«
    »Dann rufe ich um Hilfe. Es ist meine Schuld, dass er in diesem Zustand

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