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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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nahm sie im Saal das Mittagessen ein. Weil die meisten Männer entweder bei der Jagd oder auf Wache waren, war sie ziemlich allein. Lancaster allerdings war bei ihr, und er beobachtete sie wie ein Falke. Und auch Wulfgan war da – und schien zu versuchen, bis auf den Grund ihrer Seele zu sehen. Sie wollte ein weiteres Zusammentreffen mit ihm auf jeden Fall verhindern, aber ihn einfach nach Grimstead ins Kloster zu schicken, brachte sie nicht fertig.
    Mit Erleichterung dachte sie plötzlich an ihren Plan, zur Abtei in Grimstead zu reiten, um die Verwundeten aufzusuchen, die dort versorgt wurden, und dabei womöglich etwas zu lernen. Vielleicht konnte sie auch mit dem Abt sprechen – über Lust und über falsche Eide. Vielleicht gab es ja einen Weg, von der Sünde des Meineids freigesprochen zu werden, ohne die Wahrheit zu bekennen.
    Sie brauchte eine Eskorte. Heute war auch Renald bei der Jagd; Sir William führte das Kommando zur Verteidigung der Burg.
    »Eine Eskorte, Lady Imogen?«, fragte er argwöhnisch. »Aber warum möchtet Ihr denn zum Kloster reiten?«
    Dieser Dummkopf glaubte offenbar, sie wolle fliehen. Was in aller Welt meinte er denn, wohin sie gehen könnte? »Ich möchte nach den Verwundeten sehen«, erklärte sie ihm. »Es ist meine Pflicht, mich um sie zu kümmern.«
    »Die sind gut versorgt, Mylady, und ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, dorthin zu reiten.«
    »Sir William, es sind kaum mehr als drei Meilen! Das Kloster liegt fast noch in Sichtweite des Hornbläsers. Was sollte mir denn da mit einer ausreichend starken Eskorte schon passieren?«
    »Mir gefällt die Sache nicht.«
    Imogen verlor die Geduld. »Sir William«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen, »wenn Ihr mir keine Eskorte bereitstellt, dann werde ich allein reiten. Solange Ihr mich nicht mit Gewalt daran hindert, werdet Ihr mich nicht aufhalten können.«
    Er sah drein, als würde es ihm die größte Freude bereiten, sie gewaltsam zurückzuhalten und am besten gleich noch einzusperren, doch er gab nach und wählte schließlich mit großem Unwillen sechs Männer aus, die sie begleiten sollten.
    Es war nur ein kleiner Sieg, aber er wirkte ermutigend. Imogen fand es herrlich, draußen im Freien zu sein und auf einem eigenen Pferd zu reiten. Es war nicht ihre liebe Ysolde, sondern ein ziemlich großer, knochiger Brauner, aber er gehorchte brav, und das beförderte ihre gute Laune.
    Auf halbem Weg zum Kloster kamen ihr plötzlich Bedenken, ob sie durch das Reiten ihre Jungfräulichkeit verlieren könnte. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass jegliche Nachwirkungen ihrer Hochzeitsnacht hinter ihr lägen, und hoffte, dass das der Realität entsprach. Lancaster durfte keinen weiteren Anhaltspunkt für seine Zweifel bekommen.
    Der Pförtner der Abtei begrüßte die Tochter des Klosterpatrons, nun die neue Patronin, mit großer Freundlichkeit. Imogen war enttäuscht zu erfahren, dass Abt Francis in Wells war, um dort kirchlichen Geschäften nachzugehen, aber wenigstens konnte sie ihr anderes Vorhaben umsetzen.
    Bruder Miles, der die Krankenstation leitete, ließ leichte Bedenken erkennen, ob es klug sei, dass Lady Imogen die Verwundeten besuchte. Er erinnerte sich gut an die Zeiten ihres Vaters, in denen man sie mit keinerlei Unannehmlichkeiten hatte konfrontieren dürfen. Bei aller Freundlichkeit beharrte sie jedoch darauf, und so gab er schließlich nach, wenngleich seine Skepsis blieb.
    Er führte sie zu den zehn Betten, in denen die bei der Rückeroberung von Carrisford verwundeten Männer lagen. Einer hatte ein Bein verloren, es war von einem Fass zerquetscht worden.
    Der Mann war bleich und hager, aber guter Dinge. »Macht Euch keine Sorgen, Lady«, sagte er. »War mein eigener Fehler, nicht der Eure. War halt einfach leichtsinnig, ja, leichtsinnig war ich.«
    »Trotzdem«, meinte Imogen, »es ist in meinen Diensten geschehen, also werde ich zusehen, dass du ein Auskommen erhältst.«
    »Großzügig von Euch, Lady, aber Lord FitzRoger kümmert sich um mich. Hat er schon gesagt.«
    »Er war hier?«, fragte sie den Mönch und den Soldaten.
    »Gewiss, Mylady«, antwortete Bruder Miles. »Fast jeden Tag.«
    »Na sicher«, meinte der Mann und zeigte grinsend einen abgebrochenen Zahn, »hat auch recht geschimpft, dass ich so in der Klemme stecke, aber er kümmert sich schon um mich.«
    Sie fragte sich, wann ihr Gemahl für diese Besuche Zeit gefunden hatte, und fühlte sich im Vergleich zu ihm wie ein

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