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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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eingeflößt. Und angedeutet, dass Imogens Anwesenheit und ihr Reden dem Mann die letzten Stunden womöglich erleichterten.
    Berts Atmung ging mittlerweile noch schwerer, und manchmal dachte Imogen schon, sie habe aufgehört, aber dann setzte sie mit qualvoller Mühe und Geräuschen wie von einem alten Blasebalg doch wieder ein. Diese Töne, hatte sie bemerkt, kamen nicht aus seiner Kehle, sondern von der offenen Wunde in seiner Brust. Ihr fiel auf, dass sie stumm für seinen baldigen Tod betete – um seinet-, nicht ihretwillen. Aber sie redete immer weiter.
    »Als ich klein war, hatte ich ein Hündchen. So ein kleines Fellknäuel, ganz goldbraun. Ich nannte ihn Honigkuchen, und das war wirklich albern, weil er ja größer wurde und dann auf keinen anderen Namen mehr hören wollte. Ein feiner Hund für die Vogeljagd, und ein treuer Freund. Danach hatte ich seine Töchter, das waren auch gute Hunde, aber nicht so wie ihr Vater. Warbrick muss sie getötet oder gestohlen haben. Wie auch die meines Vaters …« Die aufkommenden Erinnerungen ließen ihre Stimme versiegen.
    So viel Tod, auch wenn sie selbst gar nicht viel davon gesehen hatte. Aber hier hatte sie ihn direkt vor sich.
    Imogen blickte auf und bemerkte FitzRoger. Er lehnte am Türrahmen und beobachtete sie. Hinter dem hohen, schmalen Fenster ging die Sonne unter, sodass seine reglose Gestalt kaum zu erkennen war.
    Etwas wie eine ungute Ahnung jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Dennoch legte sie einen Finger auf den Mund.
    Er forderte sie mit einem Kopfnicken auf, mit ihm nach draußen zu gehen, doch sobald sie versuchte, sich zu bewegen, umschloss Berts Hand die ihre mit überraschender Kraft.
    Sie blickte hilflos zu FitzRoger und bemerkte seinen verkniffenen Mund.
    »Bert«, sagte sie. »Ich muss einen Moment weggehen. Aber ich verspreche dir, ich komme gleich wieder.«
    Widerstrebend ließ seine Hand sie los, und Imogen ging mit klopfendem Herzen mit FitzRoger auf den Flur hinaus.
    »Was tust du hier?«, begann er. Er sprach leise, doch sein Groll war unüberhörbar. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so sehr verärgert erlebt zu haben.
    Sie wusste nicht, weshalb er so zornig war. »Ich besuche die Verwundeten.«
    »Das hast du noch nie getan.«
    »Mein Vater hat es mir nicht erlaubt, und deshalb dachte ich bisher nicht daran …«
    »Vielleicht sollte ich es dir auch nicht erlauben.«
    »Warum nicht?«
    Jetzt erst bemerkte sie, dass er noch immer seine Jagdkleidung trug und voller Blut und Schmutz war. Sie konnte nicht umhin, die Nase zu rümpfen.
    »Beleidige ich deinen feinen Geruchssinn?«, fragte er trocken. Sein drohender Ton hatte sich jedoch bereits deutlich abgeschwächt.
    »Du tätest gut daran, ein Bad zu nehmen.«
    »Das hatte ich auch vor, aber leider war meine Gemahlin nicht da, um mir den Rücken einzuseifen.«
    Die Erinnerung, die diese Bemerkung heraufbeschwor, ließ Imogen erröten. »Es tut mir leid. Ich wäre bei deiner Rückkehr schon wieder zu Hause gewesen, wenn es nicht um Bert ginge.«
    Er blickte ihr in die Augen. »Du hattest nicht vor, hierzubleiben?«
    »Ich bezweifle, dass sie das zulassen würden, und warum auch … ? Dachtest du, ich sei hierher geflüchtet?«
    »Der Gedanke kam mir, ja. Deine Nachricht hörte sich an, als wolltest du hier bleiben; von Rückkehr war keine Rede.«
    »Oh, das tut mir leid. Das hatte ich nicht beabsichtigt.« Dass er dachte, sie wolle womöglich weglaufen, überraschte sie.
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, nur unterlegt vom fernen, ab- und anschwellenden Gesang der Mönche und dem schweren Atmen des Sterbenden.
    »Ich muss zurück«, sagte sie.
    Doch als sie gehen wollte, hielt er sie fest. »Ich kann dich nicht Lancaster überlassen, Imogen.«
    Sie hatte darüber nachgedacht und sich gefragt, ob sie nicht doch zulassen sollte, dass Lancaster seine Pläne verfolgte. Diese Ehe, vollzogen oder nicht, brachte FitzRoger in große Gefahr. »Der König hat dem Grafen eine andere reiche Braut versprochen«, sagte sie. »Das könnte er ja für dich auch tun.«
    »Aber keine, deren Land so günstig an meines grenzt.«
    Imogen versuchte vergeblich, aus seinen Worten etwas anderes herauszuhören als rein praktische Erwägungen. Die Grundlagen ihrer Übereinkunft hatten sie einander ja schon vor Tagen offengelegt: seine Macht und Stärke und ihr Reichtum.
    »Vielleicht findet er eine Braut für dich, die sich im Bett nicht gegen dich wehrt«, flüsterte sie.
    Er ließ ihren Arm

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