Fluch der Leidenschaft
zu seiner vollen Größe auf. »Also gut, Bastard. Was nun?«
»Nun töte ich dich. Du hast viele Sünden auf dich geladen, für die du es verdienen würdest zu sterben, aber du wirst dafür sterben, dass du meine Gemahlin berührt hast.«
Warbrick lachte. »Ich habe sie nicht nur berührt! Hat sie dir gesagt, was da oben geschehen ist? Natürlich nicht. Sie würde es abstreiten.«
Imogen wollte protestieren, doch FitzRoger brachte sie mit einer Geste zum Schweigen.
»Sie würde mich nicht belügen. Wie auch immer, leiden wirst nur du. Schild.«
Es war nur ein Wort, doch im nächsten Augenblick hatte man ihm bereits einen Schild gereicht.
»Und einen für ihn.«
Zögernd gab man auch Warbrick einen Schild. Imogen tröstete sich damit, dass er nicht groß genug war, die Leibesfülle dieses Mannes abzudecken.
Sie zog FitzRoger etwas nach hinten; er ließ es zu.
»Das ist Wahnsinn!«, zischte sie. »Häng ihn auf. Er verdient es.«
»Ich habe versprochen, ihn für dich zu töten«, erwiderte er ruhig und bewegte seine Schulter.
»Dann mach es mit einem Seil.«
»Nein.«
»Ich nehme meine Forderung zurück. Lass den König die Sache regeln.«
»Nein. Er muss durch meine Hand sterben.«
Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. »Du bist dazu nicht in der Verfassung!«, protestierte sie. »Du hast die Pfeilwunde, und es ist ein Wunder, dass der Knüppel dir nicht die Schulter gebrochen hat!«
Er verschloss ihr grob den Mund mit der Hand. Seine Augen waren kalt von der tödlichen Wut, die ihn ergriffen hatte. »Du bist jetzt still«, erklärte er. »Du bleibst hier stehen, wo es sicher ist, und schaust still zu, wie es einer guten Gemahlin geziemt.«
Als er sie losließ, fauchte sie: »Und was soll ich tun, wenn du verlierst?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich muss dich wohl verprügeln, wie? Wenn ich verliere, dann gib dich wenigstens nicht dem Sieger hin.«
Wütend schaute sie ihm nach, wie er weghumpelte. Nur ein steifes Bein? Sie bezweifelte es. Hätte sie geglaubt, Aussicht auf Erfolg zu haben, dann hätte sie seinen Männern befohlen, ihn wieder an den Baum zu fesseln, während sie Warbrick eigenhändig erhängte.
Aber sie würden ihr niemals gehorchen.
Plötzlich hatte sie eine Idee.
Eine Idee, die sie entsetzte.
Doch in den letzten Tagen hatte sie so viele Dinge getan, die sie entsetzten, dass es auf eines mehr oder weniger kaum mehr ankam. Bevor ihre Nerven endgültig versagten, hob sie einen faustgroßen Stein auf und ließ ihn auf den ungeschützten Kopf ihres Gemahls niedersausen.
Sie wollte ihn auf keinen Fall töten, deshalb dachte sie einen schrecklichen Augenblick lang sogar, sie hätte nicht fest genug zugeschlagen. Er taumelte und drehte sich zu ihr um, ungezügelte Wut funkelte in seinen Augen.
Dann brach er vor ihren Füßen zusammen.
19
»Bei den Wunden des Heilands!« Renald brachte das Entsetzen, das in den Gesichtern aller Männer stand, zum Ausdruck.
Aller Männer bis auf Warbrick. Der lachte schallend. »Du weißt, dass er gegen mich keine Chance hat, wie?«
Imogen blickte ihm in die Augen. »Tötet ihn«, sagte sie dann eisig zu den Männern. »Es ist mir egal, wie. Tötet ihn.«
Eine unheimliche Stille entstand, dann legte ein Bogenschütze ungerührt einen Pfeil an und schoss. Mit einem Fluch fing Warbrick das Geschoss mit dem Schild ab, doch ein zweites traf ihn in den Arm. Imogen beobachtete, wie ihr Todfeind mit Pfeilen gespickt wurde wie einst FitzRoger, nur dass dieses Mal kein schützender Panzer mit im Spiel war.
Warbrick war kein Feigling. Er versuchte, auf seine Angreifer loszugehen, doch Krieger mit eisigen Mienen hielten ihn in Schach. Er wurde zum Ziel von immer mehr Pfeilen; brüllend torkelte er umher und gebärdete sich wie ein wild gewordenes Tier. Dann senkte sich endlich ein Pfeil tief in seine Brust, und er brach mit einem letzten Schrei im Todeskampf zusammen.
Eine unheimliche Stille entstand.
Angeekelt und ernüchtert wandte sich Imogen ab, um die letzten Zuckungen des Mannes nicht sehen zu müssen, und fragte sich, was ihr Gemahl jetzt wohl mit ihr tun würde. Heftige Schauder schüttelten sie. Sie hatte tatsächlich FitzRoger bewusstlos geschlagen, um zu verhindern, dass er etwas tat, was er wahrscheinlich als eine Ehrensache betrachtet hätte …
Sie rechnete fast damit, dass er ihr gegenübertrat, die grünen Augen noch immer vor Wut blitzend, doch er lag gefesselt am Boden.
»Ich musste ihm noch einen zusätzlichen Klaps geben«, sagte
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