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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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wollte sichergehen, dass die nächste Botschaft den König erreichte. Henry würde Warbrick vernichten, wie er es verdiente, und Imogen sich dann in Ruhe mit der Wahl eines Gemahls beschäftigen.
    Sie rief sich ihre bisherigen Freier ins Gedächtnis und stellte zu ihrer Verwunderung fest, dass sie mit keinem von ihnen zufrieden war. Unter dem sicheren Schutz ihres Vaters waren sie alle passabel gewesen, doch nun wurde ihr klar, dass der eine zu dumm gewesen war, der andere zu grausam, der nächste zu unbeholfen, ein weiterer zu eitel, wieder ein anderer zu alt …
    FitzRoger kam auf einer seiner wiederkehrenden Inspektionen vorüber und lenkte seinen Kastanienbraunen an ihre Seite. »Ihr runzelt die Stirn, Lady. Habt Ihr Schmerzen?«
    »Nein, Mylord.«
    »Seid Ihr müde? Wenn ja, tut es mir leid, aber wir können nicht anhalten.«
    »Ich langweile mich nur, Lord FitzRoger.«
    »Manche beten tagtäglich um ein langweiliges Leben, Lady Imogen. Ich fürchte, Ihr müsst Euch bis zum Beginn des Kampfes gedulden, wenn Euch der Sinn nach Aufregung steht.«
    Zu ihrem Ärger war er verschwunden, noch ehe sie etwas Passendes erwidern konnte. Sie drehte sich um, damit sie ihn weiter beobachten konnte. Hier und da verweilte er für ein kurzes Wort, einen Scherz oder eine Rüge. Einen Mann sah Imogen nach ein paar ruhigen Worten kreidebleich im Gesicht werden.
    Obwohl FitzRoger gesagt hatte, sie könnten nicht anhalten, taten sie dies dreimal – um die Pferde ausruhen zu lassen und zu tränken. Das Wohlergehen der Tiere war schließlich wesentlich wichtiger als das einer schlichten Erbin. Bei jedem Halt trug Sir Renald sie zu einem schattigen Platz und setzte sie auf einer Decke ab. Er blieb jedoch nie bei ihr, sondern begab sich mit FitzRoger auf die nächste Runde zur Inspektion der Männer und der Pferde, prüfend, ermutigend und ermahnend. Imogen hatte noch nie etwas mit dem Kriegshandwerk zu tun gehabt; nun begann sie zu ahnen, dass es dabei ebenso sehr auf gute Organisation und Planung ankam wie auf kämpferische Aktionen.
    Beim dritten Halt wurde Essen ausgegeben – Brot, Käse und Ale. Sir Renald brachte Imogen ihre Ration, begab sich dann jedoch wieder mit seinem Freund auf die übliche Runde. Nach einer Weile kamen die beiden zurück, ließen sich neben ihr nieder und teilten sich einen Laib Brot und einen Schlauch Bier.
    Es war kurz nach Mittag, und der Tag war heiß geworden. Sir Renald schob die Kapuze seines Kettenhemds zurück, sodass seine feuchten Haare sichtbar wurden. »Ich hasse es, im Sommer zu kämpfen«, murrte er.
    »Nimm ein wenig ab«, meinte sein Freund ohne jedes Mitgefühl.
    »Ich bin nicht fett«, hielt Sir Renald dagegen. »Nur ein unmenschliches Monster wie du würde die Hitze unter dickem Filz, schwerem Eisen und einem Wappenrock nicht spüren.«
    »Ich spüre die Hitze ebenso wie du«, erwiderte FitzRoger. »Aber über einen Feldzug freue ich mich bei jedem Wetter.« Er wandte sich Imogen zu. »Ich hoffe, Ihr seid nicht überhitzt, Lady.« Sein Ton ließ vermuten, dass der Satz mit den Worten »… denn ich kann dagegen absolut nichts unternehmen« hätte enden können.
    »Da ich nur zwei dünne Kleidungsstücke trage, Mylord, wäre es nicht angemessen, mich diesbezüglich zu beklagen.«
    Er musterte ihren dicken Bauch. »Frauen in Euren Umständen neigen dazu, auf Hitze empfindlich zu reagieren.«
    Imogen spürte ihre Wangen feuerrot anlaufen. Sie musste das Gespräch auf ein anderes Thema lenken. »Könnt Ihr mir sagen, was aus meinem Seneschall geworden ist, Mylord?«
    »Seltsam«, meinte er nachdenklich, »dass eine Erwähnung Eurer bevorstehenden Mutterschaft Euch ihn ins Gedächtnis ruft. Ich hätte nicht gedacht, dass ein älterer Mann nach Eurem Geschmack ist, aber Frauen sind nun einmal eigenartige Kreaturen …«
    Imogen wollte gerade heftig protestieren, als sie in seinem Blick einen Anflug von Humor entdeckte. Dieser Schuft wagte es, sie zu necken! Die einzige Reaktion auf eine derartige Unverschämtheit war, sie einfach zu ignorieren. »Er ist mein getreuer Diener«, erwiderte sie kühl.
    »Dann ist Euer getreuer Diener in Cleeve in sicherer und rücksichtsvoller Gefangenschaft.«
    Imogen starrte ihn entgeistert an. Er hielt Siward als Geisel fest. »Es wäre unehrenhaft, einen alten und getreuen Gefolgsmann zu misshandeln.«
    »Wenn Ihr Euch wohlverhaltet, wird er nicht misshandelt«, konterte FitzRoger unumwunden. Auf sein Zeichen hin begann sich das Lager aufzulösen –

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