Fluch der Leidenschaft
augenzwinkernd.
Der Seneschall wurde vor Verwirrung rot und zog sich rasch zurück.
Imogen blickte auf FitzRoger, den starken Mann an ihrer Seite. Die Menschen schienen zu glauben, dass dies ein Freudentag für sie war, dass sie glücklich sein sollte. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte sie angeschrien, dass sie sich für sie opferte, dass sie ein Opfer brachte, das so schlimm war wie der Gang nach Cleeve, nur dass dieses hier ein Leben lang dauerte.
Ach, hör auf damit, sagte sie sich. Es hat keinen Sinn, jetzt noch zu zweifeln und zu hadern. Du hast dir dein Bett gemacht, Imogen, also musst du jetzt auch darin schlafen.
Jeglicher Gedanke an ein Bett verursachte ihr Unwohlsein. Sie ergriff das rubinrote Glas, das an ihrem Platz stand, und leerte es in einem Zug.
»Den Liebespokal sollten wir eigentlich miteinander teilen«, bemerkte FitzRoger trocken und ließ den schönen Kelch erneut füllen. Dann setzte er ihn genau an der Stelle an, an der ihre Lippen ihn berührt hatten, und leerte ihn ebenfalls in einem Zug. »Wenn wir schon nicht teilen können«, bemerkte er dazu leicht sarkastisch, »dann können wir zumindest einander ebenbürtig sein.«
»Das sind wir ja wohl kaum.«
»Nicht? Dann unterhaltet den König, Gemahlin, während ich mich mit dem griesgrämigen Sir William begnüge. Das beweist unsere Ungleichheit.«
Imogen war erstaunt. Dachte er, dass sie seinen Rang niedriger einschätzte als den ihren?
Sie hatte ihn einen Niemand genannt; hatte das eine bleibende Verletzung verursacht?
Sie hoffte es, obwohl es eine stumpfe Waffe war. Bezogen auf den Besitz, der in diese Ehe eingebracht wurde, traf es zu, aber was zählte, war Macht, nicht Reichtum, und die Macht lag ganz in seiner Hand.
»Das erinnert mich an etwas«, sagte sie und holte den Schlüssel heraus. »Den behaltet Ihr am besten selbst, Mylord. Ich habe nichts, wo ich ihn sicher verwahren kann.«
Er nahm den Schlüssel an sich und drehte ihn zwischen den Fingern. »Habe ich keinen Dank für meine armseligen Gaben zu erwarten?«
Imogen spürte, wie sie errötete. »Aber … natürlich«, stammelte sie. »Es war gut von Euch, daran zu denken.«
»Aber sie können sich nicht wirklich mit dem messen, was auf Carrisford üblich ist? Ihr müsst Nachsicht üben. Ich hatte nicht so bald mit einer Vermählung gerechnet. Ich werde Wertvolleres in Auftrag geben.«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte Imogen. »Ich habe eine Menge …«
»Wenn Ihr Euch schließlich entscheidet, Eure Schatzkammern zu öffnen«, beendete er den Satz. »Aber Ihr müsst mir zumindest erlauben, Euch eine Morgengabe zu schenken …« – sein Blick begegnete dem ihren – »… morgen früh.«
Imogen schluckte. Die Morgengabe war ein Symbol seines Witwengeschenks an sie, doch sie sollte auch bezeugen, dass er mit seiner Gemahlin in jeder Hinsicht zufrieden war. Sie wollte ja gern duldsam sein, aber sie war sich sehr unsicher, ob ihn das allein zufriedenstellen würde.
Erleichtert darüber, dass dieser Wortwechsel beendet war, wandte sie sich dem König zu.
Henry hatte Musikanten seines Hofes mitgebracht und klopfte im Takt der Musik mit den Fingern auf den Tisch. Er schien mit dem Verlauf der Dinge sehr zufrieden zu sein. Imogen schob einige bittere Kommentare beiseite, die ihr hinsichtlich seiner Sorge bezüglich ihrer Person auf der Zunge lagen, und erinnerte sich daran, dass sie die Lady von Carrisford war und zu ihren Gästen höflich zu sein hatte.
Während sie die Finger in der dafür bereitgehaltenen Schüssel wusch, sagte sie: »Ich schulde Euch Dank dafür, Sire, dass Ihr mir zu Hilfe gekommen seid.«
Auch der König reinigte sich die Hände in dem parfümierten Wasser und ließ sie sich dann von seinem Kammerdiener abtrocknen. »Ich kam, sobald ich von Eurer Not erfuhr, Lady Imogen. Aber es wäre zu spät gewesen, fürchte ich, wenn Ihr Euch nicht schon selbst gerettet und tatkräftige Unterstützung herbeigeholt hättet.«
Die ersten Speisen wurden gereicht; der König gab ein Stück Geflügel auf ihr Vorlegebrett. Imogen warf einen Blick darauf. Obwohl sie den ganzen Tag gefastet hatte, war sie nicht sicher, ob sie festes Essen zu sich nehmen konnte.
»Ihr habt eine hohe Meinung von Lord FitzRoger, Sire.«
»Er ist ein vertrauenswürdiger Freund«, erwiderte Henry genüsslich kauend, »und davon habe ich wenig genug. Er wird Euch Sicherheit gewährleisten. Das hier schmeckt wunderbar.«
Ob ich es will oder nicht. »Er handelt wohl stets
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