Fluch der Leidenschaft
schön wie in der Nacht, als er ihren Rücken gestreichelt hatte.
Hatte es ihm letzte Nacht gefallen, sie zu berühren? Hatte er mehr empfunden als bloße Lust?
Imogen nahm ihren Mut zusammen. Sie kniete nieder und rollte ihre Ärmel hoch. Dann tauchte sie die Finger direkt in die glitschige Seife und begann, seinen Rücken ohne das Tuch zu massieren. Sie ließ die Hände an der Wirbelsäule entlang nach oben gleiten, eine Drehung machen und dann wieder nach unten wandern, die Finger den Rippenbögen und den Strängen seiner Muskeln folgen, nach oben, über die Schultern und wieder abwärts. Das seidige Gefühl seiner elastischen Muskeln unter ihren Händen entspannte sogar sie selbst.
Da es ihm nicht wehzutun schien, legte sie noch mehr Kraft in die Berührung, erkundete ihn bis auf die Knochen, und die Empfindung kroch durch ihre Hände und Arme bis in ihre Seele und überwältigte sie …
Sie merkte, dass ihre Beine anfingen zu schmerzen, und stand auf, doch sie konnte nicht widerstehen, zum Abschluss eine seiner feuchten Locken zu streifen.
Wieder in der Realität angekommen, fragte sie sich, wie er reagieren würde.
»Danke schön.« Es klang sehr weich, fast schläfrig. »Du kannst das sehr gut.«
Sie lächelte. Nein, sie strahlte breit über das ganze Gesicht. Es erfüllte sie mit einer tiefen Freude, dass sie offenbar etwas für ihn tun konnte, das ihnen beiden Freude bereitete.
»Soll ich dich jetzt abwaschen?«, fragte sie.
»Ja.«
Sie ließ ein wenig sauberes Wasser seinen Rücken hinunterrieseln und spülte den Seifenschaum weg.
Er schien wieder wach zu werden, streckte sich langsam, ließ die Muskeln spielen und stand schließlich auf, sodass das Wasser an ihm hinablief. Imogen konnte nicht umhin, einen Schritt zurückzutreten und den Krug zu umklammern.
Er blickte sie an, und falls da Entspannung in seiner Miene gewesen war, verschwand sie sofort hinter der Maske. »Das Handtuch?«, bat er.
Rasch stellte sie den Krug ab, reichte ihm das große Badetuch und versuchte dabei, den Blick von seinem Körper abgewendet zu lassen. Wie albern sie war. Sie bemerkte, dass er um die Hüften herum sehr wohl heller war, sehr hell sogar, und dass sein Glied nicht in einem beunruhigenden Zustand war. Sie atmete erleichtert auf.
»Vielleicht könntest du mir ein paar saubere Sachen zum Anziehen bringen, egal, was.«
Imogen war froh um diesen Anlass, sich von ihm abwenden und den Kopf in seinen Truhen vergraben zu können. »Einfach oder prächtig?«, fragte sie.
Er klang amüsiert. »Du hast die Wahl.«
Sie durchforstete seine drei Truhen und stellte fest, dass es keine leichte Wahl war. Sie fand alles Mögliche, von Leder bis zu feinen Stoffen. Er könnte den König ein weiteres Mal überstrahlen oder aber in schlichter, fast bäuerlicher Kleidung auftreten. Imogen wusste jedoch, dass das nicht wirklich eine Rolle spielte, denn FitzRoger war nicht auf Prunk und Pomp angewiesen.
Schließlich entschied sie sich für schwarze Beinkleider, ein weißes Oberteil und eine schwarze, in Grün und Gold eingefasste Tunika; das wirkte vornehm, ohne protzig zu sein. Dazu legte sie noch eine Leinenunterhose und grüne Strumpfbänder.
Sie drehte sich um und präsentierte ihm ihre Auswahl.
Er saß auf einer Bank, das Handtuch locker um die Hüften gebunden. Imogen wusste, sie sollte sich an den Anblick seines Körpers gewöhnen, aber das würde noch einige Zeit dauern, und so errötete sie erneut.
»Wenn du mich ein paarmal zusammengeflickt hast, findest du mich sicher nicht mehr beunruhigend.«
»Zusammengeflickt?«
Sein Blick wurde schärfer. »Versorgst du denn nicht die Kranken? Warum nicht?«
»D-doch«, stammelte sie. »Aber nicht … ich habe noch keine Wunden versorgt. Aber ich weiß, wie es geht … glaube ich.«
»Glaubst du«, wiederholte er trocken. »Dahinter steckt sicher wieder dein überfürsorglicher Herr Vater. Hat er dich von den Wunden ferngehalten oder von den Männern?«
»Du sollst nicht so über meinen Vater reden!«
»Ich rede, wie es mir passt, Imogen. Vielleicht konnte sich dein Vater ja eine Frau leisten, die lediglich zur Zierde seines Heims da war. Ich kann das nicht.«
Sie warf ihm die Kleider hin. »Dann hättest du mich eben nicht zwingen sollen, dich zu heiraten!«
Er stand auf, ließ das Badetuch fallen und zog die Unterhose an. »Ich habe dich nicht gezwungen, Imogen.« Dann fügte er noch spitz hinzu: »In keiner Weise.«
Imogen biss sich auf die Lippen.
Er zog die
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