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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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hinunterging, trug sie die Kleider, die FitzRoger ausgesucht hatte, und den schönen Gürtel. Sie hatte sich von Elswith Zöpfe flechten lassen, um ihren Status als verheiratete Frau zu betonen, doch einen Schleier konnte sie ohne einen Haarreif nach wie vor nicht tragen.
    Die im Saal versammelte Menge verfiel in Schweigen. An den Blicken der Männer erkannte sie, dass diese ihren Gemahl tatsächlich beneideten, und das freute sie. FitzRoger trat vor, um sie zur Hohen Tafel zu bringen und neben dem König Platz zu nehmen.
    »Ihr seid strahlend schön«, sagte Henry mit einem anzüglichen Grinsen. »Vielleicht versteht Ty seine Sache ja doch ganz gut.«
    Imogen schlug die Augen nieder, denn sie wusste, dass sie hochrot im Gesicht war.
    »Ah, der Charme der Unschuld. Schade, dass er so rasch vergeht. Ich möchte wetten, dass Ihr heute Nacht begieriger darauf seid, ins Bett zu hüpfen, habe ich recht? Keiner wird Euch mehr hineinschubsen müssen.« Imogen hätte sich vor Scham am liebsten unter dem Tisch verkrochen. »So etwas macht uns doch gleich allen den Mund wässrig«, fuhr der König fort. »Wo sind …« Er brach mitten im Satz ab, und Imogen hätte schwören können, gesehen zu haben, dass FitzRoger ihm ein Zeichen gegeben hatte.
    Die Huren waren nicht zu sehen.
    Anscheinend zeigte sich der König in dieser Angelegenheit nachgiebig. All dies offenbarte interessante Machtspiele: Henry war zwar FitzRogers Lehnsherr, aber er änderte sein Verhalten, ließ Imogen gewähren und kam ihr oder ihrem Gemahl entgegen.
    Weshalb?
    Es kam wohl stets darauf an, wer gerade was am dringendsten brauchte.
    Henry brauchte FitzRoger an seiner Seite. Ein König benötigte mächtige Männer, die für ihn im Land agierten, und natürlich zog er solche vor, denen er vertrauen konnte. Er ließ sie gewähren und belohnte diejenigen, die ihm die besten Dienste leisteten.
    Und bestrafte die, die ihren Pflichten nicht nachkamen.
    Galt das auch für ihre Beziehung zu FitzRoger? Was brauchte er von ihr? Letztendlich Söhne, doch für den Augenblick hatte er alles, was für ihn von Bedeutung war; es sei denn, sie machte publik, dass sie ihre Ehe noch nicht vollzogen hatten.
    Er würde sie also seinerseits gewähren lassen und sie belohnen, wenn sie pflichtbewusst war, und bestrafen, wenn sie es nicht war.
    Er hatte durchblicken lassen, dass dies auch umgekehrt galt. Das bedeutete, sie sollte ihn für seine Dienste belohnen – womit vermutlich der Schatz gemeint war. Dass dabei auch eine eventuelle Bestrafung FitzRogers mit inbegriffen war, glaubte sie allerdings nicht. Es war ja gut und schön, wenn er zwischen ihr und dem König Analogien zog, aber Tatsache war, dass sie nicht die Macht hatte, sich gegen ihn zu stellen, selbst wenn sie es wollte.
    Sie akzeptierte es. Dies war der Lauf der Welt.
    Die Dinge auf diese Weise zu betrachten erinnerte sie an das, was ihre Auseinandersetzung ausgelöst hatte – ihr Unvermögen, Kampfwunden zu versorgen. Er hatte recht, wenn er ihr deswegen Vorwürfe machte. Sie musste noch einiges lernen.
    Man hatte ihr zwar vieles beigebracht, ihr aber nie erlaubt, sich an ernsthaften Kriegsverletzungen oder den wirklich schlimmen Krankheiten zu üben. Vielleicht war das falsch von ihrem Vater gewesen, auch wenn es lediglich seine Absicht gewesen war, sie zu beschützen.
    Aber natürlich wollte sie auf jeden Fall in der Lage sein, FitzRoger gut zu versorgen, falls er einmal verwundet aus der Schlacht heimkehren sollte.
    Wo waren die Männer, die bei der Einnahme von Carrisford verwundet worden waren?
    Bestimmt hatte man sie zum nahe gelegenen Kloster Grimstead gebracht.
    Unter ihnen musste auch Bert sein, der durch ihren Leichtsinn verletzt worden war. Morgen würde sie dort hingehen und anfangen zu lernen.
    »Weshalb kommt es mir vor, als würdest du etwas im Schilde führen?«, murmelte FitzRoger.
    »Ich? Ich führe nichts im Schilde. Ich denke nur nach.« Aber sie wollte ihm noch nichts von ihren Plänen erzählen. Sie wollte ihn überraschen.
    Seine Augen schienen ihre Geheimnisse zu erkennen. »Worüber?«
    Sie blickte ihm in die Augen. »Darf ich nicht einmal eigene Gedanken haben?«
    »Wem könnten sie anders gehören als dir allein, jetzt, da du gelernt hast, eine Maske zu tragen?«
    »Habe ich das?«
    »Was?«
    »Gelernt, mich vor dir mit einer Maske zu schützen?«
    »Offenbar.« Er wusch sich die Hände; Imogen folgte seinem Beispiel und fragte sich, was seine Worte bedeuten mochten.
    Das Essen wurde

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