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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erreicht. Der goldene Isthmus, so wurde das Gebiet zwischen den beiden großen Ozeanen dieser Welt auch genannt. Jeannet zog sich rasch eine enganliegende Hose und ein Hemd an. Männersachen. Außerdem hängte sie sich die Lederschärpe mit ihrem Decken um und knotete das Haar zusammen.
    Dann ging sie an Deck.
    Lord Cooper stand zusammen mit seinem Zweiten Offizier Naismith am Bug. Jeannet kannte Naismith von vorherigen Treffen mit der SWORD FISH. Sie hatte ihn nie gemocht ---er sie umgekehrt wohl auch nicht. Jeannet hatte immer das Gefühl gehabt, dass dieser Mann mit dem eiskalten Blick in ihr Innerstes sehen konnte. Dass er genau wusste, was zwischen ihr und Lord Cooper vor sich ging. Sie hatte sich immer wieder gesagt, dass es wahrscheinlich nur ihre eigene Furcht war, die sie zu dieser Annahme getrieben hatte.
    Andererseits hatte Jeannet ein ziemlich gutes Gespür für das entwickelt, was ein Mensch an verborgenen Beweggründen so mit sich herumtrug. Anders hätte sie sich niemals an der Spitze ihrer Piratenmannschaft halten können. Ein derartiges Gespür war dafür ebenso überlebensnotwendig wie das Kaperglück.
    Die WITCH BURNING hatte geankert.
    Die SWORD FISH ankerte nur wenige hundert Yards entfernt. An beiden Schiffen hingen die Segel jetzt ziemlich schlaff von den Masten.
    Wahrscheinlich war es eher einer verborgenen Meeresströmung als dem Wind zu vedanken, dass sie die Küste noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht hatten.
    Jeannets Blick ging kurz hinüber zum Land.
    Es würde ihnen allen gut tun, mal wieder festen Boden statt der rutschigen Planken eines Piratenschiffs unter den Füßen zu spüren. Einen kurzen Moment nur blieb ihr Blick an Lord Coopers breitem Rücken haften.
    Ein wohliger Schauder erfasste sie bei dem Gedanken an das Geschehene und die Erinnerung ließ neue Lust, neues Begehren in ihr aufkeimen.
    Zügele dich! Lass nicht zu, dass man dir deine Gefühle an der Nasenspitze ansieht!, durchzuckte es sie.
    Und doch konnte sie nicht anders.
    Sie sah erneut zu Lord Cooper hin.
    Er drehte sich herum, schenkte ihr sein unnachahmliches Lächeln.
    "Sollen wir die Boote zu Wasser lassen?", fragte Joao, ein entlaufener portugiesischer Sträfling, den eine wechselvolle Lebensgeschichte auf Jeannets WITCH BURNING verschlagen hatte.
    "Ja, tut dies!", rief Jeannet. "Ich brauche zehn Mann, die eine Muskete benutzen können und sich am Ufer etwas umsehen! Und wenn möglich, sollte es einen Braten geben!"
    Ihre Befehle wurden weitergegeben.
    Das erste Beiboot wurde zu Wasser gelassen.
    Lord Cooper wandte sich zu ihr herum.
    "Werdet Ihr auch an Land gehen, Jeannet WITCH?"
    "Nun, Mylord, wenn ihr Euch traut, mit mir zusammen auf einem Beiboot zu weilen, dann dann könnten wir gemeinsam an Land setzen!" Sie lachte hell. Ihr Blick glitt zur Seite in Richtung von Naismith. "Aber Ihr habt Euren Schatten, der auf Euch Acht gibt!"
    "So wie Ihr!", erwiderte Cooper seinerseits mit Blick auf Ben Rider. Ein weiteres Beiboot wurde zu Wasser gelassen.
    Sowohl Jeannet als auch Lord Cooper stiegen an Bord der Barkasse. Ben Rider und Geoffrey Naismith waren ebenfalls mit von der Partie, außerdem noch etwa ein Dutzend weiterer Piraten. Alle schwer bewaffnet. Schließlich wusste niemand, ob sie sich nicht unwissentlich im Herrschaftsbereich eines kriegerischen Indio-Kaziken befanden. Jeannet beobachtete, dass auch von der SWORD FISH Beiboote zu Wasser gelassen wurden.
    Das Schiff des Lordberaters Ihrer Majestät ankerte etwas näher am Ufer, sodass Coopers Männer den Strand früher erreichen würden als die Piraten.
    Zwischendurch trafen sich immer wieder fast verstohlen die Blicke der beiden Kommandanten. Blicke, die mehr sagten, als tausend Worte. Blicke, in denen die Erinnerung an eine Vereinigung in stürmischer Liebe sich wiederspiegelte.
    Jeannet fürchtete, dass jedermann ihr anzusehen vermochte, was für eine Art von Beratungen in ihrer Kapitänskajüte stattgefunden hatte. Sollen sie sich nicht so haben!, dachte sie. Hatten diese Männer nicht auch ihre Abenteuer in weiblicher Gesellschaft, wenn die WITCH
    BURNING einen Piratenhafen anlief? Stand ihr, der Kapitänin, nicht dasselbe Recht zu?
    Offensichtlich nicht.
    Und Jeannet war vorsichtig und klug genug, um dies zu akzeptieren. So lauteten nun einmal die Spielregeln und es stand nicht in ihrer Macht, sie zu ändern.
    Die Beiboote näherten sich dem schneeweißen Strand. Einige hundert Yards dahinter begann ein dichter Wald. Dies schien ein fruchtbares

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