Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
zurück ins Wasser schoben und in Richtung der WITCH BURNING ruderten.
Ich werde nichts vermissen, dachte sie. In diesem Punkt hatte sie keinen Zweifel. Dasselbe galt für die Erwartung, dass sie nicht lang allein am Strand von Vigo bleiben würde...
Sie wandte sich nach Osten.
Wenn sie einfach der Küste folgte, konnte sie den Hafen nicht verfehlen.
Der Strand war flach und fast weiß.
Ein Ort, der sie an die Klüste Dariens in der neuen Welt erinnerte, wo sie sich das letzte Mal mit Donald getroffen hatte.
Sie wanderte den Strand entlang, zog dabei ihre Stiefel aus, trug sie unter dem Arm und ging barfuß.
Die Brandung umspülte ihre Knöchel.
Sie spürte ein Gefühl von Freiheit, das sie seit Jahren nicht gekannt hatte zumindest in dieser Form.
In der Ferne sah sie einen dunklen Punkt, der sich rasch näherte. Hufschlag drang durch das Rauschen der Brandung an ihre Ohren. Ein Reiter! , dachte sie und blieb stiegen. Sie blinzelte. Das Sonnenlicht flimmerte und blitzte auf der Wasseroberfläche. Der helle Sand blendete sie ein wenig.
Ein kräftiger, frischer Wind blies aus derselben Richtung, aus der der Reiter heran nahte und so wurde der Hufschlag immer lauter. Jeannet fühlte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Bist du es, Donald?, ging es ihr durch den Kopf. Wer sonst würde genau um diese Zeit, da die WITCH BURNING in Sichtweite von Vigo aufgetaucht war, hier reiten. Bei den Menschen aus der Gegend war es sicherlich eher anzunehmen, dass sie sich in Richtung Hafen bewegten. Schließlich bedeutete die Ankunft eines Schiffes Abwechslung und Neuigkeiten. Natürlich auch Verdienstmöglichkeiten, denn beim Löschen der Ladung wurden scharenweise Träger gebraucht. Das war in allen Häfen der Welt so.
Aber dieser Reiter hatte ein anderes Ziel.
Jeannet atmete tief durch, sog die klare, salzhaltige Luft in sich hinein. Noch lag das Gesicht des Reiters im Schatten des breitkrempigen Hutes, den er nach Art eines spanischen Landedelmanns trug. Ein Mantel wehte hinter ihm her.
Aber sie fühlte, dass nur er es sein konnte.
Donald.
Der Reiter preschte heran.
Schließlich zügelte er sein Pferd. Das Sonnenlicht beschien sein Gesicht.
Wie angewurzelt stand Jeannet da. Am liebsten hätte sie geschrien vor Glück, seinen Namen hinausgerufen, aber kein einziger Laut kam über ihre Lippen. Sie war wie gelähmt.
Er war es wirklich.
"Jeannet!", rief er, stieg von seinem Pferd, ließ achtlos dessen Zügel hinter sich und trat auf Jeannet zu.
"Donald!", flüsterte sie.
Dann gab es kein Halten mehr, sie lief auf ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und er fasste sie um die Taille, hob sie hoch und wirbelte sie einmal um sich herum. Ihre Lippen fanden sich zu einem ersten, flüchtigen und völlig überhasteten Kuss. Aber die Erinnerung an die alte Vertrautheit war sofort wieder da. Jeannets Blick verschmolz für Augenblicke mit dem ihres geliebten Lords.
"Ich bin froh, dich endlich wieder in die Arme schließen zu können", sagte er.
"Oh, Donald! Ich habe mich so nach dir gesehnt!"
"Jetzt wird es nichts mehr geben, was uns trennen kann, Jeannet. Es ist alles vorbereitet. Von nun an bist du Dona Joana, die Frau von Francisco Paya de Aranjuez, dem Sohn eines langjährigen spanischen Diplomaten am Hof des Großfürsten von Nowgorod." Donald lächelte verschmitzt.
"Da er von slawischen Ammen aufgezogen wurde, lernte er die spanische Sprache erst im Erwachsenenalter, was bis heute zu hören ist, zumal er kaum je spanischen Boden betrat, wo er seinen Zungenschlag hätte verbessern können. Er diente nämlich..."
"Sprich weiter Donald. Sprich einfach weiter. Ich habe deine Stimme so lange nicht gehört..."
"In Flandern wartet ein Landgut auf uns. Es hat mich einige Mühe gekostet, es auf verdeckten Pfaden zu erwerben. Aber es ist mir schließlich gelungen."
"Was ist mit deiner Königin?"
"Sie glaubt mich auf einer Mission in Irland verschollen. Du weißt sicher, dass es dort ständig irgendwelche Aufstände gegen die englische Besatzung gibt. Und die allesamt papistischen Rebellen sympathisieren natürlich mit den Spaniern. Wenn es nach ihnen ginge, könnte Philip II. gar nicht schnell genug in London einmarschieren."
"Oh, Donald."
Sie küssten sich erneut. Diesmal vorsichtiger und kundiger. Jeannet fühlte sowohl wilde Leidenschaft als auch ein tiefes, überwältigendes Gefühl von Liebe und Verbundenheit in sich aufkeimen. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Angenehme Schauder überliefen ihren Rücken. Es
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