Fluch der Nacht: Roman
dem Spiel stehen.«
Lucian nickte ernst. »So ist es.« Dieses Eingeständnis kam einer Entschuldigung gleich. »Aber niemand wird meiner Frau drohen oder ihr Vorschriften machen. Wir entscheiden selbst über unser Handeln.«
»Dann seid ihr also bereit, unser Volk zu entzweien?«, fragte Gregori. »Euch über eine Entscheidung hinwegzusetzen, die unser Prinz trifft?«, schleuderte er seinem Bruder entgegen, der in ihrer Gemeinschaft eine Legende war.
Bevor Lucian antworten konnte, legte Jaxon die Hände an sein Gesicht. »Sag mir jetzt die Wahrheit. Wenn ich mit dir auf Jagd gehe, lenke ich dich dann ab, wie Gregori meint? Bist du dann meinetwegen in größerer Gefahr?« Sie schaute ihm unverwandt in die Augen und ließ nicht zu, dass er den Blick abwandte.
»Es ist mein Risiko.«
Jaxon holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. »Du hättest es mir sagen sollen.«
»Wozu? Du kannst nicht zu Hause sitzen. Wenn du es könntest, hätte ich es dir längst befohlen, aber es liegt nun einmal in deiner Natur, aktiv und tatkräftig Gerechtigkeit zu suchen.« Er zog sie liebevoll an seinen starken Körper. »Hätte ich nicht vollstes Vertrauen in meine Fähigkeit, uns beide zu beschützen, würde ich dich bestimmt keiner Gefahr aussetzen.« Lucian warf seinem Bruder einen kühlen Blick zu, bevor er wieder seine Gefährtin ansah. »Was andere für die Wahrheit halten, muss uns nicht kümmern. Es war nicht nötig, dir wehzutun.«
»Wahrheit bleibt Wahrheit, Lucian«, sagte Jaxon.
Mikhail betrachtete das Paar. »Na schön«, sagte er zu Jaxon. »Du brauchst Aktivität und willst den Männern helfen, die Welt von den Monstern zu befreien, die uns bedrohen. Und ich brauche Frauen, die bereit sind, das Kämpfen zu erlernen und ihr Wissen dann an andere Frauen und Töchter weiterzugeben. Und ich brauche Frauen, die bereit sind, ihre Geschlechtsgenossinnen zu beschützen und die erste Verteidigungslinie zu bilden, falls der Kampf bis vor unsere Türen gebracht werden sollte. Vielleicht ist das etwas, was du in Betracht ziehen solltest. Wenn nicht ...« Er richtete den Blick auf André und Tariq. »Ich glaube, in diesem Fall wirst du den Vampir wohl nie allein bekämpfen, Jaxon.«
15. Kapitel
D ie Frauen machten sich schnell, aber ruhig daran, den Raum für die neue Zeremonie vorzubereiten, das wichtigste Ritual, das sie vielleicht je vollziehen würden. Mehrere von ihnen zündeten Salbeibündel an und schritten das Zimmer damit ab. Dabei baten sie leise singend darum, den Raum zu reinigen und ihn mit positiver Energie zu erfüllen. Sie hoben die Arme so hoch wie möglich, um mit dem Rauch die Decke zu erreichen, schritten dann kreuz und quer durch das Zimmer und wiederholten die Beschwörung noch einmal. Der Rauch durchzog die Höhle, und als die Frauen fertig waren, legten sie die Salbeibündel auf die heißen Felsen an der hinteren Wand.
Vier der Karpatianerinnen verflochten in Wasser eingeweichtes Gras zu langen Seilen, mit denen sie ihr Vorhaben verknüpften, das sie aber auch in leise gesungene Worte fassten, um Energie herbeizurufen, die Lara auf ihrer Reise in die Erinnerung unterstützen sollte.
Francesca hatte schon »Mondwasser« vorbereitet, das sie Savannah und Raven nun zu trinken gab. Um dieses hochenergetische Wasser zu erzeugen, hatte sie einige größere Rosenquarze unter fließendem Wasser gereinigt und sie in eine Schüssel mit Quellwasser gelegt, die sie, abgedeckt mit Baumwollstoff, dem Licht des Vollmondes ausgesetzt hatte. Der Rosenquarz war der Mutterstein und wurde oft benutzt, um Veränderungen zu erzielen und das Herz zu öffnen.
Die glattesten Rosenquarze nahm sie aus dem Beutel und gab sie Raven und Savannah, die sie während der Zeremonie in den Händen halten und reiben sollten. Als Nächstes legte sie den beiden schwangeren Frauen Ketten aus Kaurimuscheln um den Hals, die ebenfalls positive Energie anzogen. Dann verstreute sie Rosenblüten auf der schwarzen Erde und fügte Granatapfel als weitere Hilfe bei der Wiederherstellungszeremonie hinzu.
Als Francesca Savannah und Raven so vorbereitet hatte, holte sie eine kleine Trommel mit handgemalten Zeichnungen der Schattenwelt und verschiedener Tiere, die als weise und als mächtig galten. Schließlich nahm sie einen weichen Schlegel und schlug in einem monotonen Rhythmus, der dem der Herzen der Frauen im Raum entsprach, auf die kleine Trommel ein.
Lara setzte sich in einem Winkel zu Raven und Savannah, der sie ein Dreieck
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