Fluch der Nacht: Roman
auch nur ein falsches Wort zu dir sagte. Unsere Gefährtin zu beschützen liegt in unserer Natur und ist schon seit der Zeit vor unserer Geburt ganz tief in uns verwurzelt. Worte und Umstände können das nicht ändern, und wir würden es auch gar nicht ändern wollen. Denkst du, im Kampf wäre das anders? Bevor er dich fand, hatte er nur seine Vorgehensweise und sein eigenes Leben zu bedenken, aber jetzt muss er seine Aufmerksamkeit teilen und auf dich aufpassen. Selbst mit seiner Kampferfahrung, die er mit dir teilt, und seinem großen Wissen, aus dem du schöpfen kannst, wirst du niemals schnell genug sein können.«
»Jeder Krieger fängt klein an«, gab Destiny zurück. »Die jungen Männer lasst ihr ausbilden. Warum also nicht auch uns Frauen?«
»Warum solltest du das wollen?«, hielt Nicolas ihr entgegen. »Warum solltest du dich mit einem solchen Monster anlegen und dein Leben aufs Spiel setzen, wenn es doch so kostbar für so viele ist?«
»Weil ich nicht anders kann «, gab Destiny ehrlich zu. »Vielleicht könnte ich es lassen, wenn auch Nicolae die Jagd aufgeben würde – aber selbst wenn er es täte, bin ich mir nicht sicher, ob ich damit aufhören könnte.«
Jaxon zuckte die Schultern. »Ich habe mein ganzes Leben Monster gejagt. Ich weiß nicht, was ich sonst tun sollte.«
»Und wenn du ein Kind hättest?«, warf Mikhail leise ein, doch seine Stimme war trotzdem überall im Saal zu hören.
Das Summen der Kristalle hatte eine ruhigere, melodischere Note angenommen, als versuchte es, den beiden Frauen Frieden zu vermitteln.
André und ein anderer hochgewachsener Karpatianer bahnten sich wieder einen Weg durch die Reihen der Männer nach vorn. Nicolas erkannte den anderen Krieger neben André, der sich Tariq Asenguard nannte und vor Hunderten von Jahren von Vladimir in die Welt hinausgeschickt worden war. Er war immer ein Einzelgänger gewesen, der nach dem Verlust seiner Familie auch ziemlich schnell die Fähigkeit verloren hatte, Farben zu sehen und Gefühle zu empfinden. Seine Mutter hatte mehrere Fehlgeburten erlitten, und am Ende hatten seine Eltern den Entschluss gefasst, ihren ungeborenen Kindern ins Schattenreich zu folgen.
Nicolas hatte Tariq danach nie wieder lächeln sehen. Vlad hatte ihn nach Nordamerika geschickt, wo er Gerüchten zufolge lange Zeit wie ein Wilder gelebt hatte, auch wenn er heute sehr zivilisiert aussah und überall als smarter Geschäftsmann durchgehen könnte.
Beide Karpatianer verbeugten sich vor den Frauen. Wieder war es André, der das Wort ergriff. »Wenn eine unserer Frauen in den Kampf ziehen will und ihr Mann es ihr gestattet, ist das selbstverständlich ihre Entscheidung.« Ein Anflug von Verachtung schwang in seiner Stimme mit. »Wenn wir Krieger allerdings davon erfahren – wir, die wir seit Lebzeiten den Vampir bekämpfen und darin mehr Erfahrung haben -, müssen wir uns zusammenschließen und diese weiblichen Krieger beschützen. Wenn ihr also in den Krieg zieht, Frauen, blickt euch um, denn hinter euch wird eine Legion von Männern stehen, um euch zu verteidigen.«
Jaxon runzelte die Stirn. »Vielen Dank, aber mich braucht niemand zu verteidigen. Ich habe schon einen Partner, mit dem ich zusammenarbeite. Für mich braucht keiner sein Leben aufs Spiel zu setzen.«
»Wenn du kämpfen willst und das für dein gutes Recht hältst«, sagte Tariq, »dann haben unsere Männer, die ihre Hoffnung in dich und alle unsere Frauen setzen, natürlich auch das Recht, für deinen Schutz zu sorgen, wenn dein Seelengefährte das nicht für nötig hält.«
Sofort brach ein gewaltiges Chaos aus. Macht erschütterte den Raum, und die Kristalle vibrierten vor Ärger, als die Männer, die Seelengefährtinnen hatten, Front gegen die alleinstehenden machten.
»Schluss jetzt!« Wie ein Peitschenknall durchfuhr Mikhails Stimme die Luft, und augenblicklich herrschte Stille. »Es war doch abzusehen, dass unsere alleinstehenden Männer so über dieses Thema denken würden«, sagte er zu den Männern, die Gefährtinnen hatten. »Selbst unter euch sind die Meinungen geteilt. Für die meisten Männer ist es eine sehr ernste Frage, ob wir zulassen sollten, dass unsere Frauen ihr Leben in Gefahr bringen. Auch die alleinstehenden Männer unter uns haben ein großes Interesse an dieser Diskussion, und ihre Stimmen haben ebenso viel Gewicht wie die eines jeden anderen Mannes hier. Sie haben sich jahrhundertelang aufgeopfert, und es sind ihre Leben – ja, ihre Seelen, die jetzt auf
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