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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Idealfall sehen sie etwa so aus wie die Kerlchen mit Hörnern und Hufen, aber das muß nicht immer so sein. Sie können auch so aussehen wie ich, glaubten jedenfalls meine Eltern. Also ließen sie mich auf dem Hügel liegen, damit ich wieder dorthin zurückkehrte, woher ich kam.«
    »Und was geschah dann?«
    »Im Dorf lebte ein alter orthodoxer Priester. Er hörte davon und ging zu ihnen. Er erklärte ihnen, es sei eine Todsünde, so etwas zu tun, sie sollten das Baby lieber ganz rasch wieder zurückholen und am nächsten Tag taufen lassen.«
    »Aha! Und so wurden Sie gerettet und getauft?«
    »In gewisser Weise, ja. Sie brachten mich wieder zurück, das schon, aber sie behaupteten steif und fest, ich sei nicht das gleiche Kind, das sie dort zurückgelassen hätten. Sie hätten einen verdächtigen Mutanten dort gelassen und nun einen Wechselbalg aufgenommen, sagten sie. Häßlicher sei das Kind außerdem auch noch, behaupteten sie, und sie hätten wieder ein Weihnachtskind bekommen. Ihr Kind sei ein Satyr gewesen, meinten sie, und vielleicht habe irgendeine Kreatur von dem Heißen Ort ein annähernd menschliches Kind hervorgebracht und auf die gleiche Weise ausgesetzt wie sie und so einen Tausch vorgenommen. Niemand hatte mich vorher zu Gesicht bekommen, also konnte ihr Behauptung nicht überprüft werden. Der Pope wollte davon natürlich nichts hören und sagte ihnen drohend, sie müßten mich nun behalten. Aber sie waren wirklich sehr lieb, nachdem sie sich mit den Tatsachen einmal abgefunden hatten. Ich wuchs schon als ziemlich junger Mensch zu recht beachtlicher Größe heran und war sehr stark für mein Alter. Das gefiel ihnen.«
    »Und Sie wurden getauft …?«
    »Also sagen wir halb getauft.«
    »Halb getauft?«
    »Den Popen traf der Schlag bei meiner Taufzeremonie. Und so weiß ich nicht, ob die ganze Geschichte ordnungsgemäß verlaufen ist.«
    »Ein Tropfen Wasser würde genügt haben.«
    »Das glaube ich gern. Aber ich weiß wirklich nicht, was passierte.«
     
    Wir schafften an diesem Tag noch gute zehn Kilometer, und das war eine recht beachtliche Leistung, wenn man die Verzögerung berücksichtigt. Das Baby war aufgenommen und direkt nach Athen geflogen worden. Als der Gleiter landete, fragte ich mit lauter Stimme, ob sonst noch jemand mit zurückfliegen wollte. Aber es meldeten sich keine Interessenten.
    Und an diesem Abend geschah es dann.
    Wir lagen zurückgelehnt am Feuer. Ein wirklich schönes Feuer, es wärmte uns, roch nach Holz, stieß eine Rauchspur in die Luft … Schön.
    Hasan hockte da und reinigte sein Schießeisen mit dem Aluminiumlauf.
    Während er daran herumarbeitete, neigte sich der Lauf, drehte sich leicht und richtete sich direkt auf Myshtigo.
    Zugegeben, er hatte das ganz geschickt gemacht. Es hatte über eine halbe Stunde lang gedauert, er hatte den Lauf mit nahezu unmerklichen Bewegungen gedreht.
    Ich stand mit drei Sprüngen neben Hasan, schlug ihm die Waffe aus der Hand.
    Sie fiel blechern auf gegen einen kleinen, etwa zweieinhalb Meter entfernten Stein. In meiner Hand war ein stechender Schmerz von dem Hieb.
    Hasan war aufgesprungen, seine Zähne fuhren hinter seinem Bart hin und her, sie klickten aufeinander wie Feuerstein und Stahl. Ich konnte fast die Funken sehen.
    »Na los, sag es!« sagte ich. »Los! Sag irgendwas! Du weißt verdammt genau, was du eben tun wolltest!«
    Seine Hände zuckten.
    »Na los schon«, sagte ich. »Schlag zu! Oder berühr mich. Dann ist das, was ich mit dir anstellen werde, Selbstverteidigung, ausgelöst durch einen Angriff. Und nicht einmal George wird dann in der Lage sein, dich wieder zusammenzuflicken.«
    »Ich habe nur mein Gewehr gereinigt. Du hast es beschädigt.«
    »Du zielst nicht unachtsam auf jemand. Du wolltest Myshtigo töten.«
    »Du irrst.«
    »Los, schlag zu. Oder bist du ein Feigling?«
    »Ich streite mich nicht mit dir.«
    »Du bist tatsächlich ein Feigling!«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    Nach ein paar Sekunden lächelte er plötzlich.
    »Hast du Angst, mich herauszufordern?« fragte er.
    Und da hatte ich’s. Es war der einzige Weg.
    Ich mußte den ersten Zug tun. Ich hatte gehofft, das umgehen zu können. Jetzt wußte ich, daß das nicht ging.
    Und das war schlimm.
    Ich war sicher, daß ich in jeder Kampfart, die ich bestimmen würde, mit Hasan fertig werden konnte. Aber wenn es nach seinem Willen ging, lag die Sache ganz anders. Nach dem Duell-Code hatte Hasan die Wahl der Mittel, und er war der besttrainierte Killer, dem

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