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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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höchstes Gebot für alle Bewohner der Dämmerlande sein, sonst würden die Gebiete rechts und links des Toisserech bis hin zu den Götterländern für immer unbewohnbar werden.
    Trotz ihrer Ruppigkeit waren Rogon die Goisen sympathisch. In den Gesprächen mit Tirah bekannte diese, dass es ihr ebenso erging, obwohl ein Teil der Goisen die gelbe Farbe in sich trug und den Dämon Talien anbetete.
    »Es mag sich für eine Kriegerin seltsam anhören, doch ich würde gerne einmal durch ihre Lande ziehen, ohne dabei das Schwert in der Hand halten zu müssen«, sagte sie eines Abends, als die Goisen ihnen erlaubten, an Deck zu sitzen.
    Rogon nickte zustimmend, blickte dabei aber nach Norden, weil er dort ein leicht violett schimmerndes Gegenlicht am Himmel zu erkennen glaubte. »Wie nahe, glaubst du, sind wir dem Heiligen See bereits gekommen?«, fragte er.
    »Wir müssten ihn morgen erreichen«, antwortete Tirah. »Ich werde froh sein, wenn wir in Edessin Dareh sind. Dort kannst du im blauen Tempel deinen Anspruch auf die Fürstentümer Velghan und Lhirus eintragen lassen und die Priesterschaft bitten, uns bei der Besiedlung zu helfen. Sie werden es gerne tun, denn in der Heiligen Stadt selbst und am Ostufer leben mehrere tausend Flüchtlinge aus dem Süden, die von den Tempeln versorgt werden müssen.«
    »Das Gebiet im Osten ist doch Ödland. Dort kann niemand leben«, wandte Rogon ein.
    »Es ist nicht überall so schlimm wie in der Gegend, in der du mich gefunden hast. Das Seeufer ist frei von giftiger Magie. Aber es ist nur ein schmaler Streifen, den zu besiedeln sich nicht lohnt, weil er kein Hinterland besitzt.«
    Tirah kannte die östlichen Dämmerlande wahrscheinlich besser als die Evaris Tharon, Sirrin und Yahyeh zusammen und konnte Rogon einiges Interessantes berichten.
    Schließlich sah sie ihn nachdenklich an. »Du sagtest unterwegs, du hättest Verwandte in der Heiligen Stadt. Willst du bei diesen wohnen?«
    Rogon nickte lächelnd. »Wir werden aber erst zu ihnen gehen, wenn die Sache im Tempel erledigt ist. Bei Ilyna, werden Hannez, Marfa und Rhynn schauen, wenn ich als der Mann bei ihnen auftauche, der den Fluch von Rhyallun gebrochen hat und zwei Fürstentümer sein eigen nennen darf.«
    Für einige Augenblicke verlor Rogon sich in Gedankenspielen, wie seine Großeltern und seine Schwester reagieren würden.
    Dann kam der Kapitän auf ihn und Tirah zu und wies nach Norden. »Morgen Mittag nehmen wir einen Lotsen an Bord. Ich werde mit ihm reden, wie Ihr nach Edessin Dareh kommen könnt. Im weißen Sechstel könnt ihr schlecht aussteigen, ebenso wenig vermag ich im blauen Sechstel anzulegen.«
    »Es gibt doch den neutralen Bereich«, wandte Rogon ein.
    »Das schon, aber wenn ich euch dort an Land lasse, pfeifen es morgen alle Spatzen der Stadt von den Dächern. Ich will aber nicht in den Ruf geraten, es mit dem – Verzeihung – Gesindel aus dem Osten zu halten.«
    »Notfalls steigen wir heimlich von Bord«, schlug Rogon vor. Aber auch damit war KanHeen nicht zufrieden.
    Tirah zupfte Rogon am Ärmel. »Wir sollten darüber schlafen. Die Lotsen sind klug und finden gewiss eine Lösung.«
    »Hoffentlich«, murmelte Rogon, dem als Kind die Lotsen des Heiligen Sees immer ein wenig unheimlich vorgekommen waren.
    ☀ ☀ ☀
    Rogon blickte durch eine kleine Luke auf das Gebäude der westlichen Lotsenstation, die durch Artefakte gegen die giftige Magie der Ödlande geschützt wurde. Es gab auch eine Herberge, doch dort übernachteten nur selten Schiffer, weil fast immer ein Lotse bereitstand, sie über den See zu bringen. Rogon kannte die Sagen, die sich um dieses Gewässer rankten. Weder Menschen noch Magier noch Eirun vermochten es ohne die Erlaubnis der Lotsen zu befahren. Wer es doch versuchte, versank spurlos im See. Im ersten, großen Dämmerlandkrieg vor fast dreihundert Jahren waren ganze Flotten, die den Strom herauf- oder herabgekommen waren, im See untergegangen, und das hatte Edessin Dareh vor der Zerstörung bewahrt. Der Nordkrieg vor einer Generation und der erst durch den Fluch von Rhyallun beendete Südkrieg hatten die große Stadt im See jedoch nicht direkt berührt.
    »Du denkst Dinge, die eigentlich jedes Kind weiß, und so laut, dass es in meinem Kopf widerhallt«, beschwerte Tirah sich. Sie war angespannt, was die Lotsen sagen würden, wenn sie von ihnen erfuhren.
    Im Gegensatz zu ihr waren Tibi und das Ottermenschenpaar nur neugierig und konnten es kaum erwarten, die Heilige Stadt zu sehen.

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