Fluch des Magiers
Vorerst aber lag das Goisen-Schiff noch am Steg, und sie hörten, wie der Kapitän den Lotsen begrüßte, der zu ihnen an Bord stieg. Gerade als Rogon dachte, dass er gerne Zeuge des Gesprächs werden würde, meldete sich Jade. Sie war durch eine Luke nach oben gestiegen und hatte sich in die Kajüte des Kapitäns geschlichen. Heleandhal, der diese während der Fahrt bewohnte, bemerkte sie zwar, vertrieb sie aber nicht, als sie sich ein Plätzchen suchte, an dem sie ungesehen zuhören konnte.
»Habe ich das nicht gut gemacht?«, fragte Jade Rogon auf magischem Weg.
»Das hast du!« Mehr Zeit, etwas zu erklären, blieb ihnen nicht, da KanHeen eben den Lotsen hereinführte. Dieser war ein schmaler, hochgewachsener Mann mit seltsam blasser Hautfarbe, der in einen langen, weißen Talar gekleidet war und eine weiße Mütze auf dem Kopf trug. Außerdem war er so magisch, dass Rogon sich nicht entscheiden konnte, ob er ihn oder Heleandhal für stärker halten sollte.
Der Lotse sah den gelben Eirun und vollzog eine grüßende Geste. Überrascht schien er nicht zu sein, sondern zeigte mehr das Gesicht eines Mannes, der seine Meinung bestätigt sieht.
»Dieser Herr hier«, begann KanHeen, »will in seine Heimat zurückkehren.«
»Das ist verständlich«, antwortete der Lotse.
»Er wünscht, ohne großes Aufsehen zu reisen«, fuhr der Goise fort.
Um die Lippen des Lotsen spielte ein Lächeln. »Auch das ist zu verstehen.«
»Es geht nicht nur um mich«, mischte sich nun Heleandhal in das Gespräch mit ein. »Ich habe Begleitung, die ebenfalls ohne Aufsehen zu erregen reisen will.«
»Ich spüre etwas unter Deck – und auch hier.« Der Blick des Lotsen schweifte durch den Raum. Da kam Jade unter dem Bett hervor, streckte sich und gähnte ausgiebig.
»Eine Blaulandkatze?« Der Lotse schien verwundert, winkte dann aber ab und sah Heleandhal an. »Ihr werdet mit Euren Begleitern dieses Schiff hier verlassen und mit einem Lotsenboot in die Heilige Stadt gebracht. Wollt Ihr im gelben Tempel bleiben oder …«
»Ich würde gerne für mich allein sein, bis meine Begleiter ihre Geschäfte in Edessin Dareh erledigt haben«, unterbrach Heleandhal ihn.
»Dann bleibt bei uns Lotsen. In unseren Räumen wird Euch niemand stören. Doch nun kommt! Dieses Schiff soll nicht zu lange am Ufer liegen bleiben.«
»Was ist mit den Pferden? Es sind sieben Stück davon an Bord!«, wandte KanHeen ein.
»Die werden mit einer Glasfalle in die Stadt gebracht und jenseits wieder herausgelassen.« Der Lotse war nicht bereit, länger zu diskutieren, und verließ die Kajüte.
Heleandhal folgte ihm auf dem Fuß, während KanHeen den Kopf schüttelte. Magier, Eirun und Lotsen waren ein besonderes Volk, und er hielt es für besser, möglichst wenig mit ihnen zu tun zu haben. Zu seiner Überraschung merkte er, dass er Rogons Abschied mehr bedauerte als den des Eirun. Mit dem jungen Mann hatte er wenigstens gemütlich reden und den einen oder anderen Genvar trinken können.
Durch Jade informiert, waren Rogon und die anderen zum Aufbruch bereit, als ein Matrose zu ihnen kam und sie aufforderte, an Deck zu steigen.
»Glaubst du, dass die Lotsen uns ebenfalls in einer Glasfalle in die Stadt schmuggeln wollen?«, fragte Tirah auf dem Niedergang halb im Spaß.
Rogon sah, wie Tibi, Keke und Zakk bei diesen Worten zurückprallten. Die drei hatten lange genug in Glasfallen ausharren müssen und schüttelten sich bei dem Gedanken, vielleicht wieder in eine eingeschlossen zu werden.
»Ich will es nicht hoffen«, antwortete Rogon und trat auf den Lotsen zu.
»Was wollt Ihr nicht hoffen?«, fragte dieser.
»Dass wir ebenfalls in eine Glasfalle gesteckt werden wie unsere Pferde.«
»Das wird nicht geschehen. Aber für Eure Tiere ist es notwendig!« Der Lotse zeigte dabei auf Jade und Bernstein, die es sich auf Rogons Schultern bequem gemacht hatten.
»Dies ist nicht in unserem Sinn!«, antwortete Rogon mit einer gewissen Schärfe.
»Dann passt auf die Tiere auf, damit die Katze nicht ins Wasser springt und der Falke nicht auffliegt!« Auch der Lotse klang nun zornig.
»Was ist das für ein Kerl, der mich und Bernstein einsperren will, als wären wir dumme Pferde«, beschwerte Jade sich bei Rogon. Dieser zuckte mit den Achseln und reichte KanHeen mehrere Silberfirin.
»Für deine Mannschaft, Goise. Und nun leb wohl!«
»Wer weiß, vielleicht sehen wir uns wieder, wenn Ihr wieder nach Süden reisen wollt. Von unseren Sümpfen aus ist es der bequemste
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