Fluch des Magiers
rannte davon, so schnell er es vermochte.
Laisa schoss auf ihn, doch ihr Pfeil traf ihn nur am Oberarm. Im ersten Moment wollte sie ihm folgen, sagte sich dann aber, dass es wichtiger war, sich um N’ghar zu kümmern. Dafür aber musste sie sicher sein, dass ihr die verletzten Spitzohren nicht in die Quere kommen konnten. Sie eilte zu Arelinon hin, sah, dass er durch den Wurfholztreffer noch immer bewusstlos war, und wies Rongi an, ihn zu fesseln. Der andere Eirun auf dem Hügel war bei Sinnen, aber zu schwer verletzt, um eine Gefahr darzustellen. Laisa nahm ihm trotzdem alle Waffen ab. Als Letzten suchte sie den Mann auf, den sie aus der Unsichtbarkeit herausgeholt hatte. Er lebte noch, schwebte aber zwischen Leben und Tod.
Zunächst dachte sie nur, dass er bekommen hatte, was er verdiente. Dann aber glaubte sie tief unter seinem eigenen Gelb verborgen eine grüne Spur zu entdecken. Steckt etwa Erulim dahinter?, fragte sie sich und winkte Rongi heran.
»Verbinde die verletzten Spitzohren! Ich will, dass sie am Leben bleiben, damit wir sie verhören können.«
Rongi fauchte und zeigte die Zähne. »Das sind schreckliche Dämonen, die nur tot nichts mehr anstellen können.«
»Du sollst gehorchen! Fessle sie meinetwegen, aber sorge dafür, dass sie nicht verbluten.«
Der Auftrag gefiel Rongi gar nicht, aber er kannte Laisa und wusste, wann ihre Geduld ein Ende hatte. Laisa selbst ging zu N’ghar und blickte neugierig, aber auch besorgt auf seinen schmutzigen, ausgezehrten Körper herab.
Er war schwer verletzt, und es erschien ihr wie ein Wunder, dass er so lange durchgehalten hatte. Jetzt aber ging es ihm weitaus schlechter als den verletzten Eirun. Rasch fasste sie ihn unter den Achseln und schleifte ihn zum Bach, um ihm erst einmal den Dreck aus dem Fell zu waschen. Als er halbwegs sauber war, sah sie sich seine Verletzungen an. Der zweite Pfeil saß nahe am Herzen und würde ihn, wenn er nicht entfernt wurde, schon bald umbringen. Auch die andere Pfeilwunde war schlimm genug. Diese eiterte stark, und Laisa glaubte den Ansatz von Wundbrand zu riechen.
Hier war rasche Hilfe vonnöten. Laisa legte beide Hände auf N’ghars Rücken und versuchte, in sich die heilenden Kräfte wachzurufen, die sie Khatons Aussage nach besaß. In dieser Situation ärgerte sie sich darüber, dass sie nie eine richtige magische Ausbildung erhalten hatte. Zwar hatte Khaton sich alle Mühe gegeben, ihr die Grundlagen der Farbenmagie beizubringen, doch an dieser Stelle hätte sie sich Heilerkräfte gewünscht, wie Iroka sie besaß.
Die Schlangenfrau wird N’ghar heilen können. Ich muss ihn nur lebend zu ihr bringen, sagte sie sich und richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die ältere der beiden Verletzungen. Unter der Magie, den sie in die Verletzung abstrahlte, quoll ein Schwall Eiter und Blut aus der Wunde und mittendrin ein harter Gegenstand, den Laisa erst auf den zweiten Blick als Pfeilspitze erkannte. Als sie die Verletzung magisch abtastete, fühlte sie, dass diese frei von Eiter und Schmutz war und erstaunlich rasch zu heilen begann.
»Habe ich das wirklich geschafft?«, fragte sie sich verunsichert, kümmerte sich aber sofort um die zweite Verletzung. Hier wagte sie es nicht, sich so auf die Pfeilspitze zu konzentrieren, dass diese herauskam. Dafür saß sie an einer zu gefährlichen Stelle. Es gelang ihr jedoch, die Blutung zu stillen. Außerdem spürte sie, dass N’ghars Puls wieder kräftiger und regelmäßiger schlug.
Unterdessen hatte Rongi die Pfeilwunden der Eirun versorgt und Arelinon gefesselt. Nun kam er auf Laisa zu und hüpfte um sie herum. »Es ist wirklich N’ghar! Aber er sieht schlimm aus. Wird er sterben?«
»Nicht, wenn wir ihn rechtzeitig zu Iroka schaffen«, erklärte Laisa. Bis dorthin würde sie ihn tragen müssen. Dies bedeutete aber auch, dass sie sich nicht um die Spitzohren kümmern konnte. Mit einem ärgerlichen Fauchen trat sie zu Arelinon, der mittlerweile aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war.
»Höre mir gut zu!«, sprach Laisa ihn an. »Ich lasse dich und deine Kumpane hier zurück. Die anderen sind verbunden und werden daher nicht verbluten. Sobald du dich von den Fesseln befreit hast, kannst du dich um sie kümmern. Ich warne euch jedoch davor, mir zu folgen. Beim nächsten Zusammentreffen ziele ich ins Leben.«
Es war ihr mit dieser Drohung ernst, das spürte Arelinon deutlich. Gleichzeitig schämte er sich, erneut versagt zu haben. Anders als sein Freund Reodendhor oder
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