Fluch des Magiers
geschehen, Kleiner? Ich erhielt die Nachricht, du wärst verschwunden, und dann hieß es, du wärst in T’wool und anderenorts gesehen worden.«
»Dieser böse Frong hat mich entführt und Flussmäulern überlassen. Von denen bin ich hierher auf die goldene Seite verschleppt und an einen verderbten grünen Magier verkauft worden, der mich an sein Kampfungeheuer verfüttern wollte. Aber Laisa, Ysobel, Borlon und ich haben sein Monster in Stücke gehauen. Ihn selbst hat Naika erledigt. Das ist eine Nixe, musst du wissen.«
Rongi sprudelte alles so schnell heraus, dass N’ghar seinen Worten kaum zu folgen vermochte. Eines aber war ihm klar: Es gab keine blauen Nixen und auch keine schwarzen und violetten. Daher fragte er sich, in was für ein wildes Abenteuer der Katling verwickelt gewesen sein mochte.
»Hast du mich unter den Augen der Spitzohren weggeholt?«, fragte er Rongi.
»Nein, das war Laisa«, antwortete dieser. »Ich habe nur ein bisschen mitgeholfen und einen der Kerle mit meinem Wurfholz getroffen. Den anderen hat Laisa ein paar Pfeile in den Pelz gesetzt.«
Die Weiße hieß also Laisa, dachte N’ghar. Er fand den Namen hübsch. Der Eindruck verstärkte sich noch, als er sie musterte. Sie war größer als alle Katzenfrauen, die er kannte, und dabei schlank und durchtrainiert. Ihre Ausrüstung wirkte altmodisch, aber der Dolch, das Schwert, die Wurfmesser und ihr Bogen waren magisch verstärkt. Die gleichen Waffen hätte auch eine weiße Eirun tragen können. Allerdings hätte eine solche sich nicht in einen Kilt, eine hüftlange Tunika aus hellgrauem Leder und eine leichte Lederrüstung mit einem eigenartigen Fischgrätenmuster auf der Brust gekleidet.
Mit einer gewissen Mühe rang N’ghar sich ein Lächeln ab. »Danke, dass du mich aus den Fängen der Sp… äh, Eirun gerettet hast.«
Er hatte Spitzohren sagen wollen, wusste aber nicht, ob ihr das wegen ihrer weißen Farbe missfallen würde, und es in Eirun umgebogen.
»Das Verhältnis von vier zu eins erschien mir unfair, zumal du verletzt warst und die anderen nicht«, antwortete Laisa mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Aber reden können wir später. Jetzt sollten wir aufbrechen. Ich spüre in der Ferne Gelb, das näher zu kommen scheint.«
N’ghar sah es als Aufforderung an, aufzustehen, taumelte aber und musste von ihr festgehalten werden.
»Ich werde dich tragen«, erklärte Laisa schroffer als gewollt. »Wage es aber ja nicht, zu zappeln. Wenn du mich zu sehr behinderst, werde ich dich zurücklassen.«
Diese Drohung war nicht ganz ernst gemeint. Dennoch bemühte N’ghar sich, völlig reglos über ihrer Schulter zu hängen. Kraft hat sie, dachte er dabei beeindruckt. Dieses Gefühl verstärkte sich, als sie in einen Dauerlauf fiel und dabei trotz ihrer Last über Gräben sprang, die mehr als drei Mannslängen breit waren. Rongi hatte sichtlich Mühe, bei ihr zu bleiben. Allerdings hielt sich auch der Katling prächtig. Die eine Frage, die N’ghar sich stellte und auf die er keine Antwort wusste, war, wo sie ihn hinbringen würden. Laisa strebte nämlich schnurstracks nach Süden, während der Große Strom etliche Tagesreisen östlich von ihnen lag.
☀ ☀ ☀
Arelinons Fesseln saßen fest, und da es Lederbänder waren und kein von Eirun gefertigtes Seil, dauerte es eine geraume Weile, bis er endlich die Hände frei hatte. Als er dann an dem Knoten an seinen Füßen nestelte, tauchte ein Schatten neben ihm auf und reichte ihm einen Dolch.
»Ich glaube, damit geht es besser!«
»Reodendhor, du?« Arelinon sah erstaunt zu seinem Freund auf, den er schwer verletzt an den Grenzen Gilthonians zurückgelassen hatte.
»Königin Helesian ist persönlich zu unserem Wachtposten gekommen, um mich zu heilen. Irgendwie hat sie vorausgesehen, dass ihr allein mit dem Katzenmann nicht fertig werdet, und mich euch nachgeschickt«, erklärte Reodendhor.
»Schön, dich zu sehen«, antwortete sein Freund.
»Was habt ihr eigentlich angestellt, dass N’ghar euch so überraschen konnte?«, fragte Reodendhor verwundert.
Bei diesen Worten erinnerte Arelinon sich an seine Gefährten und sprang auf. »Die Freunde! Sie sind verletzt, vielleicht sogar tot.«
Nun hatte Reodendhor seine magischen Spürsinne auf Arelinon ausgerichtet und daher die beiden Verletzten übersehen. Als er jetzt mit seinem Freund zusammen zu dem am nächsten gelegenen Gefährten ging, sah er, dass dieser verbunden worden war, und zwar von einer unbekannten, blauen Hand. Die
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