Fluch des Magiers
Seite zerrte der Kommandant nervös an seinem Kragen. Was ein Bor’een war, wusste er in etwa. Eine Frau jedoch, deren violett schimmernde Haare und violette Augen verrieten, dass sie von der anderen Seite des Großen Stromes stammte, gehörte nicht zu den Wesen, die er freiwillig nach Eldelinda gelassen hätte. Am meisten irritierten ihn jedoch die beiden Katzenmenschen, die wie Geschwister aussahen. Nur trug die Katzenfrau einen weißen Kilt und eine weiße Tunika, eine graue Lederrüstung mit einem eigenartigen Fischgrätenmuster auf der Brust sowie ein Schwert mit einem weißen Edelstein im Griff und einen weißen Bogen.
»Wer seid ihr und wo wollt ihr hin?«, fragte er unfreundlich.
Laisa wies mit dem Daumen nach hinten und dann mit dem Zeigefinger nach vorne. »Wir kommen von da und wollen nach dort!«
An dieser Antwort hatte der Mann zu kauen. »Ich kann niemanden hier durchlassen, wenn ich nicht weiß, wer er ist und was er will!«, schnauzte er Laisa an.
»Zeig ihm die Plakette, die dir der Evari mitgegeben hat. Sonst stehen wir morgen noch hier«, forderte Borlon Laisa auf.
Diese fand ebenfalls, dass eine Diskussion mit dem Grenzer vergeudete Zeit wäre, und holte das Ding aus der Satteltasche. Es war strahlend weiß und stark genug, um selbst einem unmagischen Menschen begreiflich zu machen, dass die Trägerin im Auftrag des weißen Evari unterwegs war.
Für den Offizier bedeutete dies, dass er die Katzenfrau samt ihrer Begleitung ungehindert einreisen lassen musste. Obwohl es ihm nicht gefiel, wies er seine Männer an, den Schlagbaum zu öffnen, und trat beiseite.
Mit einem zufriedenen Lächeln ritt Laisa an ihm vorbei. Ysobel und Borlon trieben ebenfalls ihre Pferde an und folgten ihr.
Der Grenzkommandant sah ihnen nach und schüttelte den Kopf. »Die Welt ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Wer hat je von einem Katzenmenschen mit weißer Grundfarbe gehört. Außerdem ärgert es mich, dass wir das übrige Ostgesindel ebenfalls ins Land lassen mussten.«
»Der Evari wird sich schon etwas dabei gedacht haben«, meinte einer seiner Untergebenen gelassen.
»Der Evari? Pah! Das ist doch nur ein Scharlatan, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Ein richtig großer Magier hätte diesen Revolh von Orelat längst bei den Ohren gepackt und ihm die Leviten gelesen. Doch darauf wartet man bei diesem Herrn Khaton vergebens.«
Noch während er es sagte, fiel dem Kommandanten ein, dass er von Dram, dem Vertrauten des Kanzlers, einen Auftrag erhalten hatte. Daher verließ er seine Männer, die sich eifrig über Laisa und deren Begleiter unterhielten, setzte sich in die Wachstube und schrieb einen kurzen Bericht. Diesen rollte er zusammen, steckte ihn in eine fingerlange Rolle und befestigte diese am Traggeschirr eines Botenvogels.
»Du musst zu Dram«, sagte er diesem und beschrieb ihm den Teil des Königspalastes, in dem Dram zu finden sein würde.
Der Vogel nickte, schwang sich dann in die Lüfte und war schon nach kurzer Zeit außer Sicht.
Neuntes Kapitel
Heimtücke
T enelian war Erulim zu unsicher geworden. Er traute es Khaton zu, Schnüffelnasen ins Land zu schicken und Jagd auf ihn machen zu lassen. Daher wollte er zunächst einmal sich selbst in Sicherheit bringen und von einem ungefährdeteren Platz aus neue Operationen in die Wege leiten. Als Erstes würde er alles daransetzen, die weiße Katze zu erwischen. Ohne dieses befellte Weibsstück war der weiße Evari nicht einmal halb so gefährlich.
Zunächst erwog Erulim, sich in die Freistädte in den südlichen Sümpfen zurückzuziehen. Dort würde er rasch Nachricht erhalten, wenn die Katzenfrau erneut den Strom überquerte. Doch was war, wenn sie auf der goldenen Seite blieb und dort Jagd auf seine Helfer machte? Erulim begriff, dass er mehr riskieren musste, wenn er das Heft des Handelns in der Hand behalten wollte. Zwar waren gut ausgebildete Magier in der Lage, längere Versetzungssprünge zu bemerken. Doch seine Artefakte zählten zu den besten, die es im Grünen Land gab, und waren kaum auszumachen. Auch war er nicht auf weite Sprünge angewiesen, denn auf der goldenen Seite des Stromes besaß er Dutzende von Verstecken, die er als Zielpunkte benutzen konnte. Viele von ihnen waren nicht mehr als ein verborgener Keller, einige aber stellten selbst die Türme der Evaris in den Schatten.
Nachdem er sich erst einmal entschlossen hatte, sich weit genug von Khaton, aber auch von der Katze zu entfernen, legte er die erste
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