Fluch des Magiers
blaue Reliquiar erbeutet und wieder verloren hatte. Dabei fielen auch die Namen N’ghars und der Priesterin.
Kurz darauf war Tolok fertig, legte das Artefakt, das er von seinem Auftraggeber erhalten hatte, wieder zurück und verließ seine Kammer. Nun führten seine Schritte ihn tatsächlich zu der Heilerin, die im Gegensatz zu den anderen Sklaven im Turm eine eigene Kammer besaß und recht gut gehalten wurde. Durch ihre schwarze Grundfarbe war sie besonders geeignet, Tolmon Kren und seiner Familie zu dienen, und sie machte sich sofort daran, die Risse an Toloks Hals zu untersuchen und zu schließen. Der junge Mann schlief bei der Behandlung ein und wachte erst wieder auf, als sein Vater hereinkam und ihn mit zorniger Stimme zur Rechenschaft zog.
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Trotz der hohen Ehren, die man ihr in Edania erwies, war Laisa froh, das Land wieder verlassen zu können. Die Edanier besaßen eine ähnliche Vorliebe für Riten und Zeremonien wie das Volk von Tanfun, und das war für jemanden wie sie, die vor Neugier fast verging, eine Qual.
Daher schwang sie sich am dritten Tag erleichtert auf ihre Stute Vakka, grüßte noch einmal zu Tensei hinüber und trabte an. Ysobel und Borlon folgten ihr auf dem Fuß, beide ein wenig nachdenklich, aber auch zufrieden, dass es weiterging.
»Die sind ja fast noch schlimmer als die T’wooler«, behauptete Ysobel, die die Einheimischen mit den Bewohnern des größten Landes auf ihrer Seite verglich.
»Die Gamindhoner sind auch Terinon, aber zum Glück ganz anders. Allerdings hat mir das Essen hier weitaus besser geschmeckt als dort«, ergänzte Rongi Ysobels Worte.
»Das gilt für dich, weil du als Blauer das grüne Essen in Gamindhon nicht vertragen hast. Aber mir hat es hier wie dort geschmeckt«, antwortete Ysobel und merkte erst hinterher, dass sie etwas auf der goldenen Seite gelobt hatte. Sie stieß einen missmutigen Laut aus und schloss zu Laisa auf.
»Was hast du vor?«, fragte sie.
Laisa rieb sich kurz über ihre Nasenspitze, die auf einmal zu jucken begann, bevor sie Antwort gab. »Wir reiten erst einmal nach Eldelinda. Vielleicht treffen wir dort bereits auf Boten der vertriebenen Könige von Arustar und Ildhis. Wenn nicht, suchen wir in den Wäldern von Ildhis nach ihnen.«
»Und was ist mit diesem König Revolh von Orelat?«, wollte Ysobel wissen.
»Um den kümmern wir uns, sobald wir mehr über ihn erfahren haben«, erklärte Laisa. »Ich will wissen, welche Art von Artefakten er einsetzt, bevor ich darangehen kann, ihn auszuschalten.«
»Nach dem, was wir bisher schon über ihn gehört haben, wird das nicht leicht sein.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, dachte Ysobel sich, dass Laisa mit ganz anderen Problemen fertig geworden war, und begann zu lachen. »Auf jeden Fall wird Revolh sich wundern, wenn er mal in deinen Krallen hängt!«
»Hoffen wir, dass es bald so weit ist!« Laisa fiel in ihr Lachen ein und musste sich dann von Rongi fragen lassen, was denn so lustig sei.
»Nur die Vorstellung, welches Gesicht König Revolh von Orelat einmal machen wird, wenn ihm meine Krallen an der Kehle sitzen!«
»Sicher ein sehr dummes«, behauptete der Katling und brachte damit auch noch Borlon zum Lachen.
Der Ritt führte die Gruppe weiter durch Edania, als notwendig gewesen wäre. Aber die Erfahrungen, die Laisa in der Hauptstadt gemacht hatte, ließen sie einen großen Bogen um Dörfer und Städte machen. Daher erreichte sie erst zwei Tage später die Grenze zu Eldelinda. Obwohl beide Völker die gleiche weiße Farbe besaßen und zum Stamm der Terinon zählten, hätte der Unterschied zwischen den Reichen kaum größer sein können.
Wurden auf edanischer Seite Ortschaften, Staatsgebäude und Tempel möglichst nach sechseckigem Grundriss errichtet, war dies in Eldelinda verpönt. Man schien im Nachbarland nicht einmal die gleichen Pflanzen auszusäen. Auch die Häuser sahen anders aus. Sie waren aus Stein errichtet, hatten gerade und keine geschwungenen Dächer, und die Grenzwachen trugen Rüstungen und Uniformen, die sich nur in der Farbe von denen thilischer Soldaten unterschieden.
»Die scheinen es ja direkt darauf anzulegen, anders zu sein als die Edanier!«, rief Borlon kopfschüttelnd.
Auch Laisa wunderte sich, sagte aber nichts, sondern ritt auf den Grenzposten zu. Die Wachen auf edanischer Seite hatten durch Boten bereits erfahren, dass Laisa mit ihren Begleitern passieren würde, und standen stramm, um ihre Verehrung zu bekunden.
Drüben auf der anderen
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