Fluch des Magiers
bringen.
Unterdessen hatte Tolok sich wieder beruhigt und fluchte. »Verdammt, warum hast du das Lähmartefakt nicht rechtzeitig eingesetzt, Lakkal? Der Kater wäre den Magiern im Schwarzen Land mindestens eintausend Gold firin wert gewesen, und für das Reliquiar hätten wir das Zwanzigfache bekommen!«
Noch während er das letzte Wort aussprach, saß Tolok die Hand seines Vaters im Gesicht. »Du Narr! N’ghar ist nicht irgendein Wald- und Wiesenkater, sondern ein hoher Herr aus dem Blauen Land. Außerdem hätte jeder gewusst, dass er hier in Flussmaul verschwunden wäre. Der blaue Tempel hätte es in die Blaue Festung gemeldet und diese ins Blaue Land. Daraufhin hätten Ilynas Damen sich umgehend im Schwarzen Land beschwert und gefordert, dass sowohl N’ghar wie auch das Reliquiar ihnen übergeben wird. Kannst du dir den Zorn eines Magiers vorstellen, der viel Geld für beides bezahlt hat, um es dann auf Giringars Befehl hin zu verlieren? Er hätte dich als den Schuldigen dafür angesehen, weil du so dumm warst, bei deinen Taten Spuren zu hinterlassen, denen selbst ein Kind hätte folgen können.
Aus diesem Grund wirst du den Turm die nächsten Tage nicht verlassen. Sollte N’ghar und der Priesterin nämlich auf dem Heimweg etwas geschehen, würden alle mit dem Finger auf uns zeigen. Hast du verstanden?«
Widerwillig nickte Tolok. In seiner Gier nach Beute und Gold hatte er diese Konsequenzen nicht bedacht. Sein Vater hingegen machte sich Sorgen. Mit seinen unbedachten Handlungen würde Tolok irgendwann einmal den Rang des ersten Turmes von Flussmaul verspielen und damit alles zerstören, was er selbst aufgebaut hatte. Dies hieß für ihn, noch einmal jene beträchtliche Summe opfern zu müssen, die eine Heilerin aus dem Schwarzen Land kostete, damit seine Lebensspanne sich um weitere zwei oder drei Jahrzehnte verlängerte. Die Dämmerlandheilerin, die er in seinem Turm als Sklavin hielt, war zwar in der Lage, Krankheiten und Verletzungen zu behandeln, doch ihr fehlte die Kraft für mehr.
Gerade deshalb ärgerte Tolmon Kren sich über die Dummheit seines Sohnes. Hätte dieser das Reliquiar weniger auffällig an sich gebracht, könnte er es für teures Geld an einen der Magier im Schwarzen Land verkaufen und zudem den Besuch einer starken Heilerin verlangen. So aber musste er zusehen, wie Lakkal und drei andere den juwelengeschmückten Schrein hereintrugen und vor N’ghar auf einen Tisch stellten.
N’ghar spürte sofort die Kraft, die diesem Reliquiar innewohnte, während die Priesterin ein kleines Artefakt benötigte, um zu erkennen, dass alle drei Haare Ilynas noch vorhanden und der Reliquie auch sonst nichts geschehen war. Dann nickte sie ihren Begleitern zu.
»Es ist alles in Ordnung.«
»Sehr gut!«, sagte N’ghar und hob den schweren Schrein, den vorhin vier Männer hatten tragen müssen, mit scheinbarer Leichtigkeit auf. »Dann werden wir diese gastfreundliche Stadt wieder verlassen. Ach ja, Tolmon Kren! Seit dem Überfall werden auch noch sechs Matrosen und drei Priesterinnen vermisst. Ich bin mir sicher, dass sie bald unversehrt nach Edessin Dareh zurückkehren werden. Ich müsste sonst noch einmal hier vorbeischauen.«
Das war beinahe mehr, als Tolmon Kren ertragen konnte. Er sah grollend zu, wie N’ghar, Drilia und der Baron seinen Turm verließen und zum Hafen gingen. Danach stieg er wieder ganz nach oben und befahl Lakkal, zu ihm zu kommen.
»Du siehst zu, dass du die Matrosen und Priesterinnen findest, und bringst sie mit dem nächsten Schiff nach Edessin Dareh. Und jetzt rufe meinen Sohn. Ich habe ihm einiges zu sagen.«
Lakkal wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Verzeiht, hoher Herr, aber der junge Herr wollte zur Heilerin, um nachzusehen, ob die Krallen dieses blauen Untiers Schäden hinterlassen haben.«
»Ich wollte, er hätte Tolok die Kehle zerfetzt!« Es war nicht ganz ernst gemeint, drückte aber dennoch aus, was Tolmon Kren in diesem Augenblick dachte.
☀ ☀ ☀
Tolok war nicht sofort zur Heilerin gegangen, sondern hatte sich in seine Kammer zurückgezogen. Nachdem er diese sorgfältig verschlossen hatte, öffnete er eine Truhe und holte ein silberüberzogenes Kästchen heraus. Darin lag ein blauer Kristall, nicht größer als ein Hühnerei. Tolok nahm ihn in die Hand und rieb mit dem Daumen über eine Facette, die etwas dunkler wirkte als die anderen. Als ein leises Summen ertönte, begann er, hastig zu sprechen. Es war ein kurzer Bericht darüber, wie er das
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