Fluch des Magiers
»Hoffen wir, dass Rhondh sie friedlich halten kann. Gegen sie zu kämpfen ist bei ihrer Anzahl aussichtslos.«
Das sah Rogon genauso. Während sie sich der Siedlung näherten, spannte er sich immer mehr an. Er merkte allerdings auch, dass die Grünen in einer Art Belagerungszustand lebten, denn ihr Palisadendorf war von einem dichten Teppich der unscheinbaren blauen Blumen umgeben. Wahrscheinlich begriffen die Fremden gar nicht, dass diese Pflanzen daran schuld waren, dass hier keine Feldfrüchte aus grünen Ländern wuchsen – bis auf die zähen Steckrüben, durch deren Felder die Gruppe bald ritt.
Inzwischen war man in der Palanke auf die sich nähernden Reiter aufmerksam geworden. Hörner wurden geblasen, und alle, die im Freien arbeiteten, eilten so rasch sie konnten in die Umfriedung zurück.
»Sie glauben anscheinend, wir wären Kessan, die sie angreifen wollen«, rief Rogon Rhondh zu.
Dieser nickte besorgt. »Das nehme ich auch an. Doch was mir gar nicht passt, ist dieses Artefakt in der Mitte des Dorfes. Es stachelt die Bewohner zum Hass gegen die Völker des Ostens auf.«
Rogon suchte nun ebenfalls nach dem Artefakt, wurde aber von Rhondh sofort gebremst.
»Halt! Das Ding ist so gebaut, dass es explodiert, wenn es von blauer Magie berührt wird. Für die Leute in der Palanke sähe dies wie ein magischer Angriff aus, und sie würden sich auf Ilyna komm raus verteidigen.«
Dann lachte er kurz. »Ich wollte die blaue Göttin nicht beleidigen. Den Überlieferungen zufolge soll sie die vernünftigste aller sechs Gottheiten gewesen sein. Doch nun Achtung! Wir sind gleich da.«
Nun sah auch Rogon die hölzerne Festung der Eroberer vor sich. Da diese kein Holz aus blauen Wäldern hatten verwenden können, bestanden die Häuser, aber auch der Palisadenring aus Balken und Brettern, die aus großer Entfernung hierhergeschafft worden waren. Daher wirkte die Palisade eher wie ein hoher Zaun, und die meisten Häuser glichen schlichten Unterständen.
Zweihundert Schritt vor dem geschlossenen Tor bedeutete Rhondh den anderen, zurückzubleiben, und ritt allein weiter. »Wer ist der Herr dieser Siedlung?«, rief er mit laut hallender Stimme.
Rogon spürte die Verwunderung der Grünen, die wie eine Welle über ihn hinwegschwappte.
Dann tauchte ein Mann auf dem Holzturm auf, der das Tor schützen sollte, und starrte den Evari verwundert an. »Seid Ihr es, Herr Rhondh?«
»Ich bin es, Fürst Henir , und ich wundere mich, Euch hier zu sehen. Ihr seid immer ein treuer Anhänger Tenelins gewesen. Weshalb habt Ihr gegen den von unserem Gott geschlossenen Vertrag verstoßen und den Krieg auf diese Seite des Stromes getragen?«
Rhondhs Stimme klang scharf und strafend. Als Rogon ihn ansah, bemerkte er, wie der Evari sich verwandelte. Hatte er zuerst wie ein Mensch mit etwas spitzeren Ohren gewirkt, sah er nun fast wie ein reinrassiger Eirun aus. Seine Kleidung strahlte grün, und in der Hand hielt er einen langen Stab, aus dem kleine, grüne Blitze züngelten.
»Ich weiß, Ihr seid damals dagegen gewesen, dass wir uns in diesen Krieg einmischen. Aber alle anderen Fürsten und Könige sind ausgezogen, um für Raleon zu kämpfen, und da konnte ich mich nicht ausschließen.«
Es war eine verzweifelte Bitte um Entschuldigung, die Henir von Andh hier vorbrachte, doch sie schien den Evari nicht zu rühren.
»Weshalb seid Ihr, nachdem ich mit dem Fluch von Rhyallun die Fortsetzung des Krieges unmöglich gemacht habe, nicht mit Euren Leuten nach Andh zurückgegangen? Die Könige von Thilion, Aralian, Halondil und selbst der von Tenelian haben dies getan.«
Henir senkte den Kopf. »Ich wollte die Leute, die hier siedeln, nicht im Stich lassen. Oh, Herr Rhondh, wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, wäre ich niemals geblieben. Obwohl mein Freund Yorath von Mell und ich die ranghöchsten Herren hier sind, wurden wir von geringeren Anführern überstimmt und in dieses elende Land hier abgedrängt, während sie selbst auf besserem Boden leben. Hier wächst nichts, was wir aus der Heimat kennen, nur die Steckrübe, die daheim als Sklavenfraß angebaut wird. Wir essen morgens, mittags und abends Steckrübenbrei, trinken Steckrübenbier, da uns das Wasser der meisten Quellen in diesem Land widerstrebt, und behandeln unsere Verletzungen mit Steckrübenbrei-Umschlägen. Was würde ich für einen einzigen Becher Thilierwein geben!«
Henir brach ab und kämpfte sichtlich mit den Tränen. Dann befahl er seinen Leuten, das Tor
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