Fluch des Magiers
mit denen er, Dram und sieben weitere Männer auf Laisas Gruppe geschossen hatten.
»Was machen wir mit den Gefangenen?«, wollte Dram wissen.
»Wir schaffen sie erst einmal in die Trophäenhalle des Königs. Yaelh wird begeistert sein, Katzenmenschen aus dem Osten in seiner Sammlung zu haben. Später wird der ›Gewaltige‹ sie abholen lassen. Aber bis dahin müssen wir die Katze sicher verwahren. Komm mit! Wir holen die Artefakte und tun es gleich. Du hast gesehen, wie viele Betäubungspfeile es gebraucht hat, um die Katze und den Bor’een niederzuwerfen. Die beiden dürfen nicht noch einmal aufwachen. Oder hast du Lust, in den Krallen dieser weißen Bestie oder den Pranken dieses Unschlachts zu enden?«
»Natürlich nicht!«, antwortete Dram und folgte Yachal nach unten in den geheimen Keller, den der Mann, den sie nur unter der Bezeichnung »Der Gewaltige« kannten, ihnen eingerichtet hatte. Die anderen Blasrohrschützen eilten unterdessen in den Hof, hoben die Betäubten auf und trugen sie in das Gebäude, das Laisa für den Magierturm gehalten hatte. Dort ging es eine steile Treppe hinab in einen Flur, dessen Decke, Wände und Boden mit dünn gewalztem Silberblech verkleidet waren. Die beiden Türen, die den Korridor abschlossen, waren ebenso mit Silber überzogen.
Nach zwei weiteren Türen gelangten sie mit ihren Gefangenen in einen großen Raum, in dem Yachal und Dram bereits auf sie warteten. »Sehr schön!«, sagte der Kanzler. »Nun müssen wir die Gestalten noch in eine Pose bringen, die Seiner Majestät zusagt.« Er setzte ein Levitationsartefakt ein und hob Laisa in die Luft. Dram und die anderen bogen ihre Arme, Beine und den Kopf so hin, wie Yachal es von ihnen forderte. Zuletzt öffnete Dram noch Laisas Mund, so dass es aussah, als wolle sie gerade zubeißen.
»Jetzt alle zurücktreten!«, befahl Yachal und setzte, als das geschehen war, sein Versteinerungsartefakt ein. Sofort wurde Laisa zu einer Statue, in der ihr Geist in einem tiefen Schlaf lag, aus dem es kein Erwachen mehr geben sollte.
Nachdem auch Borlon, Rongi und Ysobel in Position gebracht und versteinert worden waren, nickte Yachal zufrieden und wandte sich an Dram. »Du weißt, was der ›Gewaltige‹ geschrieben hat. Die Katze ist gefährlich! Also steckt sie in den Silberkäfig. Und macht rasch! Ich habe jetzt anderes zu tun.«
Yachal verließ den Raum und eilte in die kleine Kammer, die der »Gewaltige« für ihn als Stützpunkt eingerichtet hatte. Es drängte ihn, seinem geheimnisvollen Anführer mitzuteilen, dass er jenes Wesen gefangen hatte, welches dieser so dringend in die Hände bekommen wollte. Damit, so sagte er sich, würde er in der Gunst des »Gewaltigen« noch höher steigen. Sein Ziel, seinen Vetter und König als versteinertes Schaubild in dessen eigener Trophäenhalle aufzustellen und selbst den Thron zu übernehmen, glaubte er bereits dicht vor sich zu sehen.
Zehntes Kapitel
Die Einbruchslande
R ogon war viel zu unruhig, um lange in Rhyallun bleiben zu wollen. In dem Augenblick, in dem er sich kräftig genug fühlte, um in den Sattel steigen zu können, packte er seine Sachen zusammen und gesellte sich zu Rhondh und Heleandhal.
»Wir sollten aufbrechen.«
Rhondh musterte ihn durchdringend. »Hast du deine Verletzungen gut überwunden?«
»Tibi hat mich gestern dreimal behandelt. Den Rest kann sie unterwegs machen«, antwortete Rogon.
»Wenn du es dir zutraust, mag es gehen.« Rhondh versuchte zu erkennen, wie gut es dem jungen Mann wirklich ging, und war überrascht, wie kräftig dessen magische Ausstrahlung bereits wieder war. Obwohl auch er selbst Gegenfarbenmagie weitaus besser vertrug als andere Magier, würde er an deren Folgen viel länger leiden als Rogon.
Dieser sprach unterdessen weiter. »Wie machen wir es mit den Reittieren? Du wirst wohl Tharons Hengst nehmen müssen, den er uns dankenswerterweise zurückgelassen hat. Heleandhal kann einen von Ondraths Gäulen haben, ebenso Tibi, während Keke und Zakk mit einem Pferd vorliebnehmen müssen.«
»Wir brauchen noch ein Lastpferd«, meldete sich Tirah, die zu der Gruppe gestoßen war. »Wir sollten nämlich einiges von dem Gold mitnehmen, das in dem Versteck lag. Es gilt immerhin, zwei Fürstentümer zu besiedeln.«
Rhondh nickte zustimmend. »Tirah hat recht. Um das Land wieder aufzubauen, werdet ihr nicht nur Menschen, sondern auch viel Geld brauchen.«
»Also gut! Holen wir uns unseren Anteil an der Beute. Ein anderer Teil geht an
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