Fluch des Magiers
erschrocken, als fürchtete er, sofort von Rongi angegriffen und in seine Einzelteile zerlegt zu werden.
Laisa gab ihm keine Antwort, sondern setzte das Artefakt ein und nahm Rongi in den Arm, der nun stöhnend und würgend erwachte. »Es ist gleich vorbei, Kleiner«, tröstete sie ihn und wies auf Reolan.
»Den lässt du in Ruhe! Er ist ein Freund und nicht für das nächste Frühstück gedacht.«
Obwohl Reolans magische Ausstrahlung geringer war als die der beiden Goldeirun-Frauen, die Rongi bei Khaton erlebt hatte, bedachte der Katling den Weißen mit einem misstrauischen Blick und kroch ein Stück weg, bis eine der versteinerten Gestalten zwischen ihm und dem Spitzohr stand.
»Schon gut, Kleiner«, beruhigte Laisa ihn, während ihre eigenen Gedanken einen wirren Tanz aufführten.
Wer oder was war Lizy gewesen?, fragte sie sich. Oder hatte sie während der Versteinerung geträumt, sich in dieses kleine Geschöpf verwandelt zu haben? Ein Blick auf den zerstörten Käfig, in den sie eingesperrt gewesen war, erinnerte sie daran, dass Reolan sie erst daraus hatte befreien müssen. Da er dies als Versteinerter nicht hätte tun können, war sie wirklich Lizy gewesen und hatte ihn entsteinert. War es eine neue Fähigkeit von ihr, einen Teil von sich in Lizy zu verwandeln?
Da Laisa diese Frage nicht beantworten konnte, schob sie sie beiseite und machte sich daran, Borlon zu entsteinern. Der hünenhafte Bor’een hielt sich zwar auf den Beinen, erbrach aber alles, was er an dem Tag seiner Versteinerung gegessen hatte, und war danach so schwach, dass er sich an dem versteinerten Bergschrecken festhalten musste.
»Bei Meandir, was ist geschehen?«, fragte er, während sein Körper gegen das Betäubungsgift ankämpfte, das noch in seinen Adern kreiste.
»Das, mein Guter, werden wir zu gegebener Zeit die entsprechenden Leute fragen. Zuerst aber muss Ysobel auf den Beinen sein«, antwortete Laisa. Bevor sie jedoch die Tivenga entsteinern konnte, musste sie neue Kristalle aus dem geheimen Raum holen. Danach ging alles sehr schnell.
Als Ysobel wieder aus Fleisch und Blut bestand, kämpfte diese nicht gegen die Würgekrämpfe an, sondern half auf ihre Weise mit, ihren Mageninhalt zu entleeren. Danach wandte sie sich noch zitternd und erschöpft an Laisa.
»Was ist eigentlich passiert?«
»Irgendein Trottel hat gedacht, uns auf diese Weise erledigen zu können. Doch wie du siehst, hat es ihm nicht viel gebracht. Wir sind alle wieder kampfbereit und haben mit Reolan eine Verstärkung erhalten, die nicht zu verachten ist.«
Laisa nickte dabei dem Eirun zu, der die Welt nicht mehr verstand, weil sie so vertraut mit einem blauen Katzenjungen und einer violetten Frau sprach.
»Wir vier sind im Auftrag des weißen Evari unterwegs, falls dir der Name Khaton etwas sagt«, erklärte Laisa ihm.
Reolan wiegte unschlüssig den Kopf. »Den Namen habe ich schon mal gehört. Er soll ein recht guter weißer Magier sein. Aber was ein Evari ist, weiß ich nicht.«
»Die Evaris sind die Magier, die im Auftrag der Götter den Friedensschluss überwachen sollen. Oder weißt du von dem auch nichts?«, fragte Laisa.
»Doch, davon haben wir gehört. Aber Erulim meinte …« Er brach ab und ballte die Faust. »Wahrscheinlich hat dieser Verräter auch darüber die Unwahrheit gesagt.«
»Ich würde keinen mit Grünspan überzogenen Kupferring dagegen wetten! Wenn es der Kerl ist, hinter dem auch wir her sind, so ist er der größte Unruhestifter in den Dämmerlanden. Aber jetzt wollen wir die Schlangenfrau entsteinern.«
»Noch mehr von denen?«, stieß Reolan hervor. Noch waren Laisa, Borlon und er gegenüber Ysobel und Rongi in der Überzahl, aber die Schlangenfrau würde das Verhältnis wieder ausgleichen.
Laisa ließ sich von den Einwänden des Eirun nicht aufhalten, sondern richtete das Artefakt auf die Schlangenfrau. Diese schien es gewohnt zu sein, ver- und wieder entsteinert zu werden, denn noch während sie zusammenbrach, setzte sie ihre Selbstheilungskräfte ein und überstand die Prozedur sogar noch besser als Laisa.
Dann sah sie sich ängstlich um. »Ihr gehört nicht zu ihm?«
»Wenn du mit ihm diesen Erulim meinst – nein!«, antwortete Laisa.
»Erulim kenne ich nicht. Ich meine Gayyad!«, klang es verwundert zurück.
Bei diesem Namen stellten sich Laisas Nackenhaare auf. »Gayyad? Noch ein Unruhestifter?«
»Er ist ein blauer Gestaltwandler und ein sehr schlimmer Mann, der überall Unheil anrichtet«, antwortete die
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