Fluch des Magiers
Schlangenfrau. »Mich hat er zu einem angeblich kranken Menschen gerufen und dort versteinert. Danach hat er mich mehrfach wieder entsteinert, damit ich Verletzten half, die in seinen Diensten standen, darunter sogar welche von der anderen Seite.«
»Ein Blauer hier drüben? Möglich wäre es, denn ich habe vorhin eine Spur Blau wahrgenommen. Aber das schmeckte eher nach diesem Fiesling Frong … Im Moment ist das nicht wichtig.« Sie wandte sich wieder an die Schlangenfrau. »Wir sind hier auf der anderen, der goldenen Seite! Aber hab keine Angst, dir passiert nichts.«
Laisa lächelte freundlich, doch die Heilerin wich zitternd vor ihr zurück.
»Du bist weiß!«
»Na und?«, antwortete Laisa. »Farbe ist Farbe! Solange ich keinem Schwarzen die Hand drücken muss, juckt es mich nicht – und selbst das würde ich tun, wenn es notwendig wäre.«
»Die Weißen, Gelben und vor allem die Grünen sind entsetzliche Wesen. Sie töten uns, ziehen uns die Haut ab und hängen sie als Trophäen in ihre Häuser!« Die Schlangenfrau bebte so, als hätte sie einen epileptischen Anfall erlitten.
»Weder Reolan, Borlon noch ich wollen dir die Haut abziehen. Im Gegenteil! Wenn du willst, sorgen wir sogar dafür, dass du wieder über den Strom kommst und nach Hause kannst«, erklärte Laisa ihr.
»Nach drüben? Aber da ist Gayyad!«, antwortete die Schlangenfrau entsetzt.
Laisa hatte bereits erwogen, die Frau in ihr Gefolge aufzunehmen, denn sie hätte gerne eine Heilerin bei sich gehabt. Aber dieses Wesen war viel zu nervös, um Reisen durch Länder unternehmen zu können, in denen es Farben begegnete, die es als giftig empfand oder auch nur als feindlich ansah. Jetzt sah sie ihre Freunde an, die sich mittlerweile etwas erholt hatten, und zeigte auf die versteinerten Kreaturen.
»Das hier ist die Trophäensammlung eines übergeschnappten Königs. Ich schätze jedoch, dass der sogenannte ›Gewaltige‹, unser Feind, mit dem wir uns in Thilion auseinandersetzen mussten, seine Finger im Spiel hat. Es gibt hier Juwelen von großem Wert und verschiedenste Artefakte wie das, mit dem ich euch entsteinert habe.«
»Bist du selbst nicht auch versteinert worden?«, fragte Rongi erstaunt.
»Doch, aber mich hat Reolan entsteinert, nachdem …« Laisa verstummte, da sie nicht sagen konnte, sie hätte ihn entsteinert.
»Mir hat ein kleines Wesen geholfen, nicht größer als so«, erklärte Reolan, zeigte Lizys Länge mit den Händen an und sah sich suchend um. »Aber jetzt sehe ich es nicht mehr. Dabei müssen wir ihm alle dankbar sein, denn wir würden sonst immer noch als Statuen herumstehen.«
»Wahrscheinlich hält es sich vor uns versteckt, oder es hat sich in Luft aufgelöst«, antwortete Laisa und erntete einen verwunderten Blick von Reolan.
Auch wenn es dem Eirun wenig passte, mit Wesen von der anderen Seite zusammenarbeiten zu müssen, so wagte er es doch, ihnen den Rücken zu kehren. Er ging zur Tür und untersuchte diese. »Wie es aussieht, lässt sie sich nur von außen öffnen«, meldete er nach einer Weile.
»Das ist wohl eine Sicherheitsmaßnahme, damit kein Geschöpf hier ausbrechen kann, sollte die Versteinerung sich wider Erwarten auflösen«, erklärte Laisa mit einem Seitenblick auf den Bergschrecken, der mindestens doppelt so groß und sechsmal so schwer sein musste wie sie selbst.
Dann sah sie die anderen fragend an. »Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder brechen wir die Tür gewaltsam auf, oder wir warten, bis der König zurückkommt oder einen seiner Handlanger schickt. Das kann allerdings dauern.«
»Ich habe Hunger«, maulte Rongi und machte Laisa darauf aufmerksam, dass auch ihr Magen knurrte.
»Bevor wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen, sollten wir etwas essen. Es gibt in einer Geheimkammer Speisen und Getränke unter Erhaltungszauber, und zwar genug für mehrere Wochen. Verhungern würden wir also nicht, wenn wir warten. Da uns diese Narren auch noch alle Waffen gelassen haben, sind wir auf jede Lage vorbereitet.«
Laisa strich dabei leicht über ihre Springschlange und die Griffe ihrer Wurfmesser. Dann winkte sie den anderen lachend, ihr zu folgen, und schritt durch die beiden geheimen Türen. In der hinteren Kammer angekommen, nahm sie sich einen großen Fisch aus dem Vorratsschrank, der außerhalb dieses Möbelstücks um einiges größer war.
»Der Schrank hat die Fähigkeiten einer Glasfalle und verkleinert das, was man in ihn hineintut«, dozierte Reolan, der sich für ihn
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