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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Chirurgenmesser, die sie hier nicht anwenden konnte, um die Mädchen nicht für die Benutzung durch ihren Herrn unbrauchbar zu machen, hatte sie sich Respekt verschafft, indem jede, die ungefragt mit ihr sprach oder in ihrer Gegenwart auch nur ein Wort sagte, eine Nacht mit dem Kopf in der gemeinschaftlichen Latrine verbringen musste. Entsprechend still war es um Darioleta geworden.

130.
    Sein Auftraggeber empfing den Detektiv in einem grünen Morgenmantel und ließ süßen türkischen Kaffee servieren, obwohl die Abenddämmerung bereits hereingebrochen war. Während er das für einen normalen amerikanischen Gaumen nahezu ungenießbare Getränk behaglich und in kleinen Schlucken einschlürfte, ließ Desmond Bonneterre sich auf den neuesten Stand von Gabriel Beales Ermittlungen bringen, ohne sich seinen Zorn über deren weitgehende Ergebnislosigkeit anmerken zu lassen.
    Noch immer keine Spur von Moses oder John Gowers oder ihrem Aufenthaltsort. Es war anzunehmen, dass der Engländer seinen Namen geändert hatte und auch nicht mehr seinem Beruf als Lotse nachging. Von den Informanten aus Lafflins Fabrik hatte sich in den vergangenen Monaten vor allem ein junger Mulatte namens Jason als nützlich erwiesen, aber es war Beale erst ein Mal gelungen, den Mann persönlich auszuhorchen. Alles andere geschah über Zuträger, Mittelsmänner, denn leider konnte sich der Detektiv aufgrund seiner früheren Auftritte in St. Louis nicht allzu oft in Person sehen lassen.
    Er wusste immerhin, dass ein Mann namens Gringoire das Bindeglied zwischen Lafflin und Moses sein musste, und die nähere Beschreibung dieses Mannes ließ beide, den Ermittler und seinen Auftraggeber,
vermuten, dass er bei jener lächerlichen Schlacht von Barataria eine Rolle gespielt haben musste. Jedenfalls, wenn man den übertriebenen und fantastischen Bericht von Owen Cheever über seine kurzfristige Gefangenschaft bei den Aufständischen ernst nahm. Irgendwo auf dem Illinois-Ufer des Mississippi sollte dieser Gringoire mit mehreren Negerinnen zusammenleben, aber sosehr gerade dieser Umstand Bonneterres Neugier erweckte: Das Illinois-Ufer war nahezu sechshundert Meilen lang und ließ sich kaum und unter keinem Vorwand so gründlich absuchen, dass Hoffnung bestand, Gringoires Hütte zu finden.
    Sklavenbefreiungen im gewohnt dreisten Umfang waren in den beiden vergangenen Jahren nicht mehr vorgekommen, es gab also keine neuen Spuren von Moses, und die Ermittlung musste sich nach wie vor in den ausgetretenen Pfaden der alten bewegen. Als die aussichtsreichste Möglichkeit, die geheimnisvolle Frau aus ihrer Deckung zu locken, war eine Zeit lang die Lungenentzündung erschienen, die den alten John Lafflin beinahe das Leben gekostet hätte. Wäre er gestorben, hätte man hoffen dürfen, dass zumindest der Engländer an seinem Begräbnis teilgenommen hätte; aber Lafflin war ein zäher Knochen, der, Beales aktuellem Bericht zufolge, bereits wieder seinen Geschäften nachging.
    »Sehr schön, Mr. Beale. Ich bin mit Ihnen zufrieden«, sagte Desmond Bonneterre und verbarg seine Enttäuschung hinter einem Schlürfen. »Glauben Sie, dass die Möglichkeit besteht, diesen Jason irgendwie hierherzubringen, um ihn unter günstigeren Bedingungen zu befragen?«
    »Das wäre wohl nur auf dem Wege einer Entführung möglich«, antwortete der Detektiv, der, wie jedes Mal nach einem seiner Berichte, seine sofortige Entlassung halb erhoffte und halb befürchtete. Er dachte mit Grausen an das, was er von Bonneterres Bef ragungstechniken wusste oder auch nur ahnte.
    »Lafflin, Phineas, Jason, Gringoire, Gowers, Moses«, murmelte der blasse junge Kreole und konnte seinen Hass mit jedem der genannten Namen wachsen fühlen. »Phineas war der Riese, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Ja, ja. Ja«, sagte Bonneterre geistesabwesend, weil er sich in seiner kranken Fantasie gerade fragte, ob und wie wohl ein Riese schreien würde, wenn Darioleta ihm die Hoden abschnitt. Er schnaufte heftig. »Lafflin ist der Schlüssel«, sagte er dann schnell, um das quälend schöne Gedankenbild zu verscheuchen. »Wir müssen noch intensiver über John Lafflin nachdenken!«
    Tatsächlich tat er ebendas bereits, seit er vor einigen Wochen von der Krankheit und dem möglichen Tod des Pulverfabrikanten erfahren hatte. Welche Folgen hätte John Lafflins Tod? Und wie könnte man ihn herbeiführen? Der Abend war noch nicht sehr weit fortgeschritten, als er dem Detektiv einen großzügig gefüllten Geldumschlag

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