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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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nur zu verlassen, um wegen Befehlsverweigerung füsiliert zu werden. Da ich das Ganze noch immer nicht sonderlich ernst nehme, greife ich mir also dreißig meiner Infanteristen und mache mich auf zu einem kleinen Morgenspaziergang nach Turuturu  – ohne Voraussicherung, ohne Späher, einfach so durch die Gegend! Schon dafür hätten sie mich damals in Preußen erschossen, aber es kommt noch besser.
    Auf halber Strecke laufen uns zwei Gestalten in die Arme, die nichts als ihr Hemd auf dem Leib haben, und berichten, der Vorposten sei vom Feind überrannt und die Besatzung  – bis auf sie beide  – gefallen. Ich schicke also Anderson zurück, um Hunter und der Kavallerie Feuer unterm Hintern zu machen, setze mich dann auf den meinigen und überlege. Bei inzwischen vollem Tageslicht einen von einem Feind unbekannter Stärke besetzten, befestigten Posten mit nichts als ein paar Infanteristen anzugreifen ist nicht unbedingt das Klügste, was ein Kommandeur machen kann. Vernünftiger scheint es mir, die gottverdammten Halsabschneider auf ihrer Rückzugslinie abzufangen  – immer und ausnahmsweise richtig vorausgesetzt, dass Hunter und seine Cowboys Titokos Jungs innerhalb der nächsten Stunde aus Turuturu herausjagen werden.
    Ich führe also meine tapfere kleine Truppe in einem Neunziggradwinkel am Feind vorbei zum Waldrand; gut durchdacht und schwer bescheuert! Denn natürlich ist der alte Titoko nicht so dumm wie ich. Er hat Späher, er hat Voraus- und Rückzugssicherung und deshalb schnell spitzgekriegt, was ich vorhabe. Also lässt er mich mit meinen dreißig Trotteln als Obertrottel
ganz einfach im Wald sitzen und schleicht sich nordöstlich an uns vorbei. Immerhin merke ich irgendwann, dass so recht kein Feind auftauchen will, und marschiere jetzt doch noch so schnell wie möglich nach Turuturu und kann Hunter immerhin noch beim Besichtigen der Ruinen unter die Arme greifen!
    Eine scheußliche Sache: drei Mann tot, einer sterbend, zwei verwundet und nur zwei unversehrt; plus die beiden Idioten, die mir gesagt hatten, dass das Gemetzel schon vorüber wäre, und die vor ein Kriegsgericht zu stellen ich gute Lust hätte. Dem armen Freddie Ross  – Du erinnerst Dich? Mac hat ihn uns in Wellington mal vorgestellt  – hatten die Schweine das Herz herausgeschnitten. Whangai Hau; sie tun das immer mit dem Mata Ika, dem ersten Feind, den sie in der Schlacht töten. Idiotischerweise war er aber gar nicht der erste: Dick Lennon, der Magazinchef, hatte seinen Laden außerhalb der Palisade, und er war der erste, den es erwischte. Rannte nicht weg, als der Alarm kam, sondern zog sich erst mal in aller Ruhe an, korrekt bis auf den letzten Uniformknopf. Ihm haben sie das Herz übrigens auch rausgerissen, was dafür spricht, dass Titokos Jungs ein bisschen aufgeregt waren und anscheinend nicht mehr richtig zählen konnten. Über der Palisade lag noch ein armes Schwein namens Billy Holden, dem sie’s mit dem Tomahawk gegeben hatten  – sein Gehirn hing in einem langen Faden bis auf den Boden runter. So weit, so blöd.
    Ich bin ansonsten ganz gut beieinander und habe es sogar geschafft, Mac davon abzuhalten, blindlings mit dreihundert Mann in den Dschungel zu laufen, um unsere Leute so schnell wie möglich zu rächen. Genau darauf dürfte der alte Titoko nämlich gewartet haben. Im Übrigen ist Mac immer noch ein bisschen durcheinander, denn Wiremu Katene, sein Spezi und Scout, ist letzte Woche übergelaufen, kein Schwein weiß, wieso. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn Katene die Sache in Turuturu ausgeheckt hätte, denn er kennt unsere Stärken und Schwächen am besten; wenn er mit so viel entgegenkommender Blödheit meinerseits wohl auch kaum gerechnet haben dürfte!
    Von dem verdammten Amerikaner habe ich noch nichts gehört  – zweimal habe ich schon nach Wellington geschrieben, dass sein Mann wieder hier und, wenn kein Mörder, dann doch ein jämmerlicher Feigling ist. Ich habe diesen Bradley oder Fagan, oder wie immer er heißen mag, fast ständig bei mir, musste ihn aber praktisch am Hosenboden nach Turuturu schleifen, als er begriffen hatte, dass dort womöglich noch ein paar Kugeln herumfliegen. Wenn der Amerikaner nicht bald zurückkommt, werde ich das verdammte Narbengesicht am Ende noch selbst erschießen!
    Liebste Millie, der Morgen ist kalt, der Kaffee lausig, meine Pfeife geht aus. Ich vermisse Dich und die Kinder und wünschte, der Schlamassel hier unten wäre schon vorbei. Ich habe ein

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