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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Mitfahrgelegenheit nach St. Louis, aber er hörte nicht das übliche Knarren von Rädern und Achsen. Drei, fünf, sieben Reiter tauchten jetzt hinter einer Baumreihe auf. Sie trugen lange, durchnässte Staubmäntel über dicken Winterjacken und hatten die Hüte tief ins Gesicht gezogen. Gegen den Regen, dachte der einsame Wanderer noch und fragte sich nur, was sieben Reiter um diese Zeit in dieser Gegend zu suchen hatten. Dann sah er, dass sie weiße Kapuzen mit ausgeschnittenen Augenlöchern unter ihren Hüten trugen, und wusste, wer sie waren und was sie wollten.
    »Guten Tag, Gentlemen«, sagte John Lafflin alias Jean Laffitte, Pirat, Sozialist, Menschenfreund, mit fester Stimme, als die Bushwacker ihn langsam einkreisten.

139.
    Zu Pferd kam er zwar nicht unbedingt schneller, aber wesentlich stetiger voran, jedenfalls solange die Wege den Thames River hinauf gut gangbar waren und er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unterwegs blieb. Zudem konnte er im Sattel essen. Schon am Morgen des dritten Tages erreichte er die Brücke von Aniwahniwha und hatte das mittlere Waikato-Becken hinter sich. An diesem Tag passierte er den Maungatantari und überquerte am Abend den Overland Mail Track, den er vier Monate zuvor mit von Tempsky entlanggezogen war. Seine schnelle Reise ließ allerdings kaum einen Vergleich mit dem ermüdenden Fußmarsch und dem mühsamen Zusammenhalten von zweihundert Männern zu.
    Zwar konnte er von nun an nur noch selten aufsitzen und reiten, aber das Pferd trug immerhin noch weitere vier Tage seinen Proviant, sodass er keine Zeit mit Tauschhandel verlor und dennoch nicht hungern musste. Erst als er jenseits des kleinen Waikaka, an den Oberläufen von Mokau und Wanganui, die Grenzen der Provinz Taranaki und ihrer Urwälder erreichte, hörte das Tier endgültig auf, ihm nützlich zu sein, und er verkaufte es in der Eingeborenensiedlung Pohanga gegen so viel Maismehl, wie er auf dem Rücken tragen konnte. Die »Damper«, von denen er von diesem Zeitpunkt an leben musste, waren zwar mangels Salz und anderer Gewürze nahezu geschmacklos, aber das konnte nur ein zusätzlicher Antrieb sein, diese Wanderung so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    Gowers wusste jedoch, dass er sich nun im Einflussbereich der Aufständischen befand, und ging entsprechend vorsichtig voran. Dass er sich zudem nun wieder im ewigen Auf und Ab dicht bewaldeter Hügelketten bewegte, verlangsamte sein Marschtempo weiter, und während bisher der große, alles überragende Vulkan Taranaki sein Fernziel gewesen war, musste er nun überlegen,
ob, wie und auf welchen Wegen er sich möglichst ungesehen dem ihm unbekannten Camp Waihi nähern konnte und wie er hineinkommen würde. Am Abend des 7. September hatte er endlich den Te-Ngaere-Sumpf hinter sich gebracht und musste jetzt nahe an dem breiten Pfad sein, den General Chute vor vier Jahren auf seinem großen Marsch von Hawera nach New Plymouth hatte freischlagen lassen. Es war auf diesem Pfad, mitten im Gebiet des Tangahoe-Stammes, der bereits zum Volk der Ruanui gehörte, und unweit des kleinen Dorfes Araukuku, als ihm der Melder begegnete.
    Obwohl die Dämmerung nicht mehr fern war, bewegte dieser Mann sich ungewöhnlich sorglos durch ein Land, das sich in Kriegswirren befand. Gowers hörte ihn jedenfalls schon lange, ehe er ihn sehen konnte, so laut, beinahe mutwillig schlenderte der Maori den Pfad entlang, den jetzt bereits an beiden Seiten nachtschwarzer Urwald begrenzte. Dann hörte der Investigator das seltsamste Geräusch, das der andere produzierte: Der Mann sang! Nicht aus Leibeskräften, aber auch kein irgendwie unterdrücktes, nur hier und da zu Versen hochkochendes Summen  – er sang wahrhaftig, und obwohl Gowers die Worte nicht verstehen konnte, wurde ihm sofort klar, dass der Krieg eine unvorhergesehene und für die Aufständischen vorteilhafte Wendung genommen haben musste.
    Hatte er zunächst beabsichtigt, in seinem Versteck zu bleiben und den Mann unbehelligt passieren zu lassen, so änderte er diesen Plan jetzt. Er musste wissen, was geschehen war und ihn erwarten würde. Der Melder war ein junger Bursche, keine achtzehn Jahre alt, und als er auf Höhe seines Verstecks war, sah Gowers, dass er sich bewegte wie ein Betrunkener.
    Tatsächlich hatte Tutange Waionui etwas getrunken, wenn auch nicht viel. Aber da er Alkohol nicht gewohnt war, hatten vier, fünf kräftige Schlucke aus der erbeuteten Whiskyflasche ausgereicht, um ihn noch fröhlicher zu

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