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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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zurückliegenden Kriegen um die Provinz Taranaki, die noch immer nicht völlig unterworfen war.
Er wusste auch, dass dieser Mann gefährlicher war als Tawhiao und die ganze noch sehr umstrittene Königsbewegung, denn Titokowaru war eben kein König, kein Politiker. Er war ein Krieger.
    »Was werden wir also tun?«, fragte von Tempsky, obwohl er es natürlich schon wusste.
    »Nun«, antwortete McDonnell, »wir wollen jedenfalls besser vorbereitet sein als das letzte Mal. Wir brauchen Männer.« Seit die britische Regierung beschlossen hatte, keine regulären Truppen mehr nach Neuseeland zu schicken, lag die Verteidigung der Pakeha ganz in den Händen der Armed Constabulary, der örtlichen Milizen und ihrer überall angeworbenen Söldner. »Was hältst du von Werbungen im Süden? In Otago sitzen noch immer ziemlich viele erfolglose Goldsucher.«
    Von Tempsky tat gekonnt so, als hätte er die feine ironische Spitze überhört, denn auch seine Ambitionen in Bezug auf Edelmetallfunde waren seinem Freund Tom selbstverständlich bekannt.
    »Wenig«, erwiderte er. »Zu britisch, wenn du verstehst.« Was er meinte, war: Es ging auf der neuseeländischen Südinsel, die keine aufständischen Eingeborenen oder Ähnliches kannte, seit Jahrzehnten viel zu friedlich zu, um Kämpfernaturen hervorzubringen. Er konnte keine Soldaten gebrauchen, die womöglich beim ersten Schuss Pulver desertierten; das würden sie ohnehin früh genug tun.
    »Also Australien«, stellte McDonnell fest. »Sydney oder Melbourne?«
    »Melbourne«, sagte von Tempsky nach kurzem Überlegen, denn auch die Unmenge desperater entlassener Sträflinge, die sich in Sydney einschreiben lassen würde, wären ein unzuverlässiger Haufen. Außerdem würde er auf diese Weise, quasi als sentimentale Erinnerung, die Goldfelder wiedersehen, auf denen auch er einst sein Glück gesucht hatte.
    »Gut«, sagte McDonnell. »Zwei Schiffe, du und ich!« Er meinte natürlich: »Ich und du«, schenkte zwei Gläser Port ein,
und die beiden Männer tranken auf den Erfolg ihres Unternehmens.

17.
    Die Schafe mussten geschoren, die Wolle gekämmt, der Flachs gebrochen, gehechelt und beides zu Garn versponnen werden. Das Garn wurde zu Stoffen verwoben, die Stoffe gefärbt, gebürstet und zugeschnitten, vernäht. All das war Handarbeit, all das war teuer, und so konnte, trotz wechselnder Moden, bis weit ins 18. Jahrhundert hinein auch ein relativ wohlhabender Mann nicht erwarten, dass er in seinem Leben mehr als acht, vielleicht zehn Hosen besitzen würde. Das änderte sich erst durch die industrielle Tuchherstellung und die massenhafte Verwendung eines neuen Rohstoffs.
    Baumwolle war leichter. Leichter zu gewinnen und leichter zu verarbeiten. Durch die Ausbeutung vor allem der indischen Kolonien war sie im 18. Jahrhundert auch längst kein orientalisches Luxusgut mehr, sondern eine massenhaft verfügbare Ware. Baumwollstoffe waren auch leichter zu tragen, angenehmer, wogen ganz einfach weniger als die schwere, ölige Schafwolle, waren weicher, geschmeidiger als das steife Leinen, weitaus billiger als die kostbare Seide, und anstatt umständlich Muster hineinzuweben, konnte man sie schlicht und einfach bedrucken. Auch das Waschen der Kleidung, seit dem Mittelalter ein häufig unlösbares, zeitweise allerdings auch stark vernachlässigtes Problem, wurde durch Baumwollstoffe einfacher. Die Baumwollfaser saugte weniger Wasser auf, trocknete also schneller. Sie war robuster und vertrug auch hohe Temperaturen, ohne sich zu verändern, sodass der Schmutz sich leichter aus ihr lösen ließ, ohne dass der Stoff einlief.
    Die Welt wollte die neuen Kleider, wollte sie schneller, als sie produziert werden konnten, und dieser massenhafte Bedarf beflügelte den Erfindungs- und Geschäftsgeist des eben erst aufgeklärten Zeitalters. 1776 schnurrte in Cromford, Derbyshire, England, Richard Arkwrights erste vollautomatische, wassergetriebene Spinnfabrik  –
und das Garn wurde billig. Adam Smith, ein exzentrischer Philosophieprofessor aus Glasgow, formulierte zeitgleich die Gesetze und Prozesse von Angebot, Nachfrage, Arbeitsteilung und Konsum, schrieb mit The Wealth of Nations so etwas wie die Genesis in der Bibel des Kapitalismus. Zehn Jahre später erfand der anglikanische Geistliche Edmund Cartwright den mechanischen Webstuhl  – und nach dem Garn wurde auch das Tuch billig.
    Die Epigonen, Nachahmer, Patentdiebe aus Manchester schluckten diese Pioniere schnell, und überall wurden nun aus

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