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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Oberkommandierender. Die Regierung dankte McDonnell für seine Dienste und verabschiedete ihn mit militärischen Ehren aus der Geschichte. Bei den kurz darauf stattfindenden Wahlen verabschiedete das Volk allerdings auch die Regierung.
    Der neue Mann an der Spitze der neuseeländischen Streitkräfte hieß George Stoddard Whitmore und wurde von seinen eigenen Offizieren mit Adjektiven beschrieben, die im Zivilleben eine Flut von Beleidigungsklagen ausgelöst hätten: heuchlerisch, arrogant, taktlos, verachtenswert, viehisch, aufgeblasen, schwachsinnig, eingebildet und »ein widerliches kleines Schwein, hart wie ein Schusternagel, der jeden seiner Männer in Grund und Boden marschieren könnte«.
    Die Eigenschaft, die ihn so viele »menschliche Qualitäten« überhaupt ertragen ließ, kann allerdings ohne Übertreibung als die Kardinaltugend eines Soldaten bezeichnet werden; eine Tugend, die jedweden militärischen Erfolg letzten Endes erst ermöglicht: Whitmore war stur. Ein einmal ins Auge gefasstes Ziel aufgrund welcher Umstände oder Argumente auch immer irgendwann wieder aufzugeben lag ganz einfach außerhalb seiner Vorstellungskraft.
     
    Als er Moturoa im Morgengrauen vor sich liegen sah, baute Whitmore seinen Angriffsplan auf zwei Annahmen auf; dass die Annäherung seiner Armee unbemerkt geblieben war und dass die Befestigung des Pas auf der rechten Flanke eine offensichtliche Lücke aufwies. Vergeblich sagten ihm seine Kupapa, dass es ein schlafendes Kriegslager der Maori nicht gibt, dass Moturoa viel zu still war, um überrumpelt zu werden. Ohne Gehör zu finden, wiesen ihn auch die Veteranen der Patea Field Force darauf hin, dass die Palisade schon bei Te Ngutu nicht die eigentliche
Verteidigungslinie der Rebellen gewesen war, sondern der dichte, nebelverhangene Wald.
    Aber schon am Tag zuvor hatte Whitmore doppelte Rationen an seine Männer ausgeben lassen, und jeder Soldat jeder Armee jedes Jahrhunderts weiß, was das bedeutet: Der Angriff stand unmittelbar bevor und würde schon aus logistischen Gründen nicht mehr verschoben werden. William Hunter, der Mann, der Turuturu Mokai verschlafen hatte, befehligte die Attacke. Und selbst als sie in einer Wand aus Blei stecken blieb, als seine Männer, soweit sie nicht gefallen waren, auf dem nackten Boden kriechend nach Deckung suchten und ihn baten, sich doch hinzulegen, um Gottes willen, blieb Hunter aufrecht, ging im unablässigen Feuer auf und ab.
    »Heute muss ich der Welt zeigen, dass ich kein Feigling bin!«
    Eine Kugel erwischte ihn unterhalb der Hüfte, zerriss die Arteria Femoralis, und er verblutete binnen weniger Minuten, ein viktorianischer Held, mit dem irritierenden Gefühl einer Unmenge warmer Flüssigkeit zwischen den Beinen. Noch zwei ganze Abteilungen jagte Whitmore gegen die einmal ausgewählte »Schwachstelle«, ehe er den Rückzug befahl.
     
    Wieder ein mit Leichen übersätes Schlachtfeld. Wieder versuchten die Weißen, ihre gefallenen Kameraden mitzunehmen, wieder verloren sie dabei nur noch mehr Männer. Wieder kopflose Flucht, Verfolgung, Jagd durch den weglosen Busch. Wieder wurden Gefangene und Verwundete mit Äxten niedergemacht, geplündert. Am Rande des Waldes baute die Nachhut eine Verteidigungslinie auf, um der fliehenden Armee den geordneten Rückzug über eine Meile freies Feld in den kleinen Stützpunkt Wairoa zu ermöglichen.
    Aber der Wald schien plötzlich lebendig zu werden, knackte, summte, jeder Baum wurde zu einem Feind. Da nahm auch die Nachhut die Beine in die Hand, und achthundert Männer rannten in wildem Zickzack über die offene Fläche, verfolgt von
den Salven der hundert Maori, als würden Mäuse eine Katze verjagen. Einem an der Schulter verwundeten Soldaten dauerte der geordnete Rückzug zu lange. Er sprang von der Tragbahre und rannte seinen Trägern voraus. Ein paar Granaten, von der schweren Artillerie Wairoas in den Urwald gefeuert, beendeten das Triumphgeheul der Aufständischen, aber hier und da hörte man noch die Todesschreie der Versprengten, die ihnen in die Hände fielen.
    Neu war an diesem blutigen Tag nur ein Gerücht, das unter den Pakeha die Runde machte. Einige sagten, andere bestätigten, Dritte schmückten aus, dass sie in den Reihen der Maori, durch Pulverdampf, Nebel, Unterholz, kriechende Schlingpflanzen hindurch einen tätowierten Weißen gesehen hätten, der auf Titokowarus Seite kämpfte.

157.
    »Er will nicht zu etwas oder jemandem gehören.«
    Es waren diese Worte, die Te Kooti, der

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