Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
»Wir gehen nur kurz hinunter, um Kadam zu holen, und dann kommen wir sofort zurück. Hörst du mir zu? Ren?«
Ren antwortete, ohne die Augen von mir zu nehmen. »Ja. Ich bleibe hier und warte.«
»Gut«, schnaubte Kishan. »Komm, Kells.« Er nahm meine Hand und begann, mich von Ren wegzuführen. Ich folgte ihm ruhig, ließ meine Schritte von ihm leiten, während mein Verstand über das nachdachte, was eben vorgefallen war.
Gerade als wir um die Ecke bogen, hörte ich Rens flehende Stimme, kaum mehr als ein Flüstern in der nächtlichen Brise. »Geh nicht, Iadala . Bleib bei mir.«
Ich sog scharf die Luft ein und drehte mich um, konnte ihn jedoch nicht mehr sehen. Kishan drückte meine Hand und zog mich hinter sich her. Als wir an Mr. Kadams Tür ankamen, klopfte Kishan sanft. Die Tür öffnete sich erst einen Spalt und dann vollends, um uns Eintritt zu gewähren.
Mr. Kadam trug den Morgenrock eines Gentleman, die Art von Nachtwäsche, die Männer vor hundert Jahren getragen hätten, kurz bevor sie zu Bett gingen. Kishan erklärte rasch die Situation. Sie wollten beide, dass ich an Ort und Stelle blieb, während sie mit Ren redeten. Sie waren unnachgiebig, und ich stand zu sehr unter Schock, um mich zu weigern. Ich setzte mich in Mr. Kadams Sessel und zog einen schweren Folianten auf meinen Schoß.
Ich klappte das Buch auf, vermochte jedoch nicht zu lesen. Mein Verstand war wie ausgeschaltet. Mein Körper war allein mit meinen Gefühlen beschäftigt, und im Moment konnte ich mich auf nichts konzentrieren als auf das starke Band in meinem Innersten. Das Loch, das fehlende Glied, der abgeschlagene, klaffende Teil von mir, der seit Shangri-La verschwunden war, war zurück, und ich spürte das andere Ende. Ich war wieder mit Ren verbunden. Ich war allein gewesen. Der harschen Welt schutzlos ausgeliefert. Und jetzt … war ich es nicht mehr.
Selbst hier, viele Decks entfernt von ihm, konnte ich die Wärme seiner Gegenwart spüren, als wäre eine weiche Decke um meine Seele gelegt worden, um mein Herz. Sie gab mir Halt und beschützte mich. Ich war ein Küchensieb gewesen, eine löchrige Schüssel, die nur die groben Dinge auffing, während die kostbaren Tropfen unserer emotionalen Verbundenheit unaufhaltsam aus mir hinausgelaufen waren.
Jetzt waren diese Löcher geschlossen, und ich füllte mich von innen. Barst mit etwas, das mich weinerlich und zitternd zurückließ. Er erinnert sich. Immer und immer wieder sagte ich mir diese Worte vor. Ich fühlte mich wie benommen, als hätte ich einen Hitzschlag erlitten. Ich leckte mir die Lippen, war aber zu schwach, um aufzustehen und mir ein Glas Wasser zu holen.
Da kehrten Kishan und Mr. Kadam zurück. Kishan kniete sich neben mich und nahm meine Hand. Zärtlich streichelte er meinen Handrücken, doch ich spürte seine sanfte Berührung kaum.
»Wie es scheint«, sagte Mr. Kadam leise, »hat Ren sein Gedächtnis zurückerlangt, Miss Kelsey. Er wünscht Sie zu sehen. Fühlen Sie sich dem gewachsen, oder möchten Sie lieber bis morgen warten?«
Ich zögerte und antwortete mehrere Sekunden nicht.
»Miss Kelsey? Geht es Ihnen gut?«
»Mir geht es gut. Ich gehe jetzt zu ihm.«
Mr. Kadam nickte. »Er wartet in der Lounge auf Sie.«
Ich ging einen wackeligen Schritt und blieb schließlich stehen. »Wirst du mich begleiten, Kishan?«
Er küsste mir die Stirn. »Natürlich.«
Wir ließen einen besorgten Mr. Kadam zurück, der uns versprach, die Wache auf der Brücke zu übernehmen, während wir anderweitig beschäftigt waren. Zuerst wollte ich mich noch umziehen. Ich wusch mir das Make-up vom Gesicht und schälte mich aus dem ausgefallenen Kleid. Dann schlüpfte ich in eine Jeans und zog mir ein T-Shirt über den Kopf. Ich entfernte die Blume und bürstete mir das Haar, bevor ich ein Paar Sneakers überstreifte. Kishan wartete vor meiner Tür auf mich, immer noch in seinem Seidenhemd und der Krawatte.
Ich nahm seine Hand, und wir gingen schweigend zur Lounge mit ihren bequemen Sofas. Der Raum war dunkel, und nur das Mondlicht, das durch die Fenster fiel, erhellte unsere Schritte. Eine schattenhafte Gestalt, die sich als Silhouette gegen den Mond abzeichnete, erhob sich. Ich blieb stehen.
Kishan umarmte mich und flüsterte: »Alles wird gut. Du gehst hinein, und falls du mich brauchst, rufst du nach mir.«
»Aber …«
»Nun geh schon!«
Kishans tröstliche Gegenwart war verschwunden, noch bevor ich ein weiteres Mal protestieren konnte. Ich zwang mich, einen Schritt
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