Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)

Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)

Titel: Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
Vom Netzwerk:
Schritt für Schritt rückwärts bewegten.
    Kishan gab mir leise Anweisungen: »Wenn sich Ren auf uns stürzt, lauf los. Ich kümmere mich um ihn, während du Kadam holst.«
    Ich nickte gegen seinen Rücken.
    Ren machte einen Satz nach vorne. »Geh weg von ihr, Kishan. Sofort!«
    Kishan schüttelte den Kopf. »Ich lasse nicht zu, dass du ihr wehtust.«
    »Ihr wehtun? Ich werde ihr kein Härchen krümmen. Dich allerdings werde ich wie eine Fliege zermalmen.«
    Kishan hielt eine Hand hoch. »Ren, ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Vielleicht ist es das Krakengift. Beruhige dich einfach.«
    »Vishshva!«, fauchte Ren. Dann schrie er Kishan auf Hindi an und redete so schnell, dass ich kein einziges Wort verstehen konnte. Ich wusste nicht, was er sagte, aber Kishan brodelte vor Wut und straffte sich. Ein warnendes Grollen erscholl in seiner Brust.
    Durch zusammengepresste Zähne sagte Kishan leise: »Kelsey? Zeit zu gehen. Lauf.«
    Ich hatte mich gerade umgedreht, als ich einen schrecklichen Schmerzensschrei hörte und ein Geräusch, als knallte etwas Schweres auf das Deck. Ich wirbelte herum und sah Kishan, der über einem ausgestreckt daliegenden Ren stand.
    »Was hast du getan?«
    »Nichts. Er hat sich an den Kopf gefasst und ist gefallen.«
    Ren kniete nun, den Kopf vornübergebeugt, sodass sein Kopf das Deck berührte. Seine Hände krallten sich in sein Haar, und er drehte und zog an den Strähnen, während er qualvoll stöhnte. Plötzlich warf er den Kopf nach hinten und drückte die Brust vor. Mit geballten Fäusten schrie er vor Schmerz auf – die Art Todesschrei, die jedem einen Schauder den Rücken hinablaufen lässt, der ihn hört. Es war ein Schrei der schlimmsten Höllenqualen, und darin hörte ich den Widerhall von Lokeshs Lachen, während er Ren Schmerzen zufügte, das Leiden der monatelangen Folter, das unsägliche Gefühlschaos, nichts zu haben, wofür es sich zu leben lohnte.
    Ich musste zu ihm. Er brauchte mich. Seine Qualen sickerten in meinen Körper, bis sie ein eigenständiges Dasein zu führen schienen. Ich musste sie bezwingen. Ein solches Leiden konnte ich nicht zulassen, durfte nicht erlauben, dass er derart unerträgliche Schmerzen litt. Irgendwie wusste ich, dass ich diese Dunkelheit besiegen konnte, diese Finsternis, die sein Bewusstsein, seine Seele überschattete.
    Das war der Moment, als ich es spürte. Unter der Qual, unter der Verzweiflung war etwas Unzerstörbares, etwas Starkes, Unerschütterliches. Es war zurück. Die Brücke zwischen Ren und mir war wiederaufgebaut. Sie war unter Wellen des Schmerzes begraben gewesen. Sie war überflutet, aber sie war da, solide und standhaft. Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu, doch Kishan hielt mich zurück.
    Ren sackte wieder nach vorne, stützte sich auf zitternden Armen ab, keuchte. Mein Herz schlug heftig, fast als würde es im Gleichklang mit seinem pochen. Ich spürte, wie meine Beine bebten, ein Spiegelbild seines eigenen Zitterns. Schließlich trat Kishan einen Schritt vor und streckte die Hand aus. Ren holte mehrmals tief Atem und umklammerte dann die Hand seines Bruders. Langsam stand er auf und hob den Kopf, aber er blickte nicht zu Kishan. Er sah nur mich an.
    Ich erstarrte. Meine Haut kribbelte überall. Mein Puls hämmerte durch meine Adern.
    »Ist bei dir … alles in Ordnung?«, fragte Kishan.
    Ren antwortete, ohne die Augen von mir zu lassen. »Ja, endlich wieder.«
    »Was war los?«, fuhr Kishan fort.
    Ren seufzte schwer und sah widerstrebend zu seinem Bruder. »Der Schleier des Vergessens ist gelüftet.«
    »Ein Schleier? Welcher Schleier?«
    »Der Schleier in meinem Kopf. Der Schleier, den Durga dort aufgehängt hat.«
    »Durga?«
    »Ja«, erwiderte er flüsternd. »Ich erinnere mich jetzt.« Sein Blick huschte wieder zu mir. »Ich erinnere mich an … alles .«
    Ich keuchte leise auf. Die Nachtluft hing nun schwer um uns, warm und schwül, wo sie zuvor noch kühl und frisch gewesen war. Ein vibrierendes Summen in meinem Körper wärmte meine Muskeln, massierte sie, schüttelte den Stress ab, der sie noch vor wenigen Sekunden verkrampft hatte, und mein Bewusstsein konzentrierte sich auf eine einzige Sache: den Mann, der mich mit seinen strahlend blauen Augen inbrünstig ansah. Ich weiß nicht, wie lange wir in dieser Starre verharrten. Niemals hätte ich geglaubt, dass irgendetwas diese Verbindung trennen könnte, doch dann trat Kishan vor mich und baute sich vor seinem Bruder auf.
    »Bleib hier«, sagte er zu Ren.

Weitere Kostenlose Bücher