Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
Tierchen, die unter dem Eis zuckten.
»Sie sind wunderschön!«
»Das sind sie. Setzt euch. Die Stühle sind nicht mehr kalt. Es wird euch vorkommen, als würdet ihr auf Stühlen aus Eichenholz sitzen.«
Nachdem wir um den Tisch Platz genommen hatten, wedelte der weiße Drache mit den Händen, und ein Festessen erschien vor uns. Ich war am Verhungern. In J ın sèlóngs Gegenwart hatten wir nicht gewagt, die Goldene Frucht einzusetzen, und die Seetang-Cracker hatten schlagartig ihren Reiz verloren, nachdem ich wusste, woraus sie bestanden. Ich gönnte mir einen Moment, um das Festmahl vor uns zu betrachten. In großen Eisschüsseln gab es Königskrabbenbeine mit eingesottener Butter und kalte, geschälte Garnelen mit Cocktailsauce.
Andere Gerichte wurden warm serviert: überbackener Hummer, getoastetes Fladenbrot mit warmem Ziegenkäse, Artischocken, Spinat und Krabben. Es gab gefüllte Seezunge, Gumbo mit Meeresfrüchten, einen Julienne-Salat mit fein abgeschmeckter Vinaigrette, sämige Muschelsuppe, in Knoblauch geschwenkte Shrimp-Linguini und den größten, mit Walnüssen und Kirschen glasierten Lachs, den ich je gesehen hatte. Er bot uns Säfte an.
Ich wählte Erdbeergeschmack, und der Drache ging an die Arbeit. Er goss ein paar Tropfen roten Sirup in eine bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Eisdrachenskulptur, die das Herzstück des Raums war, und sprach ein paar Worte. Die rote Flüssigkeit begann, sich einen Weg durch den kurvenreichen Drachen zu bahnen. Dann holte Yínbáilóng einen frostig kalten Becher und hielt ihn unter die Öffnung der Eisskulptur. Das Getränk sah aus wie ein Slush-Eis, allerdings mit mehr Flüssigkeit und weniger Eis. Dann wiederholte er den Vorgang, machte ein Grapefruitgetränk für Kishan, eines mit Zitrone für Ren und eines mit Kirsche für sich selbst.
Er zeigte auf die große Auswahl, die er vor uns ausgebreitet hatte, und sagte: »Bedient euch.«
Da mir immer noch ein wenig kalt war, begann ich mit der Muschelsuppe. Es war die cremigste und leckerste Muschelsuppe, die ich jemals probiert hatte. Ich löffelte die halbe Schüssel aus, bevor ich mich erinnerte, dass mir noch viele Fragen auf der Zunge brannten.
»Yínbáilóng? Dein Bruder hat mir erzählt, dass ihr alle in verschiedenen Meeren geboren wurdet und dass er der Erddrache sei. Was bedeutet das, und wer sind eure Eltern?«
Der Eisdrache legte die Gabel hin und beugte sich vor, wobei er das Kinn in die Hände stützte. »Meine Eltern«, sagte er, »sind diejenigen, die du wohl Mutter Erde und Vater Zeit nennen würdest.«
Mit einem Schlag war der Hunger vergessen. »Wo leben sie? Siehst du sie manchmal? Wie sind sie so?«
»Ich sehe sie, auch wenn ich bezweifle, dass es dir gelingen wird, denn sie bewegen sich meistens in anderen Dimensionen. Sie wohnen … nun ja … überall. Man kann erlernen, sie zu sehen. Mutter ist Teil eines jeden Geschöpfes auf Erden. Pflanzen, Tiere, Menschen und selbst Drachen sind alle ihre Kinder, und sie und Vater Zeit werden nie aufhören zu existieren. Er ist die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Er ist allwissend. Er weiß, wie sich die Welt in Zukunft verändern wird, ist aber dennoch unendlich neugierig, was den Lauf der Zeit anbelangt. Er hat mir von eurem Kommen erzählt. Meine Brüder hätten ebenfalls davon gewusst, würden sie nur endlich zuhören. Sie sind so jung – im Grunde wie Teenager. Sie denken, sie wissen alles, weshalb sie ihren Eltern nie zuhören. Doch ein kluges Kind wird seinen Eltern stets den gebührenden Respekt zollen.«
Er nippte an seinem Getränk und fuhr fort: »Unsere Eltern sind jetzt … im Ruhestand. Zumindest, so weit das Unsterblichen möglich ist. Sie haben die Aufgabe uns übertragen, die Erde und ihre Bewohner zu schützen. J ın sèlóng wacht über die Reichtümer der Erde. Er stellt sicher, dass Bodenschätze hervorgebracht und gefunden werden, und hat zum Beispiel zur industriellen Revolution beigetragen, auch wenn seine Absicht nicht ganz altruistisch war. Er wollte, dass Waren schneller gefertigt werden, damit er seine Sammlung vergrößern kann. Er hat seine Macken, aber im Großen und Ganzen ist er für die Menschheit gut.
Lüsèlóng ist dafür verantwortlich, ein Gleichgewicht zwischen dem Land und dem Meer herzustellen. Er wacht über alles, was wächst. Bäume, Blumen, Gebirge, Wüsten und Wälder unterstehen seiner Aufsicht. Er lässt das Getreide wachsen. Er zeigte den Ägyptern, wie man Papyrus herstellt
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