Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
kann seine Macht nicht sehen.«
»Nun, das Wasser ist voll davon. Von der Macht, meine ich. Meine Aufgabe besteht darin, sie gelegentlich umzurühren, damit sie sich nicht auf dem Grund des Sees absetzt. Tauch einen Finger hinein, und du erlebst den Schock deines Lebens. Einen Arm, und dein Gehirn schaltet ab. Deinen ganzen Körper? Zack! Du zerplatzt.«
»Großartig«, murmelte ich.
»Aber bei Schuppen wirkt das Wasser Wunder. Es gibt nichts Besseres als ein Milchbad, wenn dein Schwanz auszutrocknen droht. Du solltest es allerdings lieber nicht ausprobieren. In diesem See tummelt sich nicht nur cremige Gutherzigkeit. Alle möglichen Arten besonderer Kräfte hausen dort, und nur einigen wenigen Auserwählten ist der Zugang gestattet. Man könnte es den Swimmingpool der Götter nennen, Zutritt nur für Mitglieder. Und keiner von euch beiden gehört dem Club an. Er wird wahrscheinlich trotzdem erfrieren, aber zumindest hat er eine faire Chance. Oh, und bevor ich es vergesse, ihr solltet euch beeilen. Meine Zehen frieren schon wieder, und falls der Springbrunnen vollständig vereist, bevor ihr zurückkommt, könnt ihr weder in den See eintauchen noch ihn verlassen, und dann kann ich euch leider nicht verraten, wie ihr die Halskette bekommt.«
Sprachlos standen wir da.
»Husch, husch. Na los. Beeilt euch!«
Wir drei machten uns im Laufschritt davon, rutschten und stolperten den Tunnel zurück zum See. Ganz leise hörte ich noch, wie sich die Meerjungfrau jammernd beklagte, dass ihr Schwanz nicht genügend Feuchtigkeitsfluid erhielt. Dann bogen wir um die Ecke, und ich konnte ihre Worte nicht mehr vernehmen.
Kishan schleuderte den Mantel fort und schlüpfte aus seinen Schuhen, während ich meine Hitze benutzte, um ein Loch ins Eis zu brennen, das groß genug für ihn war.
Da hörten wir schwach Kaelioras Rufen: »Er ist golden! Leuchtet im Dunkeln! Man kann ihn nicht verfehlen!«
Kishan schüttelte seine Arme und Beine aus, küsste mich fest und tauchte im nächsten Moment unter. Er blieb mehrere Minuten unter Wasser, bevor sein Kopf die dünne Eisschicht durchbrach, die das Loch nun wieder bedeckte. Nach einem tiefen Atemzug keuchte er: »Hab ihn noch nicht entdeckt.«
Ich stand wutschäumend da, biss mir auf die Lippe und versuchte, mir eine vernünftige Ausrede aus den Fingern zu saugen, warum ich bei Kishan, als er ins gefährliche Wasser gestiegen war, nicht genauso reagiert hatte wie bei Ren. Schon bald konnte ich mich überzeugen, dass es allein daran lag, dass ich nicht genügend Zeit gehabt hatte, um meine Gefühle zu sortieren.
Noch zweimal kam Kishan an die Oberfläche. Beim letzten Mal verkündete er: »Ich habe ihn gesehen, aber er ist ziemlich weit weg. Keine Sorge, ich kriege ihn trotzdem.« Seine Zähne klapperten, seine Lippen waren blau.
Da tauchte Kishan erneut unter, und die Meerjungfrau rief mit lauter, wenn auch gelangweilter Stimme: »Er wird es nicht schaffen. Er erfriert. Allerdings könntet ihr ihm helfen.«
»Wie?«, brüllte ich zurück.
»Das weißt du doch längst.«
Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor ich mir den Mantel vom Leib riss und dann an Ren zupfte. Er sagte kein Wort, schien jedoch genau zu wissen, was ich vorhatte. Ich schob mir die Ärmel hoch und schleuderte meine gesamte Feuerkraft auf den See. Ren zog mich an seine Brust, drückte seine Wange an meine und strich mit den Händen über meine Arme. Ich spürte, wie heiße Flammen an meiner Haut leckten, als ein goldenes Feuer nicht nur aus einer meiner Hände, sondern aus beiden schoss. Ren verschränkte die Finger mit meinen, und die Hitze nahm an Intensität zu.
Dampf stieg vom See auf, und das Loch wurde rasch größer und breitete sich über die gesamte Oberfläche aus. Ein Kopf tauchte in der Mitte des Wassers auf, und Ren flüsterte: »Ihm geht’s gut. Ich kann seinen Atem hören. Hältst du noch etwas durch?«
Ich nickte und heizte den See weiter auf, bis ich kein Eis mehr sah und Kishan in dem milchigen Wasser zu uns schwamm.
Er kam näher und rief: »Hey! Das fühlt sich richtig gut an. Fast wie in der Sauna! Wie schade, dass ihr zwei nicht reinspringen könnt!«
Als ich wusste, dass er in Sicherheit war, riss ich mich aus Rens Umarmung, der zwar eine Augenbraue hob, ansonsten jedoch nichts weiter sagte, und bat das Göttliche Tuch, uns Handtücher zu fertigen.
Kishan gelangte ans Ufer, watete aus dem Wasser und schüttelte sich wie ein Hund. Dann packte er mich, gab mir einen schrecklich
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