Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
feuchten Kuss und drückte mir den Schlüssel in die Hand. Während Kishan zurückblieb und sich trockene Kleidung überzog, rannte ich den nun matschigen Pfad zurück zum Springbrunnen. Ren folgte mir schweigend auf dem Fuße.
Vor der halb zugefrorenen Meerjungfrau kam ich schlitternd zum Stehen, verpasste ihr einen Hitzeschuss und hielt ihr dann den Schlüssel vor die Nase. »Wir haben ihn. Und was jetzt?«
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D ie Sieb t e Pa g o d e
G ut. Dann hört mir aufmerksam zu. Offensichtlich seid ihr auf der Suche nach der Perlenkette und steht in Durgas Gunst.« Kaeliora machte eine Pause, um anmutig an der Lotosblüte zu riechen. »Andernfalls würde ich euch nicht helfen. Folgt weiter diesem Pfad. Der Tunnel führt euch zurück zum Meer. Allerdings würde ich euch raten, das Eis rasch hinter euch zu lassen, denn einige der ältesten Kreaturen der Welt hausen in diesem Reich, und sie empfangen Eindringlinge nicht mit offenen Armen.«
»Der weiße Drache hat uns gar nichts darüber erzählt«, bemerkte ich, als Kishan uns einholte.
»Nun ja, er war schon seit geraumer Zeit nicht mehr hier unten, und was einen Drachen unbeeindruckt lässt, kann für Menschen tödlich sein. Einige der schrecklichsten Raubtiere des Meeres sind für Yínbáilóng nichts weiter als Kuscheltiere. Sobald ihr die Pagode erreicht, benutzt den Schlüssel, um die Türen zu öffnen. Die Halskette befindet sich in der Muschel einer großen Auster in einem Bassin mit milchigweißem Wasser. Gebt also acht, dass allein er«, sie nickte in Kishans Richtung, »nach ihr sucht. Das ist der leichte Teil.«
»Wundervoll«, murmelte ich.
»Der schwere Teil …« Sie wackelte wieder mit ihrem Schwanz und schnaubte leise. »Wie es scheint, gefriere ich schon wieder. Wenn es dir nichts ausmachen würde …«
Ich seufzte und hob die Hand, doch nichts geschah.
»Sie kann nicht. Sie ist erschöpft«, erklärte Kishan.
Ren zog seinen Handschuh aus und schnappte sich mein bloßes Handgelenk, bevor ich es aus seiner Reichweite bringen konnte. Goldenes Licht wogte aus meiner Hand und wärmte den gesamten Springbrunnen. Dampf kräuselte sich über dem Wasser, während die Meerjungfrau immer tiefer versank und vor Entzücken quietschte.
» Das ist einfach köstlich! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie lange es schon her ist, seit mir richtig warm war. Vielen Dank.«
»Kein Problem.« Ich senkte die Hand und versuchte, mein Handgelenk so unauffällig wie möglich aus Rens Umklammerung zu reißen. Verlegen machte ich einen Schritt auf Kishan zu, der mich entsetzt anstarrte. Ich funkelte Ren an, der meinem Blick auswich. Es war natürlich nicht so, dass ich Kishan im wahrsten Sinne des Wortes betrogen hätte, aber es fühlte sich an, als hätte er mich und Ren bei einer wilden Knutscherei überrascht. Die goldene Flamme war etwas Besonderes, Einmaliges, und ich wollte mir ihre Einzigartigkeit gar nicht näher vor Augen führen.
»Es hat keine Bedeutung«, flüsterte ich.
Die Meerjungfrau widersprach. »Oh, das würde ich vehement bestreiten. Seit Jahrtausenden habe ich kein so starkes Band gesehen.«
»Was meinst du mit Band?«, erkundigte sich Kishan höflich, jedoch mit scharfem Unterton.
»Dieses Licht. Es ist mächtiger, als es ihr je allein gelingen wird. Er fungiert … nun ja … als Glühfaden. Sie lässt ihre Energie in ihn fließen, und er heizt sie auf. Dann schickt er die Energie zurück zu ihr, als wäre sie die Glühlampe. Zwischen sich erzeugen sie eine Art Vakuum, und das ist das Band, von dem ich gesprochen habe. Es ist etwas ganz Besonderes und kommt nur sehr selten vor. Wenn sie sich berühren, existiert für die beiden nichts anderes. Nichts außer sie selbst.«
Meine erste Reaktion war sprachloser Schock. Das erklärt viel. Die Meerjungfrau hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Da gab es nur einen Haken an ihrer Theorie. Ren musste mich nicht einmal berühren , um ein Vakuum hervorzubringen. Ich konnte ihn spüren – warm und mächtig –, und zwar die ganze Zeit . Dazu musste ich nur die Augen schließen, und dann umschloss er mich mit einer Blase, die so stark war, dass ich alles und jeden um mich herum vergaß.
Mein Band mit Ren war kosmisch . Das ergibt Sinn. Es war unser Schicksal, einander zu finden und den Fluch zu bannen. Das war alles. Und wenn ich einfach jegliche Berührung mit ihm vermied, könnte ich Kishan wahrscheinlich eine bessere Freundin sein und wäre infolgedessen weniger von Schuldgefühlen zerfressen.
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