Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
seid dem Ozean nicht immerfort schutzlos ausgeliefert. Der Eistunnel führt auch durch Höhlen.«
»Na großartig. Und wie lenke ich dieses Ding?«
»Das ist der beste Teil. Du musst überhaupt nichts tun. Deine Tiger übernehmen das für dich.«
»Wunderbar«, murmelte ich sarkastisch.
»Viel Glück euch allen. Ich wünsche euch das Allerbeste.«
Mit diesen Worten schloss der Drache die Tür hinter sich, und wir stürzten in Dunkelheit. Fanindra wickelte sich um den Griff des Schlittens und erleuchtete die kleine Höhle mit ihren grünen Augen.
»Na schön, Jungs. Dann mal los, hü-hott!«
Ren machte als Erster einen Satz, und der Schlitten neigte sich gefährlich zur Seite, bis die Brüder schließlich einen gleichmäßigen Rhythmus fanden. Ich beobachtete die Tiger beim Laufen, wie sie die Krallen tief ins Eis gruben, und hielt gleichzeitig nach hungrigen Fischen Ausschau. Einmal bekundete ein Fisch von der Größe von Rens Hummer ein reges Interesse an uns. Er schwamm mehrere Minuten neben uns her, ließ sich gegen die Tunnelwand knallen und kratzte sogar mit seinen langen, spitzen Zähnen am Eis, bevor er – zu meiner großen Erleichterung – davonschwamm. Ren und Kishan schienen über unendliche Kraftreserven zu verfügen, liefen stundenlang und legten nur äußerst selten eine kurze Pause ein.
Irgendwie und irgendwo auf dem Weg durch den Eistunnel war ich eingeschlafen – nur um von einem plötzlichen Poltern aufgeschreckt zu werden. Ich blinzelte in die Dunkelheit und fragte mich verschlafen, wie weit wir gekommen waren. Der glatte Eistunnel durch den Ozean hatte sich in einen schneebedeckten, mit Eissplittern überzogenen Pfad verwandelt, aus dem Steinformationen herausragten, und ich erkannte, dass wir nicht länger von Wasser, sondern von Erde umgeben waren. Ich bestand auf einer Pause, damit die Brüder etwas essen konnten, und wünschte ihnen jeweils einen ganzen Schmorbraten herbei. Ich nippte an einer dampfenden Tasse heißer Schokolade, während die beiden aßen und sich ausruhten.
Es war kalt. Ich fühlte mich wie der Blechmann aus Der Zauberer von Oz . Jedes einzelne Gelenk war in dem Winkel eingefroren, in dem ich eingeschlafen war. Ich verlagerte das Gewicht und versuchte, eine bequemere Position zu finden, was mir jedoch ebenso wenig gelang, wie die Gurte zu lösen, die mir schmerzhaft in die Schultern schnitten. Verärgert riss ich mir einen Handschuh von den Fingern und spürte augenblicklich den Temperaturunterschied. Die Kälte war so schneidend, dass es wehtat. Es war die Art Kälte, die einem in die Knochen kroch und die selbst von der heißesten Dusche nicht vertrieben werden konnte.
Nach ein paar weiteren Stunden des Laufens entschieden Ren und Kishan, ein Nachtlager zu errichten. Ich nahm den Brüdern das Geschirr ab, bat das Tuch, uns ein Zelt und mehrere Dutzend Decken zu fertigen, und kletterte dann unter den Haufen. Meine Tiger schmiegten sich an mich, einer auf jeder Seite, und wie kleine Heizkörper hielten sie mich die ganze Nacht über kuschelig warm.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise fort. Am späten Vormittag öffnete sich die Steinhöhle in eine größere Kaverne mit einem zugefrorenen See. Zaghaft traten die Tiger aufs Eis, schnüffelten bei jeder Bewegung. Nach ein paar weiteren vorsichtigen Schritten begannen sie wieder zu laufen, wenn auch langsamer als zuvor. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, woher sie den richtigen Weg kannten, doch sie liefen unaufhaltsam weiter. Vielleicht verfügten die Tiger über einen sechsten Sinn. Oder – und diese Erklärung war wahrscheinlicher – sie hatten einfach dem weißen Drachen aufmerksam zugehört, während mein Verstand anderweitig beschäftigt gewesen war.
Auf der anderen Seite des Sees stießen wir auf einen weiteren Tunnel, und es dauerte nicht lange, bis wir zu einer von unserem Eispfad umrahmten Höhle kamen, in deren Mitte sich ein hoher Springbrunnen aus Stein befand. Ren und Kishan blieben stehen, und ich bat das Tuch, ihnen Kleidung zu fertigen, während ich sie abschnallte. Schließlich wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Springbrunnen zu, der ungefähr sechs Meter in die Höhe ragte, vier Becken hatte und mit Eis bedeckt war.
Kishan schlüpfte in einen dicken Mantel und kam zu mir. »Jetzt kommt es allein auf dich an, Kells. Befrei die Wächterin.«
»Was? Was soll ich tun?«, fragte ich nervös und dachte darüber nach, welcher Schrecken wohl als Nächstes auf mich warten
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