Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
sagten; sie schauten sich lediglich die Bilder an. Sie zeigten auch Fotos von Benedict Heuters Leiche. Der Körper selbst war nach ein paar Stunden aus der Leichenhalle verschwunden, aber es blieben Fotos. Sie zeigten ein Blut überströmtes Monster. Die Grazie, die Benedict Heuter im Leben besessen hatte, war auf diesen Fotos nicht mehr zu erkennen. Ein Bild zeigte die Knochen in Benedict Heuters Hals, zerbissen und geknackt, obwohl sie so dick waren wie der Apfel, den jemand unpassenderweise zum Vergleich danebengehalten hatte.
Obwohl das größte Ungeheuer im Raum auf der Anklagebank saß, war Charles sich sicher, dass die Geschworenen nur Benedict Heuter als Monster wahrnahmen– und den Werwolf, der ihn umgebracht hatte.
Sie warteten in Beauclaires Büro auf das Urteil. Charles und Anna, Lizzie, Beauclaire, seine Exfrau und ihr aktueller Ehemann. Charles wünschte sich, sie hätten stattdessen Isaacs Einladung zu einem guten Essen angenommen – Beauclaire hatte jedoch auf diese höfliche Weise darauf bestanden, die alte Angehörige des Feenvolkes manchmal an den Tag legten und die doch der Drohung mit einem Schwert gleichkam. Charles war sich ziemlich sicher, dass es ihm um Annas Anwesenheit ging. Der Feenmann wollte, dass sie bei Lizzie war, wenn das Urteil über Heuter gesprochen wurde.
Denn Beauclaire wusste als Anwalt sicherlich genauso gut wie Charles, dass lediglich eine milde Strafe verhängt werden würde. Die Anwälte der Verteidigung hatten sich ihr Geld wahrlich verdient. Sie konnten nicht alle Leichen vergessen machen, die die Heuters hinterlassen hatten, aber sie hatten ihr Bestes getan.
Beauclaires Büro roch unbenutzt. Die deckenhohen Bücherregale waren sauber und leer. Er ging in den Ruhestand. Nachdem er jetzt offiziell als Angehöriger des Feenvolkes bekannt war, hatte seine Firma es in ihrem eigenen und dem Interesse ihrer Klienten für das Beste gehalten, wenn er nicht weiter praktizierte. Es schien ihm nicht allzu viel auszumachen.
Charles’ Nase verriet ihm, dass auch der Rest der Firma überwiegend aus Angehörigen des Feenvolkes bestand– und dass eine Menge zugeklebter Kisten im Flur standen. Vielleicht hatten sie vor, die Firma ganz zu schließen, sich selbst neu zu erfinden und weiterzuziehen. Das war eines der Geschenke oder Flüche eines langen Lebens. Charles war selbst schon ein paarmal in den » Ruhestand« gegangen, um an einem anderen Ort wieder neu anzufangen.
Sie spielten Binokel, mit etwas anderen Regeln, als er oder Anna sie kannten, aber das galt bei diesem Spiel eigentlich immer. Es beschäftigte sie während der Wartezeit und sorgte dafür, dass die Anspannung im Raum in einem akzeptablen Rahmen blieb.
Lizzies Eltern hatten nicht mehr viel füreinander übrig, obwohl sie erschreckend höflich miteinander umgingen. Ihr Stiefvater schaffte es auf bewundernswerte Weise, diese Spannungen zu ignorieren, und schien entschieden zu haben, dass seine Aufgabe darin bestand, Lizzie zu unterhalten.
Als die Nachricht kam, dass die Geschworenen zu einem Urteil gekommen waren, und das nach nur vierstündiger Beratung, warfen sie mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung ihre Karten auf den Tisch.
Die Richterin war eine grauhaarige Frau mit ruhigen Augen und einem runden Gesicht, das sich mehr für ein Lächeln zu eignen schien als um Missbilligung auszudrücken. Sie hatte es den gesamten Prozess über vermieden, Charles, Anna oder Isaac anzusehen– und sie hatte unauffällig eine Wache zwischen sich und der Zeugenbank postiert, auf der die Werwölfe und die Angehörigen des Feenvolkes, inklusive Lizzie, befragt worden waren. Sie sprach langsam und geduldig, als sie die Namen der Opfer vorlas, deren Ermordung Les Heuter vorgeworfen wurde. Es dauerte lange. Als sie fertig war, fragte sie die Jury: » Wie lautet Ihr Urteil?«
Der Sprecher der Geschworenen schluckte ein wenig nervös, warf schnell einen Blick zu Charles, räusperte sich und antwortete: » Unser Urteil lautet nicht schuldig in allen Anklagepunkten.«
Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille im Gerichtssaal.
Dann stand Alistair Beauclaire auf. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine rasende Wut war in jedem Muskel seines Körpers deutlich zu erkennen. Ohne ein Wort drehte er sich um und verließ den Saal. Erst als er verschwunden war, brach das Chaos aus.
Les umarmte seine Anwälte und seinen Vater überschwänglich. Anna, die neben Charles saß, knurrte bei diesem Anblick leise.
» Wir müssen
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