Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Leben seinen Körper verließ und dem Tod Platz machte, dann war Charles’ Beute nichts mehr als Fleisch. Es fühlte sich richtig und gerechtfertigt an, und diese Rechtmäßigkeit seiner Handlung beruhigte etwas in Charles. Er war der Rächer von Benedict Heuters Opfern. Das war die Antwort auf die Geister, die ihn heimgesucht hatten.
Warum hatte er sie getötet? Weil sie für den Schaden, den sie angerichtet hatten, bezahlen mussten. Wärme breitete sich in ihm aus, als die eiskalten Finger des Todes sich von ihm zurückzogen. Er war von den Geistern befreit– und sie waren frei von ihm.
Etwas warnte ihn. Er wusste nicht, ob er seine Instinkte oder das Geräusch eines Fingers wahrnahm, der sich um einen Abzug schloss, aber Charles bewegte sich sofort. Er hörte einen Schuss, und etwas traf Benedict fast an der Stelle, an der Charles sich eben noch befunden hatte. Das war schon der zweite Schuss, der ihn verfehlte: Irgendjemand konnte hier nicht zielen.
Er sprang weiter und hielt die riesige Leiche des Gehörnten zwischen sich und die Waffen, bevor er sich umdrehte, um zu sehen, wer auf ihn geschossen hatte. Sowohl Heuter als auch Travis hielten ihre Pistolen im Anschlag. Aber Travis zielte auf Anna.
» Hier spricht das FBI . Lassen Sie die Waffen fallen!«, rief Goldstein von der offenen Tür neben dem Loch, das Charles in die Wand gerammt hatte. Er und Leslie hatten ebenfalls ihre Pistolen gezogen. Es gab keinen Hinweis auf Isaac oder Beauclaire– Charles ging davon aus, dass sie das Gebäude umrundeten, um eventuell von hinten anzugreifen. » Lassen Sie die Waffen fallen, oder ich schieße!«
» Übereilen Sie nichts, Agent Goldstein!«, ermahnte Travis ihn. Er hielt seine Waffe ruhig und mit beiden Händen. » Diese Pistole ist mit Silbermunition geladen. Wenn ich ihr in den Kopf schieße, stirbt sie. Das will doch niemand.«
Charles stand wie erstarrt, ohne auch nur zu atmen. Er war zu weit entfernt. Er würde drei Sprünge brauchen, um Travis zu erreichen – und das waren zwei zu viel.
Les Heuter hob langsam seine Hände über den Kopf– aber er hatte seine Pistole nicht fallen gelassen.
» Les Heuter, Travis Heuter, lassen Sie die Waffen fallen!«, wiederholte Goldstein. » Es ist vorbei.«
Niemand bewegte sich.
Charles knurrte.
» Lassen Sie die Waffen fallen!«, befahl Goldstein wieder. Dann gab er der jahrelangen Frustration nach und drängte zu sehr. » Sie sind erledigt. Wir wissen, wer Sie sind, und jetzt sind Sie am Ende. Machen Sie es uns allen einfacher!«
» Lassen Sie Ihre Waffe fallen!«, brüllte Travis. » Ihr verdammtes Schießeisen runter! Sie sind nichts! Nichts als das machtlose Werkzeug einer liberalen Regierung, die zu schwach ist, um ihrem Volk zu dienen und es vor diesen Monstern zu beschützen!« Es klang ein bisschen wie eine einstudierte Rede, ein wenig wie die Phrasen, die Charles Mansons kleiner Harem von sich gegeben hatte. Vielleicht hatte Travis Heuter es schon so oft gesagt, dass er nicht mehr darüber nachdenken musste. » Lassen Sie Ihre Waffe fallen, oder ich erschieße erst die Werwölfin, bevor ich mit Ihnen weitermache!«
Goldstein und Leslie waren vollkommen auf Travis konzentriert. Sie beachteten Les nicht, und damit entging ihnen auch, dass sein verzweifelter Gesichtsausdruck sich in einen befriedigten verwandelte. Sie bemerkten nicht, wie er in einer einzigen fließenden Bewegung seine Waffe fester packte, sich auf ein Knie fallen ließ und schoss. Charles hatte es gesehen, aber es gab nichts, was er hätte tun können, ohne zu riskieren, dass Travis Anna erschoss, und das wagte er einfach nicht.
» Runter! Runter!«, schrie Goldstein, aber Les Heuter lag bereits auf dem Boden. » Flach aufs Gesicht legen und die Hände hinter den Kopf!«
Les hatte diese Stellung bereits eingenommen, bevor Goldstein noch den ersten Satz vollendet hatte. Sie reagierten zu langsam. Jetzt war Les harmlos, und es wäre schwierig, ihn noch zu töten. Hätte Charles in diesem Moment eine Waffe gehabt, hätte er Les trotzdem vernichtet, denn auch wenn Heuter seinen Onkel erschossen hatte, hatte das Travis Heuter nicht davon abgehalten, noch den Abzug zu drücken. Travis Heuter hatte es selbst mit einem Loch mitten in seiner Stirn noch geschafft, auf Charles’ Gefährtin zu schießen.
Anna war in der Mitte des Käfigs zusammengesunken.
Er hatte sie in den Schenkel getroffen, und Blut umgab sie wie eine rote Decke. Ihre Nase war verformt und geschwollen; Travis hatte sie
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