Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Blicke sich treffen. Berühren Sie mich nicht, nicht einmal beiläufig! Ich werde mich so setzen, dass zwischen mir und allen anderen ein Stuhl frei bleibt.« Bran hatte ihr vor der Abfahrt Ermahnungen mit auf den Weg gegeben. In Aspen Creek, innerhalb des Rudels, hatte Charles kaum Bedenken wegen Annas Sicherheit. Doch außerhalb seines Reviers konnte sich das schnell ändern. Sie war sich ziemlich sicher, dass es ihm gut gehen würde. Es war nicht Bruder Wolf, der in Schwierigkeiten steckte, sondern Charles. Aber sie hatte Bran versprochen, alles zu tun, um Ärger zu vermeiden.
Goldsteins Miene verhärtete sich, aber Singh fragte: » Ist er gefährlich?«
Anna schnaubte. » Natürlich ist er das! Ich bin gefährlich, und ich wette, Sie sind auch ziemlich gefährlich. Hier geht es nicht darum, wer gefährlicher ist, sondern darum, klug zu sein und Gelassenheit zu bewahren.«
» Spielen Sie hier mit uns guter Cop, böser Cop?«, wollte Jim Pierce wissen.
» Dominante Werwölfe haben überwiegend ein Problem mit Gesellschaft«, erklärte Anna ihnen. » Wenn Sie mein Spiel mitspielen, sind wir alle ein wenig glücklicher.« Sie warf Singh, der am unglücklichsten wirkte, einen strengen Blick zu. » Wenn Sie den Außenminister von China treffen würden, würden Sie sich dann vorher nicht auch ein paar Tipps darüber holen, was in China als höflich gilt? Sehen Sie es einfach so!«
3
M it zwei unhandlichen Getränketabletts in den Händen stiefelte Charles durch die überfüllte Hotellobby. In seiner Eile bemerkte er nicht, wie schnell sich die Menge vor ihm öffnete oder dass der Aufzug, der ihn in den dritten Stock zu dem Treffen mit den Regierungsbehörden brachte, komischerweise leer war. Erst als der Mann, der im dritten Stock vor dem Lift wartete, bei seinem Anblick hastig drei Schritte zurückwich und dann in Richtung Treppe floh, fiel ihm auf, dass die Reaktionen der Leute vielleicht etwas ungewöhnlich waren.
Charles war ein großer Mann und Indianer. (Er war schon seit über einem Jahrhundert Indianer und empfand sich nur selten als »Ureinwohner Amerikas«. Wenn er überhaupt darüber nachdachte, dann sah er sich eher als Salish- oder Flathead-Halbblut.) Die Kombination aus Körpergröße und ethnischer Abstammung sorgte gewöhnlich dafür, dass die Leute ihm aus dem Weg gingen, vor allem an Orten, an denen man sonst selten Indianern begegnete. Nicht ihr Fehler; es lag in der Natur des Menschen, das Unbekannte zu fürchten, besonders wenn es in Gestalt eines großen Raubtiers auftrat. Sein Vater tat diese Idee einfach ab, aber Charles war sich ziemlich sicher, dass die meisten Menschen irgendwo in ihrem Stammhirn instinktiv ein Raubtier erkannten, wenn sie eines sahen.
Sein Bruder behauptete steif und fest, dass die Menschen nicht wegen seiner Größe oder seiner Abstammung vor ihm zurückwichen, sondern wegen seines Gesichtsausdrucks. Um Samuels Theorie zu testen, hatte Charles es mehrmals mit Lächeln versucht– und seinem Bruder dann berichtet, dass er falsch lag. Wenn Charles lächelte, rannten die Leute nur noch schneller.
Die Einzige, die seinen Sinn für Humor zu schätzen wusste, war Anna.
Wenn sie an seiner Seite war, wich niemand vor ihm zurück. Aber selbst ohne Anna neben ihm mutete es etwas übertrieben an, wenn jemand vor ihm floh, als hätte er ihn mit einer Waffe bedroht. Und das, obwohl er den Mann vor dem Lift eben nicht einmal angeschaut hatte und statt einer Pistole Espressi und Lattes in lächerlichen Pappbechern in der Hand hielt. Charles trat langsam aus dem Aufzug, damit der Mann nicht das Gefühl bekam, er würde ihn jagen.
Bruder Wolf fand, das könnte durchaus Spaß machen, und schickte ihm ein Bild des Mannes, der voller Panik durch die Lobby rannte, während Charles sich ihm an die Fersen heftete – immer noch mit diesen dämlichen Kaffeebechern in der Hand. Denn Anna hatte verlangt, dass er Heißgetränke für alle mitbrachte, und er hätte sich nie um eine verlorene Wette gedrückt.
Also ging er, statt die Jagd aufzunehmen– statt süßes, metallisches, blutgetränktes Fleisch mit den Zähnen zu zerreißen–, absichtlich langsam den Gang entlang, so wie er den Aufzug genommen hatte, statt die schmalen Treppen nach oben zu laufen, wo ihn jemand hätte anrempeln und die Getränke verschütten können.
Sein Dad war verrückt gewesen, ihn loszuschicken, obwohl er so kurz davorstand, auszurasten, dass selbst ein ahnungsloser Mensch bemerkte, dass etwas mit ihm nicht
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