Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
stimmte. Charles hatte gewusst, dass etwas im Busch war, als er – wie gewünscht – zum Mittagsessen erschienen war und dort nur sein Vater mit einem Teller Sandwiches auf ihn gewartet hatte.
Sein Vater hatte aufgegessen und auf Charles gewartet, bis er ihn in sein Arbeitszimmer geführt hatte. Sein Vater schloss die Tür, setzte sich hinter seinen Schreibtisch, schürzte die Lippen und schenkte Charles einen Blick, der besagte: » Ich habe einen Job für dich, und du wirst nicht glücklich darüber sein.« Vater-Sohn-Essen beinhalteten diesen Blick nur zu oft. Wenn Dad allein mit ihm reden wollte, ging es selten um fröhliche Inhalte.
Charles wartete stehend ab, was sein Vater zu sagen hatte. Sein Wolf war aufgeregt, unglücklich– und das bedeutete, dass er sich nicht auf den angebotenen Stuhl setzen und damit seine Bewegungsfähigkeit einschränken konnte.
» Asil hat mich deinetwegen angesprochen«, begann sein Dad.
» Asil?« Asil mochte ihn nicht besonders– und Charles hatte Asil seit ein paar Wochen nicht einmal gesehen. Was, wenn man so darüber nachdachte, etwas seltsam in einer Stadt schien, die so klein war, dass man sie in einer Minute durchfahren konnte.
» Von Anna muss ich natürlich gar nicht sprechen«, fuhr sein Dad fort.
Charles wappnete sich. Anna wusste, warum jemand die Ordnung aufrechterhalten musste; sie wusste auch, warum er diese Aufgabe erledigen musste– sie fand nur, seine geistige Gesundheit sei wichtiger als das. Sie lag falsch, aber trotzdem verschaffte ihre Überzeugung ihm ein warmes Gefühl. Falls ihre Meinung allerdings dafür gesorgt haben sollte, dass sein Vater jemand anders losschicken wollte, musste er widersprechen. Charles war als Sohn des Marrok und dessen langjähriger Problemlöser die einzige Person, die fähig war, die Gewalttätigkeiten auf einem Level zu halten, den die Öffentlichkeit nicht als außergewöhnlich empfand. Sein Ruf und seine Abstammung vom Marrok hielten die Rudel davon ab, in den Krieg zu ziehen, um einen der ihren zu beschützen.
» Ich weiß, was sie zu sagen hatte. Aber Anna hat unrecht. Bruder Wolf steht nicht kurz davor, sich loszureißen.«
» Nein«, stimmte sein Vater leise zu, » aber dein Großvater würde sagen, dass du dich von all den Geistern reinigen musst, die du mit dir herumschleppst.«
Charles zuckte zusammen. Er hätte wissen müssen, dass sein Dad verstehen würde, was mit ihm geschah. Er war, soweit Charles wusste, kein spiritueller Mann. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Vater die Geister nicht sehen konnte, wie sein Großvater es gekonnt hätte. Aber wenn er wollte, konnte er den Kern eines Problems mühelos begreifen.
» Ich habe es versucht«, sagte Charles. Er fühlte sich, als wäre er nicht älter als dreizehn. » Fasten und die Schwitzhütte haben nicht geholfen, genauso wenig wie Laufen oder Schwimmen.«
» Du hältst an ihnen fest, weil du glaubst, dass ihr Tod nicht gerechtfertigt war.«
Charles wandte leicht den Kopf ab und senkte den Blick, aber nicht so weit, dass er das Gesicht seines Vaters nicht mehr sehen konnte. » Es ist nicht an mir, das Gesetz festzulegen. Ich vollstrecke es nur.«
Sein Dad runzelte die Stirn. Seine Miene spiegelte nicht Wut, sondern nur Nachdenklichkeit. » Ich habe mich mit Adam Hauptman unterhalten.«
Charles zog die Augenbrauen hoch und schaffte es, trocken zu erwidern: » Adam macht sich auch Sorgen um mich?«
» Adam macht sich Sorgen um seine Gefährtin, die verletzt, schlecht gelaunt und aufmüpfig ist«, antwortete sein Vater. » Und daher steht er für eine recht delikate Angelegenheit nicht zur Verfügung.«
Charles verstand nicht ganz, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte, also entschied er sich, zu schweigen. Sein Dad hörte sich sowieso gerne selbst reden.
Der alte Wolf seufzte, streckte sich und legte die Füße auf den Schreibtisch– ein klares Zeichen dafür, dass Charles sich mit seinem Vater unterhielt und nicht nur mit dem Marrok. » Ich habe mir das Hirn– und auch Asils– zermartert, um eine Idee zu entwickeln, wie ich dir deinen Job erleichtern kann.«
Es klang, als hätte Adams Situation irgendetwas mit Charles zu tun, obwohl dieser keinen Zusammenhang erkennen konnte. » Das hast du getan.«
Sein Vater runzelte wieder die Stirn. » Nein. Es wird gerade nur allzu schmerzhaft offensichtlich, dass dir nichts von dem, was ich getan habe, geholfen hat.«
Bran schwieg ein paar Sekunden, ohne zu verraten, wovon er sprach.
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