Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Isaac Owens, den Alpha des Olde-Towne-Rudels– Boston war die Olde Towne. Er hatte eigentlich nicht die Angewohnheit, über die Dächer von Verkaufsständen zu spazieren, sonst wäre er noch viel häufiger in der Lokalpresse aufgetaucht, als es sowieso schon der Fall war.
» Du erregst Aufmerksamkeit«, machte Charles ihm in beiläufig klingendem Ton klar, den Menschen kaum hätten verstehen können. Isaac, der Werwolf, würde ihn sehr gut hören, auch wenn er noch fast zwölf Meter entfernt war. » Willst du das wirklich?«
» Ich bin geoutet. Sie wissen, wer ich bin.« Isaac sprach so, dass jeder ihn hören konnte– und die Menschen hielten tatsächlich inne, um ihn anzusehen. Dann schob er aggressiv sein Kinn vor. » Was ist mit dir?«
Charles zuckte mit den Achseln. » Geoutet, nicht geoutet, das spielt keine Rolle.« Er lehnte sich vor und senkte seine Stimme. » Genauso wenig wie deine Proklamation. Du hast die Kontrolle über die Situation verloren, die mich hierhergeführt hat, als du dich entschlossen hast, die Todesfälle in deinem Revier nicht zu melden. Du hast keinerlei Mitspracherecht bei dem, was ich tue oder nicht tue.«
» Wir haben niemanden getötet«, beteuerte Isaac und zeigte auf Charles. » Und du musst erst einmal mit mir fertig werden, wenn du dir irgendjemanden aus meinem Rudel packen willst!«
Anna erinnerte sich daran, dass Isaac recht neu war. Neu in seinem Job, neu darin, ein Wolf zu sein– und wie sie selbst war auch er ein College-Student gewesen, als er verwandelt worden war. Normalerweise hätte es noch Jahre gedauert, bevor er zum Alpha aufgestiegen wäre, egal wie dominant er von Natur aus war. Aber das Olde-Towne-Rudel hatte seinen Alpha letztes Jahr bei einem unglücklichen Segelunfall verloren, und Isaac, der an zweiter Stelle im Rudel stand, hatte die Aufgabe übernommen. Sein Zweiter war nun ein alter Wolf, der wahrscheinlich nicht das Geringste von dieser Aktion hier wusste.
Die Frau, die an dem Verkaufsstand arbeitete– und eine Mischung aus handgefertigtem Schmuck und Tätowierungen am Körper trug, die sich zu einem wilden Gesamtkunstwerk vereinten–, wich langsam zurück und versuchte, dabei so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Keine schlechte Taktik für jemanden, der zwischen zwei Raubtieren gefangen war, auch wenn weniger auffälliger Schmuck viel geholfen hätte– ein weiterer Grund für Anna, ihre Diamanten nicht zu tragen.
» Wenn keine Gesetze gebrochen wurden, ist niemand in Gefahr«, sagte Charles. Isaac grinste nur höhnisch.
» Jetzt komm von diesem dämlichen Wagen runter, bevor die arme Frau die Polizei ruft!«, forderte Anna ihn entnervt auf. » Stell dich vor, Isaac, und schau einfach, was passiert.« Sie sprach laut genug, dass auch der Ring aus Neugierigen, der sich um sie gebildet hatte, sie gut verstehen konnte. Die Leute standen nahe genug, um die Vorgänge zu beobachten, aber nicht so dicht, dass sie hineingezogen worden wäre. Damit musste sie fast genauso laut sprechen wie Isaac vorher.
Der örtliche Alpha sah sie zum ersten Mal wirklich an und runzelte die Stirn. Seine Nasenflügel blähten sich, als er versuchte, ihren Geruch aufzufangen– ihn aus der Umgebungsluft zu filtern, wäre eigentlich unmöglich gewesen, hätte sie nicht nach Omega-Wolf gerochen.
Nachdem er lange gezögert hatte, zuckte Isaac mit den Schultern, um seine Muskeln zu lockern, und sprang einfach vom Ende des Wagens– der gute drei Meter hoch war. Er landete elegant in der Hocke, dann drehte er sich zur Besitzerin des Ladens um, die stehen geblieben war, als Anna die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt hatte.
» Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung«, erklärte er ihr. » Ihnen wollte ich keine Angst einjagen.« Er lächelte und gab ihr eine Karte. » Ein Freund von mir führt einen Pub– kommen Sie doch einmal vorbei, und essen Sie umsonst dort!«
Die Finger, die sie nach der Karte ausstreckte, zitterten nur so lange, bis Isaac sein Lächeln vertiefte. Sie sah kurz auf das Papier und zog die Augenbrauen hoch. » Da habe ich schon gegessen. Gute Fish and Chips.«
» Finde ich auch«, stimmte er mit einem Augenzwinkern zu, dann schlenderte er zu Anna und Charles.
» Nette PR -Aktion«, sagte Anna, » auch wenn ich dir nach der Szene davor keine allzu gute Gesamtnote ausstellen würde.«
Isaac musterte sie, ohne den grummelnden Charles zu beachten. » Ayah, na ja«, erwiderte er und übertrieb damit seinen Bostoner Akzent so sehr ins
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