Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
größer. Anna verarbeitete die Information, dass allein das Armband schon mehr als viertausend Dollar wert war. Jetzt war sie noch froher, dass sie den Schmuck nie getragen hatte. Sie neigte dazu, an allem herumzuspielen, was um ihren Hals lag– was, wenn sie das Collier kaputt machte?
» Es gibt für solche Dinge den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort.« Sie gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr der Wert des Schmucks sie empörte. Sie redete die finanzielle Verbesserung in ihrem Leben, seit sie Charles getroffen und sich mit ihm verbunden hatte, gerne klein. Das war nicht wichtig– auch wenn sie damit manchmal schwerer umgehen konnte als mit all den anderen Veränderungen. » Ein Einkaufsbummel ist nicht die richtige Gelegenheit, um Juwelen zu tragen, vor allem wenn sie einen dazu bringen, es für okay zu halten, sich vor Kinder zu drängeln.«
Er zog die Augenbrauen hoch. » Oh! Und wann hattest du vor, deine Diamanten zu tragen?« Charles klang belustigt. Er wusste, dass Anna sie jetzt, wo sie wusste, was sie wert waren, erst recht nicht tragen würde.
» Vielleicht wenn wir uns mit der Königin von England treffen.« Sie dachte einen Moment darüber nach. » Oder wenn ich jemanden in den Schatten stellen muss, den ich nicht mag.« Sie nahm noch einen Bissen von ihrem Sandwich, dem ein bisschen Geschmack fehlte… vielleicht mehr Zwiebeln oder Rettich. Auf jeden Fall etwas Scharfes.
Sie konnte sich eigentlich keine Situation vorstellen, die wichtig genug gewesen wäre, um dieses Schmuckensemble zu tragen, besonders nicht, wenn sogar das Armband mehr als viertausend Dollar wert war. Was, wenn der Verschluss aufging?
» Ah. Das heißt also niemals?« Es schien Charles so oder so nichts auszumachen.
Anna dachte ernsthaft darüber nach. » Vielleicht wenn ich jemanden einschüchtern muss– zum Beispiel, wenn mein Bruder sich entschließen sollte, noch einmal zu heiraten, und mein Dad mir erzählt, dass er seine Auserwählte nicht mag, sodass ich nach Chicago fliegen müsste, um sie zu verschrecken. Bei ihr würde ich mich wahrscheinlich sogar mit dem Schmuck in einer Schlange vordrängeln. Aber dann wäre sie wohl kaum sieben Jahre alt.«
Charles lächelte. Es war kein Lachen oder Grinsen. Aber es war auch nicht dieses Lächeln, das ausdrückte: Du wirst sterben, bevor du noch mal Luft holen kannst, und damit das Natürlichste, was sie seit langer Zeit an ihm wahrgenommen hatte.
Anna seufzte zufrieden und trat ihm mit der Fußspitze leicht gegen die Anzughose. Es wäre bequemer gewesen, sich vor dem Stadtbummel umzuziehen, aber dann hätten sie noch einmal in die Wohnung gemusst. Und genau davor hatte sie sich gefürchtet, weil es Charles vielleicht Zeit gelassen hätte, wieder dichtzumachen.
» Es ist in Ordnung«, sagte er. » Wir können uns umziehen gehen und hinterher noch mehr Touristenzeugs unternehmen.«
Er las ihre Gedanken durch ihre Verbindung. Sie verbarg das warme Gefühl in ihrer Magengrube hinter einem misstrauischen Blick, biss noch einmal in ihr Sandwich und entgegnete dann: » Okay, aber nur, wenn du zustimmst, das hier mit mir zu unternehmen.« Sie zog die inzwischen ziemlich verknitterte Karte aus der Tasche und tippte mit dem Finger auf eine Anzeige.
Charles schaute kurz hin, dann seufzte er tief. » Ich hätte wissen müssen, dass wir hier nicht wegkommen, ohne die Pferdewagentour über den Friedhof zu machen, komplett mit kostümierten Zombies!«
» Nicht in meinem Revier!«, knurrte jemand hinter Anna.
Nachdem das eine seltsame Antwort auf Charles’ pseudo-zögerliche Zustimmung darstellte, ging Anna zuerst davon aus, dass der Kommentar an jemand anders gerichtet war. Aber Charles neigte seinen Kopf zur Seite, senkte die Lider und spannte seine Schultermuskulatur an, also drehte Anna sich auf ihrer Bank um, um herauszufinden, von wem der Satz gekommen war.
Auf dem Außenmarkt standen ganze Reihen von dunkelgrünen Wagen, die schwer an die Planwagen in den alten Western erinnerten, die ihr Vater so liebte. Sie dienten als Verkaufsstände, an denen T-Shirts, Handtaschen und andere Kleinigkeiten angeboten wurden. Auf dem Dach des nächstgelegenen Wagens befand sich ein jung wirkender schwarzer Mann. Er war schlank, hatte fein geschnittene Gesichtszüge und beobachtete sie– oder zumindest Charles– aus Augen, die so gelb waren wie die Tonperlen, die an dem jetzt schwankenden Stand verkauft wurden.
Anna identifizierte den Mann anhand der Fotos als
Weitere Kostenlose Bücher