Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Er sah Anna an. » Anna Latham aus Chicago, musikalisches Wunderkind. Hat die Northwestern University ein paar Jahre vor ihrem Abschluss verlassen– sehr zum Bedauern des stellvertretenden Vorsitzenden der Musikfakultät, mit dem ich mich heute Morgen unterhalten habe. Er war davon überzeugt, dass Sie der nächste Yo-Yo Ma geworden wären. Seither scheint niemand mehr etwas von Ihnen gehört zu haben– bis auf Ihren Vater, der sehr kurz angebunden war.«
» Mein Vater ist Rechtsanwalt.« Die Antwort diente halb als Erklärung und halb als Entschuldigung. » Er sagt nie etwas, ohne vorher eine Menge Informationen erhalten zu haben. Und wahrscheinlich fordert er auch noch einen Gerichtsbeschluss, aber das vielleicht nicht unbedingt.«
» Er wollte mir weder den Namen Ihres Ehemanns verraten noch, wo Sie jetzt leben– und auch die Steuerbehörde war sehr unkooperativ.«
» Sollten sie das nicht sein?«, fragte Anna. » Mein Mann und ich sind hierhergekommen, um zu helfen; wir sind nicht gekommen, um in Ihrer Datenbank aufgelistet zu werden– obwohl wir wussten, dass Sie wahrscheinlich herausfinden würden, wer ich bin.« Heuter dachte, er hätte mit den Informationen über ihre wahre Identität ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert. Sie hätte zulassen sollen, dass er sich weiter selbst auf die Schulter schlug, und sie wusste es. Er gehörte zu den Leuten, die es genossen, klüger zu sein als alle anderen. Es hätte ihn glücklicher gemacht, wenn sie auf seine Enthüllungen mit Wut oder Sorge reagiert hätte. Aber er war ein wenig zu selbstgefällig, als dass Anna bereit gewesen wäre, Nachsicht mit ihm zu üben.
» Wo wohnen Sie, während Sie in Boston sind?«, erkundigte Heuter sich.
» Warum interessiert Sie das?«, konterte Anna. Leslie, die wusste, wo sie und Charles wohnten, vernichtete konzentriert die letzten Reste ihres Salates. » Ich verspreche, dass keiner von uns Amok laufen und Leute umbringen wird.«
Heuter schlug leicht mit dem Finger auf den Tisch. » Ich wurde dazu erzogen, zu dienen«, erklärte er. » Es ist eine Familientradition. Ich glaube an dieses Land. Ich glaube, dass die Unschuldigen beschützt werden müssen. Ich glaube, dass meine Aufgabe darin besteht, sie vor Leuten wie Ihnen zu beschützen.«
Heuter klang kühl und kontrolliert, selbst beim letzten Satz. Hätte Leslie nicht scharf eingeatmet, hätte Anna geglaubt, sich verhört zu haben. Neben ihr versteifte sich Bruder Wolf, also riss sie sich zusammen.
» Das ist lustig«, gab Anna zurück. » Ich hätte gedacht, dass Terroristen und Mörder schlimmer wären als ich.« Ihr Konter mutete ziemlich schwach an, aber sie machte sich Sorgen um die Silberkugeln, mit denen alle Cantrip-Agenten ihre Waffen luden. Um die Pistole, die Heuter im Leichenschauhaus fast gezogen hätte. Sie konnte sich inzwischen nicht mehr genau erinnern, wann er danach gegriffen hatte. Er war so langsam und ungeschickt gewesen, dass er es nicht geschafft hatte, seine Waffe zu ziehen, bevor Bruder Wolf Caitlin bereits auf dem Boden festgenagelt hatte. Hatte seine Bewegung eingesetzt, bevor Bruder Wolf gesprungen war, weil er auf die Hexe hatte zielen wollen? Oder war er zu langsam gewesen, weswegen zu der Zeit, als er seine Waffe in der Hand hielt, bereits allen klar war, dass Bruder Wolf der Hexe nichts antun würde?
Hätte er im Leichenschauhaus seine Waffe abgefeuert, hätte er Charles töten können. Anna streckte ihre Hand nach ihrem Gefährten aus, um sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging.
» Heuter«, wandte Leslie sich forsch an den Cantrip-Agenten, » das war unnötig!«
Er schenkte ihr ein angespanntes Lächeln und legte ein wenig Geld auf den Tisch. » Ich muss zurück ins Büro. Viel Spaß heute Nachmittag bei den weiteren fruchtlosen Ermittlungen!«
Leslie wartete, bis er verschwunden war, dann schüttelte sie den Kopf. » Tripper.«
» Tripper?«
» So nennt mein Boss die Cantrip-Agenten.« Leslie nahm einen Schluck von ihrem Eistee. » Gerade wenn man denkt, sie wären tatsächlich Profis, ziehen sie eine Nummer wie diese ab.« Sie musterte Anna nachdenklich. » Ich werde Ihnen nicht glücklich grinsend Geschichten von Regenbögen erzählen und behaupten, dass niemand sich Sorgen wegen der Werwölfe und des Feenvolkes macht. Wir haben wahrscheinlich auch ein paar Agenten beim FBI , die auf Sie oder Leute wie Beauclaire eher panisch reagieren. Aber die sind zumindest professionell genug, um nicht total auszuflippen und Sie
Weitere Kostenlose Bücher