Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
zweiten Mal hatte er ihr beigebracht, keine Spielchen mit ihm zu treiben.
Also saß sie auf der Couch und starrte ihn für einen Moment böse an, bevor sie den Blick abwandte, als langweilte er sie. Sie wussten jedoch beide, dass er ihr in Wirklichkeit Angst machte. Asil schämte sich deswegen ein bisschen, aber nur, weil er wusste, dass seine Gefährtin– sie war schon lange tot, aber er liebte sie noch immer– von ihm enttäuscht wäre. Leah Angst einzujagen war einfacher und befriedigender gewesen, als sie einfach nur wissen zu lassen, dass ihre Flirterei nicht willkommen war und ihr auch nichts von dem einbringen würde, was sie wollte.
Hätte er damals nicht erwartet, dass der Marrok ihn schon bald hinrichten würde– schließlich war das der Grund gewesen, warum er zum Montana-Rudel gekommen war–, hätte er sie vielleicht nicht so gründlich verängstigt. Trotzdem war er nicht unglücklich darüber, dass Leah ihn so weit wie möglich ignorierte– und auch weniger unglücklich darüber, dass der Marrok ihn nicht getötet hatte. Asil hatte festgestellt, dass ihn das Leben immer noch überraschen konnte, also war er bereit, eine Weile länger zu bleiben.
Er folgte dem leisen Geräusch von Stimmen zum Arbeitszimmer des Marroks, um anzuhalten, als ihm klar wurde, dass es sich bei dem Mann, der mit dem Marrok sprach, um Charles handelte. Wäre es jemand anders gewesen, hätte er gestört und stillschweigend erwartet, dass der rangniedrigere Wolf– und rangniedriger waren sie alle– sich zurückzog.
Asil runzelte die Stirn und versuchte zu entscheiden, ob es besser war, das Gespräch mit oder ohne Charles im Raum zu führen. Die Strategie war wichtig. Dominante Wölfe, wie er und Bran es waren, konnten zu nichts gezwungen werden. Man konnte sie nur überzeugen.
Letztendlich entschied er sich für ein Gespräch unter vier Augen und ging weiter zur Bibliothek, wo er eine Ausgabe von Ivanhoe fand und noch einmal die ersten Kapitel las.
» Romantisches Geschwafel«, sagte Bran vom Türrahmen aus. Zweifellos hatte er Asil gewittert, sobald dieser am Arbeitszimmer vorbeigelaufen war. » Und aus historischer Sicht ziemlich löchrig.«
» Ist daran irgendetwas falsch?«, fragte Asil. » Romantik ist gut für die Seele. Heldentaten, Aufopferungsbereitschaft und Hoffnung.« Er hielt inne. » Der Drang zweier unterschiedlicher Menschen, zu einem Ganzen zu werden. Scott hat es nicht auf historische Korrektheit angelegt.«
» Das ist auch gut so«, grummelte Bran und setzte sich auf das Sofa gegenüber von Asil, » weil er es nicht geschafft hat.«
Asil las weiter. Diese » Befragungstechnik« hatte er oft bei Bran beobachtet, und er ging davon aus, dass der alte Wolf sie erkennen würde.
Bran schnaubte amüsiert und gab nach, indem er das Gespräch eröffnete: » Also, was führt dich heute Nachmittag hierher? Ich gehe nicht davon aus, dass es das plötzliche Bedürfnis war, Sir Walters schneidigen Ritterroman zu lesen.«
Asil schloss das Buch und schielte unter gesenkten Wimpern zu seinem Alpha hinüber. » Nein. Aber es geht um Romantik, Aufopferungsbereitschaft und Hoffnung.«
Bran warf den Kopf zurück und stöhnte. » Du hast dich mit Anna unterhalten! Wenn ich gewusst hätte, wie nervig es ist, eine Omega im Rudel zu haben, die sich mir nicht unterwirft, hätte ich…«
» Sie in die Unterwerfung geprügelt?«, murmelte Asil verschlagen. » Sie ausgehungert und gequält und wie Dreck behandelt, damit sie ihre eigene Natur niemals verstehen lernt?«
Betretenes Schweigen breitete sich aus.
Asil schenkte Bran ein bösartiges Lächeln. » Ich weiß es besser. Du hättest sie noch zweimal schneller gebeten, hierherzukommen. Es ist gut für dich, jemanden zu haben, der nicht immer nachgibt. Oh, die frustrierende Freude, eine Omega um sich zu haben! Ich erinnere mich gut daran.« Sein Lächeln wurde breiter, als ihm klar wurde, dass er einst geglaubt hatte, nie wieder lächeln zu können, wenn er sich an seine Gefährtin erinnerte. » Unendlich irritierend, aber gut für dich. Sie ist auch gut für Charles.«
Brans Miene versteinerte sich.
» Anna hat mich besucht«, fuhr Asil fort, während er Bran genau beobachtete. » Ich habe ihr gesagt, dass sie endlich erwachsen werden muss. Sie hat ›in guten wie in bösen Tagen‹ geschworen. Sie muss endlich verstehen, dass Charles eine harte Aufgabe zufällt, und dass er manchmal Zeit braucht, um damit zurechtzukommen.« Das war nicht genau das, was er ihr
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