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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die kostbaren Sekunden verstrichen.
    »Ich werde tun, was ich kann«, versprach Quellen. »Ich werde mir diesen Lanoy näher ansehen. Wenn du Norm herschicken willst, spreche ich mit ihm über diese Sache. Vielleicht kann ich herausbringen, was er vorhat. Ja. Das ist vielleicht das beste. Schicke ihn her.«
    »Wenn er vorhat, den Sprung zu wagen«, meinte Helaine, »wird er es dir wahrscheinlich nicht sagen. Er wird um dieses Gebäude einen Bogen von fünf Meilen machen.«
    »Dann sage ihm, daß ich mit ihm über einen Job reden möchte. Hat er sich nicht oft genug beklagt, daß ich zu wenig für ihn tue? Schön, er soll herkommen. Er wird glauben, daß ich eine freie Stelle für ihn habe. Und ich werde ihn wegen der Zeitreise-Angelegenheit aushorchen. Vorsichtig natürlich. Wenn er etwas weiß, werde ich es erfahren. Dann zerschlagen wir den Ring der Verbrecher, und er kann nicht mehr reisen. Wie klingt das, Helaine?«
    »Ermutigend. Ich werde mit ihm sprechen. Ich werde ihn herschicken. Wenn er nicht schon verschwunden ist.«
    Sie ging auf die Tür zu. Ihr Bruder lächelte wieder. Helaine beeilte sich. Sie hatte Angst, daß Norm bereits für immer abgereist war, während sie hier saß und redete. Sie mußte sofort nach Hause. Und sie mußte ihn genau im Auge behalten, bis die Krise vorbei war.
    »Viele Grüße an Judith«, sagte sie und lief hinaus.

 
8
     
    Quellen war von der Unterredung mit seiner Schwester nicht sehr erbaut. Helaine hinterließ in ihm immer ein Gefühl der Scham. Sie war so sichtlich unglücklich, daß ihn schon ihr Anblick schmerzte. Jetzt sah sie schon fünf oder sechs Jahre älter als er aus. Er erinnerte sich an Helaine im Alter von dreizehn oder vierzehn, so jung und strahlend, so naiv, daß sie an die Wunder des Lebens glaubte. Und was war jetzt? Sie war noch keine Vierzig, eingesperrt in vier Wände, und hängte sich wie ein Dämon an ihren schwächlichen, verbitterten Mann, weil er das einzige war, das sie besaß.
    Dennoch, sie hatte ihm ein paar brauchbare Informationen gegeben. Quellen war dieser Lanoy nicht aus dem Kopf gegangen, seit ihm der blasse Fremde den gefalteten Zettel zugeschoben hatte. Am nächsten Tag hatte Quellen eine Routineuntersuchung eingeleitet, aber es war nichts Brauchbares dabei herausgekommen. Einen einzelnen Namen konnte der Komputer nicht verarbeiten. Es gab Tausende von Lanoys auf der Welt, und Quellen konnte kaum alle auf eine kriminelle Tätigkeit hin überprüfen. Stichproben hatten nichts ergeben. Und nun kam Helaine mit ihrer intuitiven Überzeugung, daß Lanoy hinter dem Zeitreisegeschäft steckte. Und diese Frau, die sie erwähnt hatte, diese Beth Wisnack – Quellen notierte sich, daß seine Männer sie nochmals befragen sollten. Zweifellos war Beth Wisnack wegen des Verschwindens ihres Mannes bereits verhört worden, aber jetzt würde man gleich nach Lanoy fragen.
    Quellen erwog die Möglichkeit, Norm Pomrath bewachen zu lassen, um ihn an einem vorzeitigen Verschwinden zu hindern. Man hatte ihm in recht deutlichen Worten gesagt, daß er Donald Mortensen in Ruhe lassen sollte und daß man keinerlei Einmischung bei irgendwelchen registrierten Zeitreisenden wünschte. Koll hatte den Befehl von Giacomin erhalten, der ihn wiederum von Kloofman persönlich hatte: »Hände weg von Mortensen!«
    Sie hatten Angst, die Vergangenheit zu verändern. Quellen konnte die Furcht in ihnen spüren. Sie wurde stärker, je höher man hinaufging. Es lag in seiner Macht, die Säulen des Universums zum Einsturz zu bringen. Man konnte Donald Mortensen zum Beispiel zu einem Verhör bestellen und ihm einen Laserstrahl durch den Kopf jagen.
    »Tut mir leid. Er widersetzte sich der Verhaftung und mußte getötet werden.«
    Ja. Und dann würde Donald Mortensen niemals am vierten Mai in die Vergangenheit reisen. Was die gesamte Struktur der letzten Jahrhunderte verändern konnte. Sobald ich Mortensen erschieße, dachte Quellen, wird alles anders. Wir werden im Jahre 2257 von einer Armee glitschiger Tausendfüßler aus den Magellan-Wolken erobert – eine Eroberung, die die Nachkommen Donald Mortensens verhindert hätten, wenn ich ihn nicht so leichtsinnig niedergeschossen hätte.
    Quellen hatte nicht die Absicht, den Zorn der Hohen Regierung auf sich zu ziehen, indem er in die Abreise Donald Mortensens eingriff. Aber Norm Pomrath stand nicht auf der Liste der Zeitreisenden. Betraf ihn dann Kloofmans Verbot? Mußte Quellen überhaupt alles vermeiden, was zur Verhinderung eines

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