Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Zeitsprungs führen könnte?
    Das war sinnlos. Deshalb kam Quellen zu dem Entschluß, daß er seinen Schwager überwachen konnte, ohne etwas Verbotenes zu tun. Er würde seine Schritte unternehmen, um Norm an der Zeitreise zu hindern. Vielleicht machte es Helaine glücklich. Vielleicht, dachte Quellen, führte es auch tatsächlich zur Lösung dieses unangenehmen Auftrags.
    »Ich brauche Brogg«, sagte er in den Tischlautsprecher.
    Es stellte sich heraus, daß Brogg gerade außerhalb des Gebäudes eine Untersuchung führte. Leeward, der zweite Untersekretär, betrat Quellens Büro.
    Der Kriminalsekretär sagte: »Vielleicht habe ich eine Spur gefunden. Mein Schwager Norm Pomrath soll angeblich den Kontakt von Leuten suchen, die mit der Zeitreise zu tun haben. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt, aber ich möchte, daß es überprüft wird. Versehen Sie Pomrath mit einem Horcher und lassen Sie seinen Standort alle vierundzwanzig Stunden per Monitor überprüfen. Wenn er auch nur eine Silbe über die Zeitreise verliert, werden wir unsere Maßnahmen einleiten.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Leeward gleichgültig.
    »Dann ist da noch die Angelegenheit Lanoy. Ist in der Zwischenzeit etwas Neues bekanntgeworden?«
    »Noch nicht, Sir.«
    »Ich habe erfahren, daß Pomraths angeblicher Kontaktmann dieser Lanoy ist. Das ist also unser Schlüsselwort. Sorgen Sie dafür, daß die Monitoren auf den Namen programmiert werden. Es soll ein Warnzeichen ertönen, sobald Pomrath ihn ausspricht. Und ich möchte, daß man mich dann sofort holt.«
    Leeward ging und kümmerte sich um die Aufträge. Das bedeutete das Ende von Norm Pomraths Privatleben. Von jetzt bis zu dem Augenblick, in dem Quellen ihm den Horcher abnehmen ließ, konnte er weder seine Frau umarmen noch sich am Kopf kratzen, ohne daß ein Monitorsystem es aufzeichnete. Scheußlich. Auch Quellen war das Opfer eines solchen Horchers geworden, und er wußte, wie hinterhältig die Methode war. Denn auf diese Weise hatte der schuftige Brogg von der verbotenen Villa Quellens erfahren. Aber Quellen spürte kein eigentliches Bedauern über das, was er Norm Pomrath antat. Es ging um Helaines Wohl. Sie hatte ihn gebeten, Norm ins Gefängnis zu stecken, oder? Das hätte ihm noch viel weniger zugesagt. So hingegen würde er von der Verfolgung höchstwahrscheinlich nie erfahren. Und es konnte sein, daß er Quellen an den Ursprung des Zeitreise-Systems brachte. Auf alle Fälle würde es Pomrath schwerfallen, die Gegenwart zu verlassen, solange er überwacht wurde.
    Quellen ließ das Problem Pomrath für den Augenblick ruhen und wandte sich dringenderen Sachen zu. Die allgemeinen Verbrechensberichte des Tages waren auf seinem Schreibtisch gelandet. So sehr er sich mit dem Zeitreise-Auftrag beschäftigte, er hatte doch noch andere Pflichten. So mußte er alle Einzelheiten über Verbrechen nachlesen, die in seinem Bereich in Appalachia verübt wurden. Der Aktenstoß war jeden Tag gleich groß. Und Quellen wußte, daß auch die Verbrechen im großen und ganzen die gleichen sein würden.
    Er blätterte die Aufzeichnungen durch.
    Das Schlimmste daran war, daß ihn die Berichte nicht mehr schockierten. Von Jahr zu Jahr wurde er weniger empfindlich. Als er noch neu im Amt war, ein blutiger Anfänger der Klasse Elf, hatte ihn das Ausmaß an menschlicher Grausamkeit betäubt. Jetzt sah er nur noch Statistik darin, numerierte Bänder, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatten.
    Die Verbrechen erschienen ohne Motiv. Die Hohe Regierung hatte fast alle Ursachen der früheren Verbrechen abgeschafft – Hunger, Not, unbefriedigte Triebe. Jeder erhielt sein Geld, ob er Arbeit hatte oder nicht, und es gab genug Nahrung für alle, gesunde, wenn auch nicht besonders schmackhafte Kost. Niemand wurde zu Raub oder Diebstahl gezwungen, weil seine Familie am Verhungern war. Drogen für Süchtige waren überall zu haben. Die Regierung sorgte dafür, daß Bedürfnisse aller Art befriedigt werden konnten. Es hieß daß diese Maßnahmen ein Zeichen der Reife seien. Dadurch, daß die Hohe Regierung fast alle Dinge genehmigte, mußte niemand ein Verbrechen begehen. Denn das Verbotene reizt mehr als das Erlaubte.
    Sicher. Die Motive für ein Verbrechen waren zum größten Teil ausgeschaltet. Aber das Verbrechen selbst blieb. Quellen hatte genügend Beweise für diese düstere Tatsache. Diebstahl, Mord, Vergewaltigungen – jetzt waren sie eine Art Sport. Man brauchte keinen zwingenden Grund mehr. Besonders das höhere

Weitere Kostenlose Bücher