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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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verdammt gut bei Ersatzplänen. Dann vervollständigte ich meine Einkaufsliste bei meinem bevorzugten Bergsteigerausrüster in Thamel. Die Besitzerin, eine Tibetanerin, legte ihre Ausgabe von The Far Pavilions beiseite, unterbrach ihr Armaerobic und besorgte mir alle Kleidungsstücke, die ich verlangte, sogar in den richtigen Farben. Lediglich eine zweite Dodgers-Mütze hatte sie nicht auf Lager, doch ich bekam statt dessen eine dunkelblaue ›ATOM‹-Baseballmütze.
    Ich zeigte darauf. »Was hat dieses ›ATOM‹ überhaupt zu bedeuten?« Denn in ganz Nepal gab es Kappen und Jacken mit diesem Wort darauf. War es eine Firma, und wenn ja, was für eine?
    Sie zuckte die Achseln. »Das weiß niemand.«
    Umfassende Werbung für ein unbekanntes Produkt: noch eins der Großen Geheimnisse von Nepal. Ich stopfte meine neuen Besitztümer in meine Tasche und ging. Ich war auf dem Weg nach Hause, als mir jemand in der Menge hinter mir auffiel. Nur einen Blick, und ich hatte ihn entdeckt, wie er gerade in einen Kiosk schlüpfte: Phil Adrakian.
    Jetzt konnte ich nicht nach Hause gehen, jedenfalls nicht direkt. Also ging ich ins Katmandu Guest House direkt nebenan und sagte einem der arroganten Portiers dort, daß Jimmy Carter dem Haus in zehn Minuten einen Besuch abstatten und jeden Augenblick sein Sekretär eintreffen würde. Ich ging in den schönen Garten weiter, der das Guest House so bekannt gemacht hatte, und kletterte an einer niedrigen Stelle über die hintere Mauer. Eine leere Gasse weiter, in der sich Müll stapelte, um die Ecke, über eine weitere Mauer und vorbei am Lodge Pleasant oder Pheasant in den Innenhof des Star. Ich kam mir ziemlich sicher und so weiter vor, als ich einen von Carters Geheimdienstmännern sah, der vor der Tantric-Second-Hand-Buchhandlung stand. Da ich jedoch schon auf dem Hof war, ging ich weiter und eilte zu meinem Zimmer hinauf.

13

    »Sie müssen euch hierher gefolgt sein«, sagte ich zu unserer kleinen Gruppe. »Ich glaube, sie nehmen wohl wirklich an, wir hätten gestern eine Entführung geplant.«
    Nathan stöhnte auf. »Adrakian hat sie wahrscheinlich überzeugt, daß wir zu der Gruppe gehören, die diesen Sommer im Hotel Annapurna eine Bombe gelegt hat.«
    »Das müßte sie eigentlich beruhigen«, sagte ich. »Als die Bombe hochging, hat die Opposition augenblicklich dem König geschrieben und ihm mitgeteilt, sie würde alle Aktionen gegen die Regierung einstellen, bis die Behörden die kriminellen Elemente unter ihnen festgenommean habe.«
    »Hindu-Guerrillas sind schon tolle Hechte, was?« sagte Freds.
    »Auf jeden Fall«, fuhr ich fort, »bedeutet das, daß wir einen verdammt guten Grund haben, unseren Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Freds, bist du sicher, daß du mitmachen willst?«
    »Klar bin ich sicher! Den Spaß will ich mir nicht entgehen lassen.«
    »Na schön. Wir bleiben diese Nacht lieber hier, nur für alle Fälle. Ich koche uns eine Hühnersuppe.«
    Also nahmen wir eine spartanische Mahlzeit aus Curryhühnersuppe, Nebico-Waffeln, weißer Toblerone-Schokolade, Gummibärchen und jodiertem Seetang ein. Als Nathan sah, wie Buddha sich über die Gummibärchen hermachte, schüttelte er den Kopf. »Wir müssen ihn schnell hier rausbringen.«
    Nachdem wir gegessen hatten, legte sich Sarah aufs Bett, und Buddha gesellte sich augenblicklich zu ihr, mit einem völlig unschuldigen Blick in den Augen, als wolle er sagen: Was, ich? Ich schlafe doch hier, oder? Ich sah, daß Nathan die Sache etwas argwöhnisch betrachtete; schließlich machte er sich am Fußende des Bettes bequem. Ich ging davon aus, daß es keine Probleme geben würde. Freds und ich warfen die schimmligen Schaumstoffunterlagen zusammen, die ich besaß, und legten uns auf den Boden.
    »Glaubt ihr nicht, daß Buddha bei dem Flug morgen ausflippen wird?« fragte Sarah, als wir das Licht ausgemacht hatten.
    »Bislang scheint ihn nichts aus der Fassung zu bringen«, sagte ich. Aber ich hatte mich das auch schon gefragt; ich selbst flog auch nicht allzu gern.
    »Ja, aber er hat noch nie auch nur etwas annähernd Vergleichbares getan.«
    »Es ist so ähnlich, als ob man auf einer hohen Klippe steht. Verglichen mit unserer Fahrradfahrt ist Fliegen ein Kinderspiel.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Nathan, schon wieder besorgt. »Sarah könnte recht haben – Fliegen kann selbst für Leute aufregend sein, die schon oft geflogen sind.«
    »Das ist normalerweise der Kern des Problems«, sagte ich

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