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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ahmte er den Gang des Yeti genau nach: etwas steif in der Hüfte und krummbeinig, ein schaukelnder Matrosengang, aus dem er sich anscheinend jeden Augenblick auf alle viere fallen lassen konnte. Ich konnte es kaum glauben.
    Die Straßen waren fast leer; ein Brotlieferant, streunende Hunde (sie bedachten Freds mit keinem Blick – würde uns das nicht verraten?), der alte Bettler und seine junge Tochter, ein paar Kaffeefreaks vor der German Pumpernickel Bakery, Ladenbesitzer, die ihre Geschäfte öffneten … Ein paar Schritte weiter gingen wir an einem am Straßenrand stehenden Taxi mit drei Männern darin vorbei, die sorgsam in die andere Richtung sahen. Abendländer. Ich eilte weiter. »Kontakt«, murmelte ich Freds zu. Er pfiff nur etwas.
    Auf dem Times Square stand ein Taxi; der Fahrer schlief. Wir sprangen hinein, weckten ihn und baten ihn, uns zum Busbahnhof zu fahren. Das Taxi, an dem wir vorbeigegangen waren, folgte uns. »Sie haben angebissen«, sagte ich zu Freds, der die Aschenbecher beschnüffelte, am Polster leckte und sich aus dem Fenster lehnte, um wie ein Hund nach Luft zu schnappen. »Übertreib's nicht«, sagte ich; ich hatte Angst, daß meine Dodgers-Mütze mit dem ganzen festgeklebten Haar fortfliegen könnte.
    Wir fuhren am großen Uhrenturm vorbei, hielten an, stiegen aus und bezahlten den Taxifahrer. Unser Schatten blieb ein Stück weiter die Straße hinauf stehen, wie ich zufrieden feststellte. Freds und ich gingen die breite, schlammige Auffahrt zum Busbahnhof hinab.
    Der Busbahnhof war ein großer, morastiger Hof, der etwa anderthalb oder zwei Meter unter der Straßenebene lag. Dutzende von Bussen standen kreuz und quer auf dem Hof, und ihre Reifen hatten den Schlamm aufgewühlt, bis der Hof wie ein Verdun von Fahrzeugen aussah. Sämtliche Busse gehörten Privatfirmen – normalerweise ein Bus pro Firma mit einer einzigen vorgegebenen Strecke –, und alle Fahrkartenverkäufer in den Buden aus Holz und Zeltstoff am Eingang schrien auf uns ein, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen, als seien wir ohne ein bestimmtes Ziel im Sinn gekommen und würden den Verkäufer aussuchen, der uns das lauteste Angebot machte.
    Was diesmal ja beinahe auch zutraf. Doch ich entdeckte den Verkäufer für den Bus nach Jiri, wohin ich Freds eigentlich schicken wollte, und erstand zwei Fahrkarten, wobei mich alle anderen Verkäufer umschwärmten und meine Wahl kritisierten. Freds ging ein wenig in die Hocke und schaute angemessen mißmutig drein. Ein großer Tumult entstand; eine der Firmen hatte ihr Recht durchgesetzt, den Hof als nächste zu verlassen, und nun versuchte ihr Bus, es die Auffahrt hinauf zu schaffen, die die einzige Zufahrt zum Hof darstellte.
    Eine jede Abfahrt stellte höchste Ansprüche an den Fahrer, das Getriebe und die Reifen des Busses und die beratenden Fähigkeiten der um ihn herumstehenden Fahrkartenverkäufer. Nach zahlreichem Schalten und Rangieren schoß dieser hell angestrichene Bus die Schräge hinauf, und die Debatte über den Fahrplan begann erneut. Nur drei Busse hatten freien Zugang zur Auffahrt, und der Streit zwischen den Verkäufern war hitzig.
    Ich nahm Freds an die Hand, und wir wanderten auf dem von den Reifen zerwühlten Gelände herum und suchten nach dem Bus nach Jiri. Schließlich fanden wir ihn: wie alle anderen Busse farbenfroh gelb, blau, grün und rot lackiert, aber zusätzlich noch mit etwa vierzig Darstellungen von Ganesh auf der Windschutzscheibe, die dem Fahrer helfen sollten, besser zu sehen. Wie üblich war der ›andere Bus‹ der Firma nicht da, und dieser war überfüllt. Wir drängten uns an Bord und durch die dicht an dicht stehenden Menschen auf dem Gang und fanden dann hinten noch freie Plätze. Die Nepali fahren gern vorn mit. Nachdem noch weitere Passagiere zugestiegen waren, wurde es sogar hinten sehr eng. Aber Freds hatte einen Fensterplatz, und darauf kam es mir ja an.
    Durch das schlammverkrustete Glas konnte ich unsere Verfolger ausmachen: Phil Adrakian und zwei Männer, die vielleicht zum Geheimdienst gehörten, obwohl ich mir nicht ganz sicher war. Sie wehrten die Fahrkartenverkäufer ab und versuchten gleichzeitig, auf den Hof zu gelangen, keine leichte Aufgabe. Als sie den Verkäufern auswichen, gerieten sie auf die Auffahrt und wurden beinahe von dem Bus überfahren, der gerade hinaufjagte; einer rutschte beim Ausweichen im Schlamm aus und fiel auf den Hintern. Die Fahrkartenverkäufer hatten ihre helle Freude daran. Adrakian und die beiden

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