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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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anderen eilten davon und schlenderten von einem Bus zum anderen, wobei sie den Eindruck zu erwecken versuchten, eigentlich nach nichts im besonderen zu suchen. Sie wurden von den beharrlicheren Verkäufern verfolgt und blieben gelegentlich schon mal im Schlamm stecken, und ich befürchtete nach einer Weile schon, daß sie uns nicht finden würden. Und sie brauchten dafür auch etwa zwanzig Minuten. Aber dann sah einer Freds am Fenster, und sie gingen hinter einem Bus in Deckung, der bis zu den Achsen im Schlamm eingesunken war, und versuchten die Verkäufer mit verzweifelter Zeichensprache zu verscheuchen. »Sie haben endgültig angebissen«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte Freds, ohne die Lippen zu bewegen.
    Der Bus war nun endgültig voll; eine alte Frau hatte sich sogar zwischen Freds und mich gedrängt, was mir sehr gut in den Kram paßte. Aber für ihn würde es eine fürchterliche Fahrt werden. »Du nimmst für unsere Sache wirklich einiges auf dich«, sagte ich zu Freds, als ich mich anschickte, den Bus zu verlassen.
    »Kein Hroblem«, sagte er wieder, ohne den Mund zu bewegen. »Ich 'ahr gern 'us!«
    Irgendwie glaubte ich ihm. Ich kämpfte mich auf den Gang und verabschiedete mich. Unsere Schatten beobachteten die einzige Tür des Busses, aber das war wirklich kein Problem. Ich drängte mich einfach zwischen den Nepali durch, deren Vorstellung von persönlicher ›Körperfreiheit‹ ziemlich genau auf den Raum beschränkt ist, den ihre Körper tatsächlich einnehmen und stieg aus einem Fenster auf der anderen Seite des Busses aus. Unsere Beschatter konnten unmöglich durch das Businnere sehen, und so hatte ich freie Hand. Ich entschuldigte mich bei dem Sherpa, auf dem ich saß, öffnete mit einigen Schwierigkeiten das Fenster und kletterte hinaus. Der Sherpa half mir überaus höflich dabei, ohne sich im geringsten anmerken zu lassen, daß etwas Ungewöhnliches vor sich ging, und ich sprang hinab in den Schlamm. Kaum jemand im Bus bemerkte überhaupt, daß ich ihn verlassen hatte. Ich schlich mich durch das Niemandsland der hinten stehenden Busse, war ziemlich schnell wieder auf der Durbar Marg und fuhr mit einem Taxi zum Star zurück.

15

    Ich brachte den Taxifahrer dazu, fast in der Lobby des Star zu parken, und Buddha ließ sich wie ein Stürmer, der im Strafraum angerempelt wurde, auf den Rücksitz fallen. Während der Fahrt hielt er den Kopf gesenkt, nur um ganz sicher zu gehen, und das Taxi brachte uns zum Flughafen.
    Die Dinge verliefen genau nach meinem Plan, und Sie glauben vielleicht, ich wäre ziemlich zufrieden gewesen, aber in Wirklichkeit war ich viel nervöser als den gesamten Morgen über. Denn wir fuhren ja zum Abfertigungsschalter der RNAC. Sie wissen schon …
    Als ich zum Schalter ging und mich dort nach dem Flug erkundigte, erklärte die Angestellte mir, er sei für heute abgesagt worden.
    »Was?« rief ich. »Abgesagt? Weshalb?«
    Nun war unser Gegenüber die schönste Frau auf der Welt. Das erlebt man in Nepal ständig – in dem Land geht man an einer Bäuerin vorbei, die auf einem Reisfeld arbeitet, und sie schaut auf und hat ein Gesicht wie vom Titelbild des Cosmopolitan, nur doppelt so schön und ohne das Vampirmake-up. Diese Angestellte der Fluggesellschaft hätte in New York eine Million pro Jahr als Model machen können, sprach jedoch nicht viel Englisch, und als ich sie nach dem Grund fragte, sagte sie »Es regnet!« zu mir und sah an mir vorbei zum nächsten Passagier.
    Ich atmete tief ein. Vergiß die RNAC nicht, dachte ich. Was hätte die Rote Königin gesagt? Ich deutete aus dem Fenster. »Es regnet überhaupt nicht. Sehen Sie selbst.«
    Das war zuviel für sie. »Es regnet«, wiederholte sie. Sie sah sich nach ihrem Vorgesetzten um, und er kam hinüber; ein dünner Hindu mit einem roten Punkt auf der Stirn. Er nickte knapp. »Es regnet in J–.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, ich habe auf der Kurzwelle den Wetterbericht von J– gehört, und außerdem können Sie nach Norden sehen und sich selbst überzeugen. Es regnet nicht.«
    »Die Landebahn in J– ist zu naß«, sagte er.
    »Es tut mir leid«, sagte ich, »aber Sie sind gestern zweimal dort gelandet, und seitdem hat es nicht mehr geregnet.«
    »Wir haben mechanische Schwierigkeiten mit dem Flugzeug.«
    »Es tut mir leid, aber Sie haben da draußen eine ganze Flotte kleiner Maschinen, und wenn eine ein Problem hat, ersetzen Sie es einfach durch ein anderes. Ich weiß es, ich habe hier einmal dreimal die

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