Flucht aus Katmandu
mitfühlend.
Freds mischte sich in die Debatte ein: »Machen wir ihn vor dem Flug doch einfach high. Besorgen wir ihm eine gute Haschpfeife und schicken wir ihn auf die Reise.«
»Du bist verrückt!« sagte Nathan. »Das würde ihn nur noch mehr ausflippen lassen!«
»Nee.«
»Er würde nicht wissen, was er davon halten soll«, sagte Sarah.
»Ach ja?« Freds richtete sich auf einen Arm auf. »Glaubt ihr wirklich, die Yetis hätten da oben die ganze Zeit inmitten dieser Haschpflanzen gelebt und nicht herausgefunden, was es mit ihnen auf sich hat? Nichts da! Deshalb hat sie wahrscheinlich auch noch nie jemand gesehen! Mann, die Haschpflanzen sind da oben so groß wie Kiefern! Wahrscheinlich essen sie sogar die Knospen.«
Nathan und Sarah bezweifelten dies, und sie bezweifelten auch, daß es klug sei, sich in solch einem kritischen Augenblick auf irgendwelche Experimente einzulassen.
»Hast du Hasch?« fragte ich Freds interessiert.
»Nee. Bevor dieser Ama Dablam-Trek durchkam, wollte ich zu einer Bergdschungelexpedition, die Doug Scott zusammengestellt hat, nach Malaysia fliegen. Also hab' ich mir das ganze Zeug vom Hals geschafft. Ich meine, ob man mit Drogen nach Malaysia fliegen sollte, ist nicht gerade eine der schwierigeren Fragen beim IQ-Test, du verstehst? Als ich aufbrechen mußte, hatte ich noch zu viel zu rauchen, und als ich von Namche nach Lukla trampte, stopfte ich meine Pfeife und warf diesen Brocken einfach weg, einen wahren Monsterbrocken von vielleicht zehn Gramm. Und ich ließ ihn einfach da liegen! Ließ ihn einfach auf dem Boden liegen! Das hatte ich immer schon mal tun wollen.
Auf jeden Fall habe ich nichts mehr. Wenn du willst, könnte ich das unten auf der Straße in einer Viertelstunde ändern, wenngleich …«
»Nein, nein, schon in Ordnung.« Ich konnte bereits das gleichmäßige Atmen Buddhas hören, der über mir schnell eingeschlafen war. »Er wird morgen ausgeruhter sein als irgendeiner von uns.« Und das stimmte.
14
Wir standen vor Anbruch der Dämmerung auf, und Freds zog die Klamotten an, die Buddha am Tag zuvor getragen hatte. Wir klebten Freds ein paar Büschel von Buddhas Rückenfell ins Gesicht, die als Bart dienen sollten. Wir hatten sogar etwas von dem rotbraunen Fell in die Innenseite der Dodgers-Mütze geklebt, damit sie hinten hinabhing. Fäustlinge und ein großes Paar Schneestiefel vervollständigten die Verkleidung; noch die Sonnenbrille auf seine Nase, und er sah zumindest genauso seltsam aus wie Buddha im Sheraton. Freds schritt im Zimmer auf und ab, um sich an die Verkleidung zu gewöhnen. Buddha betrachtete ihn mit diesem überraschten Blick, und Freds war wieder obenauf. »Ich sehe wie dein lange verschollener Bruder aus, was, Buddha?«
Nathan brach verzagt auf dem Bett zusammen. »Das wird einfach nicht klappen.«
»Das hast du letztes Mal auch gesagt«, wandte ich ein.
»Genau! Und sieh dir doch an, was daraus geworden ist! Nennst du das klappen? Willst du mir sagen, daß es gestern geklappt hat?«
»Na ja, das kommt darauf an, was du mit klappen meinst. Ich meine, wir sind doch hier, oder?« Ich packte meine Tasche. »Immer mit der Ruhe, Nathan.« Ich legte eine Hand auf seine Schulter, und Sarah legte ihre beiden Hände auf seine andere Schulter. Das richtete ihn etwas auf, und ich lächelte Sarah zu. Diese Frau war zäh; sie hatte im Sheraton unseren Arsch gerettet und verlor auch während des Wartens nicht die Nerven. Ich hätte eigentlich nichts dagegen gehabt, sie zu bitten, mich auf einen langen Trek in den Himalaja zu begleiten, und sie bekam das mit und schenkte mir ein kurzes Lächeln, das mir sagen sollte, daß sie es zu würdigen wußte, aber auch, daß ich keine Chance hatte. Außerdem wäre es mir vorgekommen, den guten alten Nathan zu hintergehen, als hätten die Dodgers Steve Garvey aus dem Vertrag entlassen. Solche Menschen kann man nicht hintergehen, nicht, wenn man hinterher noch in den Spiegel sehen können will.
Freds hatte sich mittlerweile Buddhas Haltung und Gang ausreichend eingeprägt, und er und ich verließen das Zimmer. Freds blieb stehen und warf noch einen traurigen Blick zurück, und ich zerrte ihn weiter, verwirrt über seine sentimentale Anwandlung; wir wollten von niemandem außerhalb des Star gesehen werden, bis wir unten waren.
Aber ich muß sagen, daß Freds insgesamt eine erstaunliche Leistung vollbrachte. Er hatte gar nicht so viel von Buddha gesehen, doch als wir über den Hof und auf die Straße gingen,
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